Das islam- und fremdenfeindliche Pegida-Bündnis hat zwischen 3.500 und 4.000 Anhänger für seine erste Kundgebung 2016 mobilisieren können. Das teilte die studentische Forschungsgruppe "Durchgezählt" nach einer ersten Vor-Ort-Zählung am Montagabend in Dresden mit. Zur vorhergehenden Veranstaltung vor Weihnachten waren zwischen 6.000 und 8.000 Menschen gekommen.
Slowake angegriffen und verletzt
Nach knapp zweieinhalb Stunden im Schneeregen waren die Kundgebung und der "Spaziergang" durch die Dresdner Innenstadt beendet.
Kurz
vor Schluss gab es unweit des Veranstaltungsortes einen Zwischenfall,
bei dem ein aus der Slowakei kommender Mann verletzt wurde. Er gab bei
der Polizei an, die Angreifer hätten schwarz-weiß-rote Mützen getragen.
Die Beamten nahmen in einem Linienbus die Personaldaten von neun
Verdächtigen auf. Die Ermittlungen liefen am Dienstag noch.
Polizei ermittelt auch bei Pegida-Gegnern
Auch bei der Gegendemonstration von
GEpIDA (Genervte Einwohner protestieren gegen Intoleranz Dresdner
Außenseiter) mussten die Sicherheitskräfte einschreiten. Einige der laut
"Durchgezählt" etwa 180 Teilnehmer hatten "Feuer und Flamme den
Abschiebebehörden" skandiert. Die Polizisten hatten den Verdacht, dass
es sich um eine öffentliche Aufforderung zu Straftaten handelt und
leiteten entsprechende Ermittlungen ein. Dazu wurde die Identität von
vier Männern festgestellt. Abgesehen davon verlief auch diese
Veranstaltung unter dem Motto " Kaltland – Wir zeigen Wärme" friedlich.
Nach deren Abschluss schlossen sich die Demonstranten einer
Kerzenprozession für den Frieden an. Zu ihr hatten die Dresdner
Nagelkreuzzentren nach dem Friedensgebet in der Kreuzkirche eingeladen.
Die
Polizei war mit 256 Beamten im Einsatz und sorgte vor allem zwischen
Schloss- und Theaterplatz dafür, dass beide Seiten nicht in direkten
Kontakt kamen.
Wenige Teilnehmer in Leipzig
In Leipzig endete am Montagabend ebenfalls die Weihnachtspause ohne Demonstrationen. Laut "Durchgezählt" folgten 270 bis 320 Menschen dem Ruf des Legida-Bündnisses und zogen über einen Teil des Stadtrings. Auf der Gegenseite hatten sich nach Angaben von "Durchgezählt" 350 bis 400 Teilnehmer versammelt, um gegen den Aufzug zu protestieren. Neben "NoLegida" waren laut Polizei drei weitere Gegenkundgebungen angemeldet worden, die aber wieder abgesagt wurden oder mangels Zulauf ausfielen. Lediglich vor der Nikolaikirche gab es eine Spontandemo mit wenigen Teilnehmern. Zwischenfälle gab es der Leipziger Polizei zufolge nicht.
Zum "Geburtstag" nach Leipzig eingeladen
Am kommenden Montag könnten in Leipzig wieder mehr Menschen auf der Straße sein, während es in Dresden ganz ruhig bleibt. Der Grund: Pegida-Chef Lutz Bachmann rief die Anhänger der Bewegung in der Landeshauptstadt dazu auf, am 11. Januar nach Leipzig zu fahren, um Legida beim Begehen des ersten Jahrestags von deren Demonstrationen moralisch und personell zu unterstützen. In Leipzig haben Vertreter der Stadt und der Kirche deshalb bereits einen friedlichen Gegenprotest angekündigt. Geplant ist eine Menschenkette rund um die historische Leipziger Innenstadt.
Wo ist die Hymne geblieben?
Unterdessen ist die Pegida-Hymne "Gemeinsam sind wir stark!" aus dem Downloadangebot des Internethändlers Amazon verschwunden. Zu den Gründen gibt es unterschiedliche Aussagen. Die Mitteilung des Konzerns, der Vertriebspartner habe sich entschieden, den Song zu entfernen, bezeichnete Pegida-Chef Bachmann als Falschbehauptung. Derzeit werde versucht herauszufinden, wo der Fehler liege. Amazon hatte angekündigt, die Erlöse des für 1,29 Euro angebotenen Instrumentalstücks für Projekte zur Unterstützung von Flüchtlingen spenden zu wollen.