Verletzte Polizisten, hohe Schäden: Entsetzen nach Krawallen in Leipzig

Erstveröffentlicht: 
14.12.2015
+++ Protest gegen Neonazi-Demo eskaliert +++ Brennende Barrikaden in Südvorstadt +++ Feuerwehr angegriffen

VON FRANK DÖRING, MATTHIAS PUPPE UND SABINE FUCHS

 

Leipzig. Brennende Müllcontainer, zerschlagene Scheiben, viele Verletzte: Leipzig hat am Wochenende den seit Jahren schlimmsten Gewaltausbruch bei Demonstrationen erlebt. Mutmaßliche Linksautonome haben sich vor allem in der Südvorstadt Straßenschlachten mit der Polizei geliefert und große Schäden angerichtet. Auslöser der Randale war ein Aufmarsch von etwa 150 Neonazis.

 

Die anfangs friedlichen Proteste von etwa 2500 linken Gegendemonstranten wurden ab Sonnabendnachmittag von Straßenschlacht-Szenen überlagert. Vermummte warfen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper, Polizisten gingen mit Wasserwerfern und Reizgas gegen die schwarz gekleideten Randalierer vor. Die Polizei sprach von bis zu 1000 Gewaltbereiten unter den Demonstranten. Die Bilanz der Krawalle: 69 verletzte Polizeibeamte – zwei von ihnen sogar schwer – 50 beschädigte Dienstfahrzeuge, dazu zerstörte Straßenbahnhaltestellen und beschädigte Autos sowie Dutzende zertrümmerte Fensterscheiben. Die Gewalttätigen hätten unter anderem faustgroße Steine aus dem Gehwegpflaster der Karl-Liebknecht- und Schenkendorfstraße gebrochen und damit Polizisten beworfen. „Die Anzahl der Wurfgeschosse dürfte deutlich dreistellig gewesen sein“, heißt es im Einsatzbericht weiter. Selbst die Feuerwehr, die brennende Barrikaden löschen wollte, sei angegriffen worden.

 

Die Staatsanwaltschaft Leipzig leitete zahlreiche Verfahren wegen schweren Landfriedensbruchs ein, wie Behördensprecher Ricardo Schulz gestern sagte. „Das war ein Gewaltexzess.“ Einige der Randalierer habe die Polizei ermitteln können. Die Ermittlungen richteten sich zunächst ausschließlich gegen die linksautonome Szene.

 

Zugleich gab es aber auch Kritik am Vorgehen der Polizei. Nach Ansicht des Leipziger Demobeobachtungsteams seien die angewandten Maßnahmen zu rabiat gewesen. Auch heftige Ausschreitungen ermächtigten die Polizei nicht, „ihre Eingriffsmittel und deren Intensität willkürlich zu wählen“, heißt es in einer Mitteilung der Gruppe, die seit Monaten die Proteste gegen rechte Aufmärsche in Leipzig begleitet. Es sei wiederholt auch gegen Personen vorgegangen worden, „die erkennbar keine Gefahr darstellten“. Die Polizei habe mit Wasserwerfern auch Unbeteiligte getroffen. Auch die Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel kritisierte das harte Vorgehen: „Mit Tränengasgeschossen und körperlicher Gewalt gegen Demonstrierende wurden an vielen Stellen Grenzen überschritten. Zum Ende hin wurden Straßen mit Wasserwerfern freigeräumt und willkürlich Menschen eingekesselt.“