Legida-Protest - Körperverletzung: Demonstrant aus Leipzig erstattet Anzeige gegen die Polizei

Erstveröffentlicht: 
13.11.2015

Marius Schmidt wird auf einer Gegendemonstration zu Legida von Polizisten verletzt und ist anschließend eine Woche arbeitsunfähig. Der 20-Jährige erstattet Anzeige, seine Familie verfasst einen Brief an den Polizeipräsident.

 

Leipzig. Marius Schmidt ist vergangenen Montag, wie fast jede Woche, gegen Legida auf die Straße gegangen. Er und seine Freundin schlossen sich am Hallischen Tor einer Spontankundgebung an. Kurz nach 19 Uhr packten ihn plötzlich mehrere Polizisten von hinten und zogen ihn aus der Menge. Nach Aussagen des 20-Jährigen sei er gegen die Hauswand am Brühl gedrückt und anschließend von vier Personen abgeführt worden.

 

Von dieser Szene hat LVZ.de eine Videosequenz :

 

Die Beamten hätten ihm in den Bauch geschlagen, sowie mit Schutzanzügen und Knien sein Gesicht verletzt. Als sie ihn hinter einem Polizeiauto abgelegt und die Hände auf dem Rücken fixiert hatten, betrachteten sie seine Schuhe. Daraufhin sollen sie gesagt haben: „Wir haben den Falschen erwischt“. Denn Schmidt trug Adidas-Sportschuhe, die Beamten suchten wohl einen Mann mit Nikes. Die Polizei brachte ihn schließlich zum Intercity Hotel und fragte, ob er einen Arzt brauche. Nach einer ersten Untersuchung wurde er mit dem Krankenwagen in die Klinik geschickt, um einen Nasenbeinbruch und innere Verletzungen auszuschließen.

 

Kriminalpolizei übernimmt Ermittlung


„Ich habe starke Prellungen im Gesicht, leichte Prellungen am Bauch, ein Schleudertrauma sowie eine Zerrung im Nacken davon getragen“, erklärte der Betroffene gegenüber LVZ.de. Eine Woche ist der 20-Jährige deshalb krankgeschrieben. Gleich am Dienstag ging Schmidt mit seinem Vater zur Polizei und erstattete „Anzeige gegen vier Beamte im Dienst wegen Körperverletzung“. Das bestätigte die Leipziger Polizei auf Anfrage. Sprecher Uwe Voigt erklärte: „Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen. Es muss nun erst einmal herausgefunden werden, aus welchem Bundesland die Beamten kommen.“ Zudem wolle die Polizei alle erforderlichen Maßnahmen treffen, um eine Verdunkelung des Delikts zu verhindern.

 

In einem weiteren Schritt richtete Familie Schmidt am Donnerstag einen Brief an den Polizeipräsidenten. Darin baten sie um ein Gespräch mit Bernd Merbitz, „da aus unserer Sicht nur der Dialog die Basis für ein demokratisches Miteinander in einem Rechtsstaat bildet.“ Zudem schreibt die Familie: „Enttäuscht und entsetzt sind wir leider immer wieder, in welcher Form ein Teil der Einsatzkräfte gegen diejenigen vorgeht, die sich auf angemeldeten Demonstrationen gegen Legida engagieren. (…) Auch wenn ihre Einsatzkräfte sicherlich unterbesetzt und Woche für Woche unter enormem Stress stehen, rechtfertigt dies unter keinen Umständen den Einsatz von Gewalt.“

 

Von Anne Grimm