Polizei muss Flüchtlingszug absichern

Erstveröffentlicht: 
27.10.2015
„Demonstranten“ bewerfen Busse und DRK-Fahrzeuge

VON CHRISTIANE RAATZ

 

Freiberg. Bei Protesten gegen ankommende Flüchtlinge am Freiberger Bahnhof sind drei Polizisten leicht verletzt worden. Rund 200 Polizisten mussten am Sonntagabend die Ankunft eines Sonderzugs aus Passau mit mehr als 700 Flüchtlingen sowie deren Weiterreise per Bus nach Leipzig und Dresden absichern. Etwa 400 Demonstranten – darunter auch Rechtsextreme – hatten unter anderem mit Sitzblockaden versucht, die Abfahrt der Busse zu verhindern. Auf ihrem Weg aus Freiberg heraus wurden die Konvois aus Bussen, Polizei- und DRK-Fahrzeugen mit Lebensmitteln beworfen. Ein Fahrzeug der Polizei wurde beschädigt.

 

Nach Einschätzung der Landesdirektion handelte es sich um bisher in Sachsen „beispiellose Auseinandersetzungen“. „Dass ein Transport sowie die Mitarbeiter massiv angegriffen wurden, das haben wir in dieser Form so noch nicht gehabt“, sagte ein Sprecher der Landesdirektion gestern. Acht Strafanzeigen wurden gestellt, zwei Platzverweise ausgesprochen, wie die Polizei gestern mitteilte. Festnahmen habe es keine gegeben, erklärte ein Behördensprecher.

 

In den sozialen Netzwerken wurde vorher spontan zu dem Protest aufgerufen. Auch rund 50 Gegendemonstranten hatten sich laut Polizei vor dem Bahnhof versammelt. Zwischen den beiden Seiten habe eine aufgeheizte und aggressive Stimmung geherrscht, hieß es.

 

Mit Bussen wurden die 721 Asylsuchenden weiter zu verschiedenen Unterkünften nach Dresden und Leipzig gebracht. Die Polizei löste die Sitzblockaden mit „unmittelbarem Zwang“ auf, in einem Fall kamen Pfefferspray und Schlagstock zum Einsatz.

 

Am Morgen nach den Protesten hatte sich die Situation am Freiberger Bahnhof wieder normalisiert. „Die Lage ist ruhig“, sagte eine Polizeisprecherin. Nach Angaben der Landesdirektion wird derzeit kein neuer Flüchtlingszug in Freiberg erwartet. Allerdings werde die Ankunft von Sonderzügen aus Bayern sehr kurzfristig angekündigt. Trotz der Proteste sei Freiberg auch weiterhin einer von vier möglichen Ankunftsstationen für Flüchtlingszüge in Sachsen. „Da gibt es nicht so viele Bahnhöfe, die für die Ankunft und das Umsteigen auf Busse geeignet sind.“