Am Donnerstag, den 15. Oktober 2015 fand in Heilbronn die „Nacht der Ausbildung“ statt. Dieser Abend soll SchülerInnen die Möglichkeit geben, sich direkt in Betrieben der Region über die verschiedenen Ausbildungsstellen zu informieren. Durch extra eingerichtete Shuttlebusse konnten Interessierte zwischen den unterschiedlichen Firmensitzen hin und her pendeln. Mitten unter diesen unterschiedlichen Betrieben inszenierte sich auch die Bundeswehr mit ihrem Karrieretruck im Hinterhof des ZEAG Gebäudes in der Weipertstraße 41, 74076 Heilbronn.
Die Bundeswehr versucht sich in Heilbronn immer wieder als normaler Arbeitgeber zu präsentieren. Seit dem Wegfallen der Wehrpflicht werden andere Wege gesucht, um neue SoldatInnen zu rekrutieren. So wurde eine Werbeoffensive in Bildungseinrichtungen gestartet, Werbeoffiziere versuchen Jugendliche, in Schulen und auf Bildungsmessen, für den „Dienst an der Waffe“ zu begeistern und die Bundeswehr wirbt in verschiedene Medien wie Radio, Fernsehen oder der Jugendzeitschrift BRAVO für „das Abenteuer des Lebens“. Dass dieses „Abenteuer“ das eigene und fremde Leben kosten und psychische Krankheiten herbeiführen kann, wird dabei völlig verschwiegen. Und auch, dass man sich mit dem „Dienst an der Waffe“ für einen Dienst für die wirtschaftlichen Interessen der BRD entscheidet, wird logischerweise nicht erklärt.
Die zweite Schiene der Bundeswehr, zur Schaffung öffentlicher Akzeptanz, ist ihre Selbstdarstellung als Wohltäter. Einerseits durch die Rechtfertigung ihrer Auslandseinsätze durch „humanitäre Gründe“ wie Frauenrechte oder Brunnenbau, andererseits durch Benefizkonzerte der Bundeswehr Big Band.
Mit oben genannten Mitteln versucht die Bundeswehr ein Bild von sich zu zeichnen, das in keiner Weise mit der Realität übereinstimmt. Kriege für wirtschaftliche Interessen zu führen, ist weder ein normaler Beruf, noch humanitär.
Um dieses Bild ein wenig gerade zu rücken, haben wir, der Arbeitskreis Internationale Solidarität Heilbronn (AKISHN), die Werbeveranstaltung der Bundeswehr gestört. Die Bundeswehr ist an diesem Abend groß aufgefahren. Vor dem Gebäude der ZEAG stand ein kleines „Karrieremobil“ ausgestattet mit einem Werbeoffizier, der die Jugendlichen zum großen, hell erleuchteten „Karrieretruck“ in den Innenhof weiterleitete. Dort konnte neben Werbematerial - Taschen, Flyern und Schlüsselanhängern – Filme, Ausrüstung und Feldjäger bestaunt werden.
Eine große Gruppe SchülerInnen nutzte dieses Angebot. Viele von ihnen hatten sich extra auf den Weg zum Zeag Gebäude gemacht, um sich über die unterschiedlichen Angebote der Bundeswehr zu informieren. Sie waren bewusst an diesem Ort, weil sie sich für Bundeswehr interessieren.
Mit einem Transparent, Flyern und einigen Worten wurde auf die Rolle der Bundeswehr in der Bildung und ihre Aufgaben aufmerksam gemacht. Im Anschluss entbrannte eine hitzige Diskussionen mit den Jugendlichen. Einige Schüler*innen waren sehr überzeugt von der Bundeswehr und verteidigten diese vehement. Aussprüche wie: „Ist doch geil für das Vaterland zu kämpfen und zu sterben!“, oder: „Bei der Bundeswehr ist es wie in >Call of Duty<.“, waren keine Ausnahmen. Doch waren auch positive Stimmen zu hören, die es richtig und wichtig fanden, öffentlich die eigene Meinung kund zu tun und sich gegen Krieg und Militarisierung aus zu sprechen.
Als wir gingen war der Truck deutlich leerer, sowohl was die Zahl der Menschen, als auch was die Fülle des Werbematerials betraf. Dieser kontroverse Abend hat gezeigt, wie wichtig es ist antimilitaristische Positionen in die Öffentlichkeit zu tragen und der Bundeswehr nicht das Feld für ihre tödliche Werbung zu überlassen. Wir müssen gemeinsam, dafür sorgen, dass sich die Bundeswehr nicht mehr als „normaler“ Arbeitgeber unter anderen in unserer Region profilieren kann.
Schulfrei für die Bundeswehr!
Bundeswehr raus aus Bildung und Forschung!