Naziaufmarschplaner des Tages: Verfassungsschutz

Der Mob tobt: »Hogesa«-Aufmarsch in Köln am 26. Oktober 2014
Erstveröffentlicht: 
14.10.2015

Langsam fällt einem nichts mehr dazu ein: Wo man auch in der braunen Brühe fischt, man stößt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die Staatsmacht. Auch bei »Hogesa«, den »Hooligans gegen Salafisten«, die im Oktober letzten Jahres die Kölner Innenstadt mit einer Straßenschlacht verwüstet hatten. »Hogesa« ist einer der direkten Vorläufer der Pegida-Aufmärsche, die vermeintlich ans Bürgertum anschlussfähige Wendung »gegen den radikalen Islam« war einst von den rechten Hooligans ersonnen worden. Als im Herbst 2013 eine Clique von Neonazis in einem Kneipenhinterzimmer beisammen saß, um sich die neue Aktionsform auszudenken, war auch Roland Sokol zugegen.

 

Der jüngst verstorbene Neonazi, organisiert bei den »Hammerskins«, war eine echte Szenegröße, seit 20 Jahren dabei, bekannt mit Hans und Franz. Im Internetforum »Weil Deutsche sich’s noch trauen« hatten er und rund 300 Rechte Hetzjagden geplant und Ausschreitungen vorbereitet. »Anstelle uns immer gegenseitig auf die Nase zu hauen was auch Spaß macht, müssen wir was Deutschland angeht Seit an Seit stehen!«, so ein O-Ton der Hooligans.

 

Dass die Salafisten nur ein taktisch ausgewähltes Feindbild sind, war den Planern klar – wie es auch denen klar ist, die in Dresden und anderswo die Pegida-Aufmärsche erfunden haben. In Wahrheit geht es gegen Ausländer, gegen Asylsuchende, gegen Andersdenkende. In Köln sollte es im letzten Jahr richtig krachen. »Mich wundert die ganze Zeit schon, dass der Staat kein Verbot ausspricht«, zitierte Spiegel online am Montag einen der Strippenzieher.

 

Uns wundert hingegen nichts mehr. Zumindest Roland Sokol war nicht nur Neonazi, sondern, wie sich das gehört, auch »Vertrauensmann« des Verfassungsschutzes. Der Staat saß, auch bei »Hogesa«, von Anfang an mit am Tisch. (sc)