[HN] Zweites „Kicken gegen Rassismus“ in Heilbronn

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Am 26.September 2015 organisierte das „Offene Antifaschistische Treffen Heilbronn“ (OaT) zum zweiten Mal ein antirassistisches Fußballturnier unter dem Motto „Kicken gegen Rassismus“. Bei bestem Fußballwetter folgten am vergangenen Samstag an die 200 Menschen dem Aufruf und fanden sich ab 11.00 Uhr auf dem Sportgelände an der Heilbronner Oststraße ein, um gemeinsam Fußball zu spielen und ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. 16 bunt gemischte Teams aus Heilbronner*innen mit und ohne Migrationshintergrund, Geflüchteten und linken und kurdischen Aktivist*innen traten in insgesamt 32 Spielen an. Die Atmosphäre war dabei fast durchweg gut und solidarisch. Dem Anspruch auf ein faires Miteinander folgend, gab es bei den Spielen keine Schiedsrichter*innen, was überwiegend gut funktionierte.

 

Dabei stand nicht nur der Sport im Mittelpunkt: Durch einen Infostand, Stellwände und einen Redebeitrag des „Offenen Antifaschistischen Treffens“ wurden antirassistische und antifaschistische Inhalte präsentiert. Bei Workshops wurde über alltäglichen Rassismus in Schule, Beruf und Medien diskutiert und aufgeklärt. Weitere inhaltliche Schwerpunkte waren die Auseinandersetzung mit den Zusammenhängen zwischen Sexismus und Rassismus und die Thematisierung der aktuellen Stimmungsmache gegen Geflüchtete.

 

Das zweite antirassistische Heilbronner Fußballturnier machte Lust auf mehr. Wir ziehen eine fast durchweg positive Bilanz vom Turniertag, die sich vor allem auf der hohen Teilnehmer*innenzahl und der bunten Mischung der Teilnehmenden, aber auch auf der Selbstverständlichkeit der Präsenz antifaschistischer und antirassistischer Inhalte begründet. Wir freuen uns darauf, das Turnier im nächsten Jahr in einer dritten Auflage zu wiederholen.

 

Rassismus spaltet – Sport verbindet!

Auf ein "Kicken gegen Rassismus" 2016 in Heilbronn!

 


 

Redebeitrag des „Offenen antifaschistischen Treffens Heilbronn“ (OaT) auf dem Kicken gegen Rassismus:

 

Liebe Antirassistinnen und liebe Antirassisten, liebe Mitspieler und liebe Mitspielerinnen,

 

herzlich willkommen zum zweiten Fußballturnier unter dem Motto "Kicken gegen Rassismus" in Heilbronn. Wir freuen uns heute hier so viele Menschen begrüßen zu können um gemeinsam und solidarisch ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung zu setzen!

 

Das Thema Rassismus ist heute so aktuell wie selten in den vergangenen Jahren.

So findet zur Zeit ein bundes- und europaweiter Rechtsruck statt. Parteien wie die AfD und Organisationen wie Pegida versuchen mittels rechter Hetze ihren Rasissmus in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren. Sie schüren Ängste und propagieren eine angebliche Islamisierung Deutschlands, um die Gesellschaft zu spalten.

Der NSU-Komplex hat eine besorgnisseregende Verstrickung staatlicher Behörden in die organisierte Naziszene zu Tage gebracht.

Noch immer werden Menschen auf Grund ihrer Herkunft auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert, von der Polizei kontrolliert und im Alltag angefeindet.

 

Das aktuelleste Thema ist heute allerdings die Frage der Menschen die vor Hunger, Krieg, Armut und Verzweiflung aus ihrer Heimat fliehen und zu tausenden Schutz im scheinbar sicheren Europa suchen. Nach teils jahrelanger, entbehrungsreicher Flucht erwartet sie hier jedoch leider nicht der sichere Hafen.

Staatliche Stellen machen auf die verschiedensten Arten gegen Geflüchtete mobil. Die Verzweifelten werden an den europäischen Außengrenzen, mangels sicherer Alternativen, auf morsche Boote gezwungen und ertrinken zu hunderten im Mittelmeer. Auch der Landweg ist nicht mehr sicher, die ungarische Polizei beispielsweise riegelt militärisch die Grenzen des Landes ab und greift Flüchtende mit Wasserwerfern und Tränengas an.

 

Und selbst wer es ein Mal ins vermeintlich sichere Deutschland geschafft hat, den erwartet hier die volle Brutalität der deutschen Asylverfahren, inclusive Verhören und Abschiebehaft. Der oder die wird mit der Hetze einer CSU konfrontiert, die sich christlich und sozial nennt, aber gegen sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge Stimmung macht, die angeblich nur nach Deutschland kommen um Sozialleistungen abzugreifen. Wer es schafft, der wird aussortiert, nach Verwertbarkeit für die deutsche Wirtschaft untergliedert und gezwungen in engen Heimen zu leben obwohl doch in beinahe jeder Stadt des Landes dutzende Wohnungen leer stehen.

 

Neben der rassistischen Stimmungsmache der etablierten Parteien versuchen auch

rechte Hetzerinnen und Hetzer die aktuelle, flüchtlingsfeindliche Stimmung für ihre Zwecke auszunutzen. Sie organisieren mit selbsternannten Bürgerinitiativen Demonstrationen gegen Flüchtlinge oder giften für Parteien wie die AfD oder die NPD in Landesparlamenten oder Stadträten gegen die ihnen verhassten Fremden.

 

Dies alles gipfelt in einer unglaublichen Welle von rassistischen Anschlägen und Ausschreitungen in der ganzen BRD wie sie es sie seit langem nicht mehr gab. Fast jede Woche erreichen uns Bilder von niedergebrannten Flüchtlingsunterkünften, rassistischen Krawallen und Angriffen gegen Geflüchtete und Linke.

 

In einer Zeit in der Rassismus und Ausgrenzung offen ans Licht treten, ist es besonders wichtig solchen Entwicklungen entschieden entgegen zu treten.

Unsere Aufgabe ist gegen rechte Hetze vorzugehen und Zeichen gegen rassistische Ausgrenzung zu setzen.

Ein solches Zeichen ist auch das Kicken gegen Rassismus heute.

Wir zeigen mit fairem und solidarischem Fußballspielen, dass gemeinsam etwas bewegt werden kann und dabei Herkunft, Hautfarbe oder Religion keine Rolle spielen.

Für solche antirassistischen Positionen gilt es auch im öffentlichen Leben einzustehen und diese im Alltag zu festigen.

Ob in der Straßenbahn, in der Schule oder auf der Arbeit: Rassismus zeigt sich in vielen Lebensbereichen sehr deutlich. Es gibt aber immer auch Möglichkeiten ihm zu begegnen.

Es gilt nicht wegzuschauen wo rassistische Übergriffe passieren oder Menschen auf Grund ihrer Herkunft angefeindet werden, sondern aktiv einzugreifen.

 

Auch wenn Faschisten und Neonazis ihren Hass auf die Straße tragen wollen, müssen wir ihnen zeigen, dass es für ihre menschenverachtende Ideologie keinen Platz in unserer Gesellschaft gibt. Dies kann in Form von Protesten gegen Parteien wie die NPD geschehen oder durch Widerstand gegen Naziaufmärsche.

 

Auch die Unterstützung von Geflüchteten oder die Arbeit in interkulturellen Gruppen können Bausteine von antirassistischem Engagement sein.

 

Wichtig ist: So eine Arbeit muss niemand alleine machen.

Das Offene antifaschistische Treffen Heilbronn stellt eine Plattform dar, wo sich Menschen vernetzen können um gemeinsame Aktionen zu planen und aktuelle Informationen auszutauschen. Jede und jeder ist herzlich eingeladen vorbei zu kommen und sich einzubringen. Die Treffen finden immer am zweiten Dienstag des Monats im Sozialen Zentrum Käthe statt. Mehr Informationen gibt es am Infostand.

 

Bekämpfen wir gemeinsam den Rassismus!

Für einen aktiven Antifaschismus!