Neonazis mobilisieren zu Sternmarsch nach Jena

Erstveröffentlicht: 
23.09.2015

Jena ist für Neonazis kein gutes Pflaster. Ende Juni marschierten kaum mehr als 100 Anhänger der antisemitischen „Europäischen Aktion“ (EA) bei strömendem Regen keinen halben Kilometer. Am 3. Oktober soll nun der nächste Aufschlag erfolgen. „Thügida“, EA und Die Rechte mobilisieren zu einem gemeinsamen Sternmarsch durch die Lichtstadt.

 

Am 1. Mai dieses Jahres zersplitterte sich die extrem rechte Szene in Thüringen. Während die NPD ihre Anhänger in die Landeshauptstadt Erfurt rief, sammelte die Neonazi-Partei Der Dritte Weg die „Kameraden“ im nahen Saalfeld. Die Rollen waren eindeutig verteilt; die nach der Niederlage bei der Landtagswahl angeschlagene NPD brachte gerade einmal 200 Parteigänger hinter ihr Fronttransparent mit der Botschaft „Soziale Gerechtigkeit für alle Deutschen“, derweil sorgten mehr als 700 Unterstützer des Dritten Weges in der rund 28.000 Einwohner zählenden Stadt mit ihren Angriffen auf Journalisten, Andersdenkende und Ausbruchsversuchen für Chaos.

Für den 3. Oktober kündigen drei verschiedene Gruppierungen nun eine gemeinsame Aktion in Jena an. Dort war vor wenigen Monaten ein „Trauermarsch“ der „Europäischen Aktion“ (EA) komplett in die Hose gegangen. Wie begossene Pudel standen nach Polizeiangaben 112 Demonstranten nach ca. 500 Metern Wegstrecke auf der Straße – was nicht nur am starken Regen lag. Mehr als 1.000 Menschen hatten zuvor ihrem Unmut über den Aufmarsch lautstark Luft gemacht.

 

Kooperation statt Konkurrenz

Der lokale, von Neonazis dominierte Pegida-Ableger, „Thügida“, die EA und der Landesverband Der Rechten wollen es am Tag der Deutschen Einheit besser machen. Die Organisatoren planen von 11.00 bis 20.00 Uhr einen dreigliedrigen Sternmarsch durch die Lichtstadt. Der „Thügida“-Aufzug steht unter dem Motto „Gegen die Willkommensdiktatur von Rot-Rot-Grün“, die EA macht wieder einmal vermeintliche „Kriegsverbrechen der Alliierten an der deutschen Bevölkerung“ zum Thema, Die Rechte fordert „Perspektiven statt Massenzuwanderung“. Erst Mitte Juli gründete sich die Splitterpartei im Freistaat, der umtriebige Michel Fischer übernahm den Posten des Landesorganisationsleiters.

Sein NPD-Kollege David Köckert aus Greiz gilt als Motor hinter den „Thügida“-Protesten, die wöchentlich in einer anderen thüringischen Stadt Station machen, um gegen Asylbewerber und Flüchtlinge zu hetzen.

 

Möglicherweise versucht sich der „rassistische Hassprediger“, der es mit dem Urheberrecht nicht sonderlich genau nimmt und sich gerne einmal bei den Fotos von ENDSTATION RECHTS. bedient, dadurch von seiner kürzlich eröffneten Insolvenz abzulenken. Das Image des erfolgreichen Geschäftsmannes, der sogar den örtlichen Fußballverein sponserte, ist längst dahin.

 

Signal gegen menschenverachtende Ideologie

Heute verabschiedete der Jenaer Stadtrat eine einstimmige Erklärung gegen die Neonazi-Aufmärsche am 3. Oktober. Alle Bürgerinnen und Bürger werden darin aufgerufen, „den öffentlichen Raum nicht den Nazis zu überlassen“. Die Jenaer setzten gegen die menschenverachtende Ideologie die Werte einer solidarischen, freien und demokratischen Gesellschaft gleichwertiger Menschen“.