Gestern luden die Stadtoberen im aschaffenburger Stadtteil Schweinheim zu einer Informationsveranstaltung in der Halle des TV Schweinheim, um die Bürger_innen über eine geplante Notunterkunft für über 200 Geflüchtete zu informieren. Die Redner (alle männlich), Oberbürgermeister Herzog, Bullenpräsident Bozem und Stadtteilbürgermeister Herzing, informierten Interressent_innen über das Vorhaben: Die Erbighalle soll vorrübergehend als Notunterkunft genutzt werden, bis von der Stadt zwei ehemalige Kasernen für Geflüchtete bereitgestellt werden. Soviel vorne weg: Die Reaktionen der Bürger_innen vielen zum größten Teil positiv aus.
Leider ließen es sich
auch einige Nazis nicht, nehmen der Veranstaltung beizuwohnen.
Verifiziert ist die Teilnahme von Nazischläger und NPD Funktionär
Falko Schüßler, sowie NPD Wahlkampfhelfer und kahlgründer
Hinterwäldler Phillip „Rusty“ Rust (Wohnhaft in Westerngrund, Landkreis Aschaffenburg). Schüßler, seit jahrzehnten
Szenegänger und Aktivist verschiedenster Nazi-Organisationen, ist
schon bei ähnlichen Veranstaltungen durch sein gewalttätiges
Verhalten auffällig geworden. Zum Glück kam es diesmal nicht zu
Übergriffen, wie in Goldbach im Landkreis Aschaffenburg. Dort hatten
Schüßler und seine Entourage eine Veranstaltung von Claudia Roth
gestört und Schüßler verletzte eine Person mit einem gezielten
Faustschlag ins Gesicht, als sie und andere die Nazis aus der Halle
drängen wollten. Dies und die Tatsache das sich die Faschos den
ganzen Abend zurück hielten, wurde mit Sicherheit auch durch die
Präsenz von zahlreichen AntifaschistInnen, AntirassistInnen und
NazigegnerInnen verhindert. So warteten vor der Halle circa 60
Menschen um den Nazischweinen eine unbequeme Abreise zu bescheren und
ihr Erscheinen nicht unkommentiert zu lassen. Als die Veranstaltung
beendet war schirmte die Polizei, darunter die Staatsschutzbullen
Reis und Höfer samt Anhang, und Security-Kräfte den Eingangsbereich
ab, bis nur noch die Nazis in dem Gebäude verblieben. Vermutlich
sollten diese Sicherheitskräfte ein Aufeinandertreffen der Nazis mit
der Gruppen die vor der Halle wartete verhindern, jedoch fand diese
nicht statt, da die Faschos in der Halle sich offensichtlich
weigerten die Halle zu verlassen. Die Nazis riefen stattdessen nach
mehr Polizeikräften, da sie Aufgrund der Menschen vor der Halle wohl
um ihre sichere Abreise fürchteten. Da sich laut Informationen noch
andere Nasen in der Stadt aufhielten verließen die AntifaschistInnen
unter Parolen wie „Nazis raus!“, oder „Wir kriegen euch Alle!“
den Ort, um diese zu konfrontieren. Nachdem eine Gruppe Antifas drei
Nazis aus der Würzburger Straße vertrieb wurde noch eine Zeit
Präsenz in der Innenstadt gezeigt.
Fazit: Sehr positiv zu
bewerten ist, dass sich kurzfristig so viele Menschen sammelten, um
den Nazis entgegen zu treten, sowie die spontane Koordination vor
Ort. Genauso positiv ist zu bewerten, dass sich die Gruppe sehr
heterogen zusammen setzte und nicht nur Menschen aus der „Antifa
Szene“ anwesend waren. Dadurch konnten weitere Nazi-Aktivitäten im
Umfeld und nach der Veranstaltung verhindert werden.
Negativ zu
betrachten ist allerdings die Entsolidarisierung einzelner Personen,
die die Präsenz vor der Halle bereits als Erfolg verbuchten, obwohl
sicherlich noch mehr möglich gewesen wäre. Um die weitere
Vorgehensweise zu beraten wurde ein Plenum einberufen, jedoch wurde
dieses durch lautes und dominantes Auftreten der oben genannten
Menschen torperdiert und eine Entscheidungsfindung verhindert. Dies
führte dazu, dass sich kleinere Gruppen von der Halle entfernten
bevor überhaupt alle Meinungen gehört und ausdiskutiert wurden. Der
verbliebene Großteil der Gruppe entschied sich jedoch, den Abend
hier noch nicht zu beenden.
Zwar haben wir durch
unsere Anwesenheit den Nazis den Abend vermiest, selbstkritisch
müssen wir allerdings betrachten, dass es durch fehlende Präsenz
unsererseits in Goldbach zum genannten Übergriff kommen konnte. Dies
zeigt, dass es in Aschaffenburg und Umgebung aktive und gewaltbereite
Nazistrukturen gibt, auch wenn diese nur sporadisch und anlassbezogen
in Erscheinung treten.
Es müssen handlungsfähige Strukturen
gestärkt, vernetzt und ausgebaut werden, um weiterhin, auch abseits
von Spontanität, Handlungsfähigkeit zu entwickeln.
Alerta
Antifascista!
Die subjektive
Einschätzung einiger Beteiligten.