Das Opfer des neofaschistischen Angriffs in der vergangenen Woche in Bilbao konnte bei der Polizei zwei der drei Täter identifizieren. Sie hatten den Jugendlichen nachts vor seiner Wohnung abgepasst, ihn verprügelt und ihm mit Messern ein Hakenkreuz und “88“ eintätowiert. Bei einem der Identifizierten handelt es sich um einen einschlägig bekannten 50-jährigen, der bei früheren spanischen Nazi-Aufmärschen in Blbao aufgefallen war. Er stammt aus dem selben Stadtteil wie das Opfer. Äußerst seltsam ist das Verhalten der Polizei, denn der Identifizierte wurde noch nicht zum Verhör einbestellt. Stattdessen wurde der Jugendliche erneut vernommen, die Polizei interessiert sich, bei welchen Fiesta-Ständen er vor dem Angriff gewesen war und sowie für seine politische Gesinnung.
Vom zweiten identifizierten Täter ist bekannt, dass er beim Sicherheitsdient der Metro Bilbao arbeitet. Beobachter fragen sich, auf welchen Wegen der Neonazi zu diesem Job gekommen ist. In jedem Fall sind die Angreifer hinlänglich bekannt für ihre nazistischen Aktivitäten bei Demonstrationen, auf Wahllisten und Mitgliedschaft bei der Falange Española, aber auch bei Drogendeals. Es kann auch davon ausgegangen werden, dass sie für die Polizei Spitzeldienste leisten und Information liefern über linke Aktivist/innen des Stadtteils. Daher könnte sich erklären, dass sie nun von der baskischen Polizei gedeckt werden.
Bekannt ist außerdem, dass der 50-Jährige in einer NGO arbeitet (Lagun Artean), die sich um mittellose Bürgerinnen kümmert und Armenküchen organisiert. Unbekannt ist, ob er dort einen Job hat oder als Freiwilliger arbeitet. An den Hauswänden eben dieser NGO war es in der Vergangenheit ebenfalls zu faschistischen Schmierereien gekommen. Bezeichnend ist auch der Umgang der Stadtverwaltung von Bilbao. Wird ein Bankautomat sabotiert, wird sofort eine Pressekonferenz einberufen, die diese Gewalt ablehnt. Der gewaltsame Angriff auf eine Person wird dagegen vollkommen ignoriert und mit keinem Kommentar überhaupt erwähnt.
Im Stadtteil Arangoiti (Bilbao-Deustu) wurde vor einigen Tagen eine Kundgebung organisiert, an der viele solidarische Bewohner/innen teilnahmen und den Angriff energisch zurückwiesen. In einer Versammlung soll nun entschieden werden, wie weiter vorgegangen werden soll.
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