Stadt plant dritte Containerunterkunft

Erstveröffentlicht: 
22.08.2015

Gegenüber vom Technischen Rathaus sollen bald 200 Asylbewerber wohnen

 

Von Jens Rometsch und Björn Meine


Angesichts des hohen Flüchtlingszustroms will die Stadt Leipzig jetzt einen weiteren Standort für sogenannte Containerbauten erschließen. Es handelt sich um ein Areal, das direkt neben dem Technischen Rathaus an der Prager Straße liegt: die rund 30000 Quadratmeter große Brachfläche zwischen der Philipp-Rosenthal-Straße, Karl-Siegismund-Straße und Prager Straße.


Viele Anwohner in Reudnitz-Thonberg nennen das mit einigen Bäumen bestandene Gelände, das fast bis zur Fußballhalle Soccerworld auf der Alten Messe reicht, "Prager Dreieck". Eigentümer des Grundstücks ist die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB).


Das kommunale Unternehmen steht kurz vor dem Abschluss eines Mietvertrages über 7000 Quadratmeter mit dem künftigen Betreiber der Einrichtung, sagte Geschäftsführerin Gabriele Haase der LVZ. "Wir haben schon vor längerer Zeit in enger Abstimmung mit der Stadt mehrere freie Flächen daraufhin untersucht, ob sie für eine Gemeinschaftsunterkunft in Modulbauweise geeignet sind." Inzwischen habe sich das Sozialamt entschieden, die "gegenwärtig geeignetste dieser Flächen" schnellstmöglich für eine Gemeinschaftsunterkunft zu nutzen, erläuterte sie weiter.


Bei der Vermietung handelt es sich laut der Geschäftsführerin um eine temporäre Nutzung des Grundstückes. Die mobilen Wohnmodule würden durch den Betreiber der Einrichtung beschafft und aufgebaut, so Haase. "Deshalb können wir zum Zeitpunkt der geplanten Eröffnung nichts Konkretes sagen. Die Kapazität der Unterkunft wird voraussichtlich bei insgesamt bis zu 200 Personen liegen."


Bereits am 22. Mai 2015 hatte die LVZ exklusiv über mögliche Pläne der Stadt zur Nutzung des Grundstücks, das auch an die frühere Frauenklinik der Universität angrenzt, berichtet. Seinerzeit übte CDU-Stadtrat Michael Weickert Kritik an der Verwaltung im Rathaus. Sie komme beim Bereitstellen von Grundstücken zum Bau neuer Schulen nicht zügig genug voran, sagte er. Für das "Prager Dreieck" seien Pläne zum Schulbau wieder fallengelassen worden, weil das Sozialdezernat dort ein Flüchtlingsheim errichten wolle, so Weickert vor drei Monaten.


In den Öffentlichkeitsinformationen des Rathauses tauchte das LWB-Gelände bisher hingegen nicht als Standort für eine Asylbewerber-Unterkunft auf. Das Sozialamt hatte jedoch unlängst angekündigt, im September einen aktualisierten Unterbringungsplan vorzulegen.


Nach bisherigem Stand will die Stadt Leipzig im ersten Quartal 2016 erstmals Container-Unterkünfte für Flüchtlinge eröffnen. Und zwar an zwei Standorten: 350 Plätze soll es in der Landsteinerstraße (zwischen Alter Messe und MDR-Gelände) geben sowie 250 Plätze im Gewerbepark Nordost (in Schönefeld-Ost).


Mit dem neuen Objekt am "Prager Dreieck" hätte die Kommune dann also Kapazitäten für 800 Flüchtlinge in Modulbauten geschaffen. Nach LVZ-Informationen sind die Vorbereitungen für dieses Projekt schon so weit fortgeschritten, dass die Einrichtung noch in diesem Jahr eröffnet werden könnte. Außerdem möchte die Stadt in Reudnitz-Thonberg zeitnah einen ungenutzten Altbau auf dem Grundstück des Asylheims in der Riebeckstraße 63 ertüchtigen - damit würde die Zahl der dort lebenden Flüchtlinge (derzeit 115) weiter anwachsen.


Der Freistaat Sachsen hat in seiner großen Erstaufnahmeeinrichtung an der Friederikenstraße (in Dölitz) auch einige Container für 81 Asylbewerber aufgestellt, die bereits bezogen wurden.