Künstlergruppe Dies Irae "Stadtschmutz"-Plakat verspottet Dortmunds Rechtsextreme

Erstveröffentlicht: 
13.08.2015

Mit einer illegalen Plakat-Aktion hat die Künstlergruppe Dies Irae am Dortmunder Hauptbahnhof auf Neonazi-Patrouillen in Bussen und Bahnen reagiert: Das handgefertigte Motiv zeigt ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift "Brauner Stadtschmutz". Bekannt geworden ist Dies Irae durch ihr Engagement für Flüchtlinge im sächsischen Freital.

 

Gegen 8 Uhr am Donnerstag hat Dies Irae ein Foto des Plakats auf Facebook gepostet. Dazu der Kommentar "Bitte den brauen Stadtschmutz in Dortmund auf links waschen. Danke!" und zwei Links zu den Facebook-Seiten der Bundesinitiative Exit Deutschland zum Ausstieg aus dem Rechtsextremismus und des Bündnisses "Dortmund nazifrei!".

Es liegt nahe, dass ein oder mehrere Mitglieder von Dies Irae das Plakat in der Nacht zu Donnerstag aufgehängt haben. Dabei gingen sie sehr professionell vor: Sie öffneten den Aushangkasten, brachten das passgenaue Plakat an und verschlossen den Kasten wieder. Von außen wirkte das Ganze dann wie ein ganz reguläres Werbeplakat, was auch mit dem Papier zu tun hat, dass Dies Irae benutzt hat: Dabei handelt es sich um ein echte Werbung für die "Potsdamer Erlebnisnacht", die am 25. Juli stattgefunden hat. Dies Irae bemalte mit Edding und Acrylfarben einfach die Rückseite.

Die Guerilla-Aktion ist eine schnelle Antwort auf Berichte über Neonazis, die in gelben T-Shirts als selbsternannte Bürgerwehr in Bussen und Bahnen patrouillieren. Diese Aktion hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt und das Image Dortmunds als Neonazi-Problemstadt unterstrichen. Dortmunder Stadtwerke und die Polizei Dortmund hatten bereits angekündigt, härter gegen die Rechten in Bussen, Bahnen und Haltestellen vorzugehen.

Gegen 12.30 Uhr ließ die Dortmunder Firma Ruhfus das Anti-Nazi-Plakat aus dem Kasten holen. Vorher gab es kurze Irritationen darüber, ob es sich nicht vielleicht doch um das Plakat eines tatsächlichen Kunden halten könnte. Ruhfus-Mitarbeiter Roland Petermann erklärte vor Ort, dass das allerdings eher unwahrscheinlich sei, da politische Werbung in der Regel nicht gemacht werde. Petermann weiter: "Wir distanzieren uns deutlich von jeglicher Form von Rechtsextremismus." Das Dies-Irae-Plakat nehme man nur aus "rein wirtschaftlichen Gründen" ab, schließlich gebe es einen Kunden, der dafür bezahlt habe, an dieser Stelle zu werben.

Anzeige gegen die unbekannten Verursacher (wer genau hinter der Gruppe Die Irae steckt, ist nicht bekannt) werde Ruhfus nach aktuellen Stand nicht erstatten. Das habe einfach zu wenig Aussicht auf Erfolg, so Petermann.

Mit dieser Aktion reiht sich Dortmund ein in eine Liste anderer Städte, in denen Dies Irae gegen Fremdenfeindlichkeit aktiv geworden. Unter ihnen sind Hannover, Berlin und eben auch Freital, die sächsische Kleinstadt in der Nähe von Dresden, deren Name zum Synonym geworden ist für gewalttätigen Protest gegen Flüchtlinge und offen zur Schau gestellten Rassismus. Dort hatte Dies Irae Ende Juli in einer Nacht- und Nebel-Aktion 21 Plakate aufgehängt, auf denen Sprüche wie "Nazis essen heimlich Falafal" oder "Hirn einschalten, Rassismus ausschalten" standen.

Dies Irae (Lateinisch für "Tag des Zorns") zählt zur Ad-busting-Bewegung, die Werbung im öffentlichen Raum verändert und mit eigenen Botschaften versieht. Bei Facebook folgen knapp 12.000 Menschen Dies Irae. Eine Interview-Anfrage dieser Redaktion blieb bisher unbeantwortet.