Vortrag: Europa zwischen Weltmacht und Zerfall

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Vortrag und Buchvorstellung mit Rainer Trampert 01. Juli | 20 Uhr | Universität Freiburg KG2 HS 2121

Rainer Trampert analysiert eine neue Epoche. Warum stagniert der alte Kapitalismus, während die halbe Menschheit sich auf dem Weg der größten Industrialisierung aller Zeiten befindet? Warum ist Europa der Sanierungsfall des Weltkapitalismus, dem die große Kapitalvernichtung noch bevorsteht? Imperialismus ist kein Privileg der USA und der europäischen Staaten mehr. Worauf steuern die Verschiebung der Produktion nach Asien, das Tauziehen um die Ukraine, die Stellvertreterkriege im Nahen Osten und in Afrika und andere geostrategische Brennpunkte zu?

Anders als im 19. Jahrhundert driften Kapitalbewegung und Staatsidee heute auseinander. Das expansive Kapital sprengt die Fesseln der europäischen Nationen, aber das Bewusstsein klebt an der Nation oder fällt in die Kleinstaaterei mit eigener Münzprägung zurück, in den Rechtspopulismus und Faschismus. Trampert erklärt, warum Deutschland nicht erst durch den Euro zum Hegemon der EU aufgestiegen ist, dem auf der Höhe seiner Macht das Objekt derselben abhanden zu kommen droht. Er analysiert die deutsche Ideologie, etwa die Propaganda von der überlegenen europäischen Kultur gegenüber den USA, vom «gesunden nordischen Charakter» versus der «griechischen Krankheit», ein Begriff, der Kulturen beseitigen soll, die dem Kapitalismus noch Leben abtrotzen. Er beschreibt die europäische Geschichte, räumt mit der Mär vom «guten Nachkriegskeynesianismus» auf, kritisiert den Linkskeynesianismus und behandelt das Thema «Krise und Verschwörungsphantasien». Das linke Europa gibt es genauso wenig wie das linke Vaterland. Die Marktwirtschaft ist historisch überholt, aber wo ist das Bewusstsein für eine neue Gesellschaft?

 

Der Autor Rainer Trampert wohnt in Hamburg und publiziert regelmäßig in der Wochenzeitung Jungle World und der Monatszeitschrift Konkret. Seine Analysen über Themen der Zeit sind auch auf seiner Homepage rainertrampert.de nachzulesen.

 

 Die Veranstaltung wird freundlicherweise vom StuRa der Universität Freiburg gefördert.