Neuer Stand zu angeblicher Kneipenschlägerei mit Ausländern

Erstveröffentlicht: 
11.05.2015

Aktuelle Aussagen werfen ein verändertes Licht auf die Auseinandersetzung vor dem Meißner Nachtcafé Anfang März.Von Peter Anderson

Meißen. Stark abgewandelt zum Bild von vor zwei Monaten sehe jetzt die Faktenlage zur sogenannten Kneipenschlägerei vor dem Meißner Partyhaus Nachtcafé am 7. März aus. Das sagt auf SZ-Nachfrage der Sprecher der Polizeidirektion Dresden Thomas Geithner. Die Zeugen haben offenbar ihre ursprünglichen Aussagen revidiert. Am Sonntag nach der Auseinandersetzung hatte es ursprünglich geheißen, vor Ausschankschluss seien im Nachtcafé auf der Dresdner Straße rund 20 deutsche und ausländische Besucher aneinandergeraten. Die Ausländer hätten versucht, junge Frauen gegen deren Willen zum Mittanzen zu bewegen. Daran habe sich der Streit entzündet. Nach verbalen Attacken seien die Fäuste geflogen. Die Auseinandersetzung verlagerte sich auf die Dresdner Straße, wo es nach ersten Aussagen von Augenzeugen zu einer Straßenschlacht kam. Am 8. März war auf einschlägig ausländerfeindlichen Seiten bei Facebook von dramatischen Kampfszenen mit Messern und Gullydeckeln die Rede. Eine Beteiligte habe Schnittverletzung davongetragen. Schnell wurden Asylbewerber aus der nahe gelegenen Erstaufnahme in der Mehrzweckhalle der Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung der Tat bezichtigt. In der Folge kam es im Internet zu Aufrufen, eine Bürgerwehr zu gründen. Die Facebook-Seite „Initiative Heimatschutz“ entstand und erhielt großen Zulauf. Wiederholt wurde in den vergangenen Wochen auf dieser Plattform von Nutzern dazu aufgerufen, gewaltsam gegen Flüchtlinge vorzugehen.

Bereits Anfang März gab es begründete Zweifel an den Schilderungen unmittelbar nach dem Vorfall. Zum einen waren die deutschen Zeugen am frühen Sonnabendmorgen schwer alkoholisiert, teilweise kaum gehfähig. Zudem hatten unmittelbare Anwohner der Dresdner Straße von dem Geschehen nichts mitbekommen.

Mittlerweile lasse sich das Geschehen so rekonstruieren, dass die Ausländer im Nachtcafé gegenüber einer Zeugin aufdringlich geworden sein könnten, so Polizeisprecher Geithner. Der jungen Frau sei nach eigenen Angaben dreimal an den Hintern gefasst worden. Als sich in der Folge die Stimmung aufheizte, hätten die Ausländer fluchtartig das Lokal verlassen, wären jedoch von einigen Gästen auf die Straße hinaus verfolgt worden. Die Flüchtenden hätten in der Folge ihre Bierflaschen hinter sich geworfen, welche auf der Straße zu Bruch gingen. In diesen Scherben hätte sich eine Zeugin geschnitten. Das räume die Geschädigte mittlerweile selbst ein. Es habe weder Angriffe mit Gullydeckeln noch mit Messern gegeben.