Mit Marx in die Wüste

Mit vereinter Kraft: Arbeiterinnen und Arbeiter auf einem Feld des Kibbuz in der Negev Wüste in Israel
Erstveröffentlicht: 
03.12.2009

Ein sozialistischer Traum vom Heiligen Land: Vor 100 Jahren begann die Geschichte der jüdischen Kibbuzbewegung.

»Die berühmten israelischen Kibbuzim«, bemerkte der Satiriker Ephraim Kishon einmal in den sechziger Jahren, »sind ein Unikum in der Geschichte: die einzigen landwirtschaftlichen Kollektive, die auf freiwilliger Basis errichtet wurden und die ohne Geheimpolizei, Schnellgerichte und Hinrichtungskommandos weiter bestehen. Die Sowjetunion hat gegen diese Provokation wiederholt Einspruch erhoben.« Kishons Scherz ist von der Realität lange schon überholt: Der Kibbuz hat den Sozialismus sowjetischer Prägung bereits um zwei Jahrzehnte überlebt, gleichwohl hat er sich von seinen ursprünglichen sozialistischen Ideen längst entfernt.

Kibbuzim sind, vereinfacht gesagt, genossenschaftliche Einrichtungen ohne Privateigentum und privatwirtschaftliche Tätigkeit, mit gemeinsamer Kasse, gemeinsamer Arbeit und Produktion sowie gemeinsamen Einrichtungen des Konsums und der Lebensführung. Die Kinder werden in Kinderhäusern erzogen. Die Verwaltung der Kibbuzim ist demokratisch, gewählte Ausschüsse sind für die verschiedenen Belange verantwortlich: für Wirtschaft und Finanzen, für die Arbeitsverteilung, der zumeist ein Rotationsprinzip zugrunde liegt, für Erziehung und Kulturelles. Regelmäßige Versammlungen der Mitglieder entscheiden über alle wichtigen Fragen.

Die Idee stammt aus einer Zeit, als in Europa, das gerade die Hochphase der Industrialisierung durchlief, viel über »Lebensreform«, über eine Erneuerung des Handwerks und der Landwirtschaft, über Schmiede und Scholle diskutiert wurde. So schien auch zu Beginn der zionistischen Bewegung das Leitbild vom kolonisierenden Bauern und handarbeitenden Juden auf: Auf dem 1. Zionistenkongress 1897 in Basel sprach Alterspräsident Karpel Lippe wortreich davon, »lebenskräftige, arbeitslustige junge Leute« nach Palästina »hinzubefördern«, die »durch Arbeit und Fleiß das verwüstete Land in ein Eden verwandeln« sollten. Von Genossenschaften war aber noch nicht die Rede.

In seiner programmatischen Schrift Altneuland avisierte Theodor Herzl, der Begründer des politischen Zionismus, 1902 ein Eldorado der Sozialreform, ein Projekt, von dem es hieß: »Wir sind kein Staat [], wir sind einfach eine Genossenschaft, innerhalb deren es wieder eine Anzahl kleinerer Zweckgenossenschaften gibt.« Herzl entwarf eine Gesellschaftsordnung, die keine »eisernen Regeln, keine unbeugsamen Grundgesetze, überhaupt nichts Hartes, Steifes, Doktrinäres« kennen sollte, vor allem »keine etablierte Herrschaftsordnung«. Die Zionisten, die Herzl im Auge hatte, sollten ein völlig neues Gemeinwesen schaffen, eine Gesellschaftsform zwischen Kapitalismus und Kommunismus, zwischen Individualismus und Kollektivismus.

Die erste, Alija (Aufstieg) genannte Einwanderung nach Palästina brachte von 1882 bis 1904 etwa 25000 Juden ins Land. Die Pioniere stammten vorwiegend aus Russland, Rumänien und Galizien. Sie wollten nicht nur die zaristische Tyrannei hinter sich lassen und den immer wütender werdenden Pogrom-Antisemitismus, sondern zugleich die strengen, einschränkenden Religionsgesetze des Schtetl. Ein guter Schuss Abenteuerlust war wohl mit dabei. Dass man Arbeiter und Bauer werden wollte, war indes nicht zuletzt eine Reaktion auf Jahrhunderte des Ausschlusses der Juden von jeder landwirtschaftlichen und gewerblichen Betätigung in der europäischen Diaspora.

Die ersten Gemeinschaftssiedlungen in Palästina entstanden nicht nach einem festen Plan, sondern nach der Methode von Versuch und Irrtum. Während der Periode des »praktischen Zionismus«, nach Herzls Tod im Jahre 1904, wurde besonderes Gewicht auf den Ankauf und die Kolonisierung von Land außerhalb der traditionellen jüdischen Siedlungsgebiete gelegt. Der Jüdische Nationalfonds (JNF), eine 1907 gegründete Institution für Bodenkauf und Wiederaufforstung in Palästina, erwarb Land, das im »Nationalbesitz« bleiben, aber an Arbeiterkollektive verpachtet werden sollte. Den Boden bekamen die Siedler in Form einer erneuerbaren Dauerpacht für 49 Jahre, das heißt für eine biblische »Jubelperiode«, zur Verfügung gestellt.

Der erste Versuch wurde 1907 in Sedjera in Galiläa unternommen. Die jüdischen Bauern gingen mit Feuereifer an die Arbeit. Doch das Experiment endete im Streit. Einer der Pioniere stellte desillusioniert fest: »Für mich ist jetzt der Beweis erbracht, dass wir noch zu kleine Menschen sind, um ein auf Brüderlichkeit und Gleichheit begründetes kommunistisches Leben führen zu können.«

Doch da war noch etwas anderes: Erstmals bekamen die jüdischen Siedler den Widerstand der Araber zu spüren, einige Kolonisten wurden ermordet. Der Siedler David Grün glaubte, »zum ersten Mal die Schärfe des ›arabischen Problems‹ und seiner Gefahren« zu verstehen. Er hielt nichts von der Vorstellung, die jüdischen Arbeiter würden Schulter an Schulter mit den ausgebeuteten und unterdrückten Arabern kämpfen. Grün verließ die Siedlung, nannte sich fortan Ben Gurion und ging zum Jurastudium nach Konstantinopel, in die Hauptstadt des Osmanischen Reiches, zu dem Palästina damals gehörte. 40 Jahre später rief er, inzwischen ein führender Politiker, im 1909 gegründeten Tel Aviv den Staat Israel aus.

1908 wurde die nächste Farm aufgebaut in einer aufgegebenen Karawanserei, wieder misslang der Versuch. Der leitende Agronom wollte arabische Arbeiter einstellen. Es kam zum Streik. Ein Teil der Genossen verließ die Siedlung. Man gab sie bald auf.

Der dritte Anlauf war besser vorbereitet. Am 1. Dezember des Jahres 1909 stattete das »Palästina-Amt« der Zionistischen Organisation in Jaffa eine Gruppe von Siedlern mit einem Lohnvertrag und Betriebskapital aus und sicherte ihnen Selbstverwaltung zu. Das Land war bereits vom JNF erworben worden. Die Siedler gaben diesem Ort, dort, wo der Jordan den See Genezareth verlässt, den Namen Degania, der vom hebräischen Wort für Getreide beziehungsweise Kornblume abgeleitet ist. Und diesmal gelang das Werk: Degania wurde zur »Mutter der Kibbuzim«.

Am Anfang eines Unternehmens, das geradezu mythische Züge gewinnen sollte, stand ein nüchterner Vertrag. Der Kölner Max Isidor Bodenheimer als Präsident des JNF verlangte von den Arbeitern, sich den »Bestimmungen des deutschen Gesetzes für Genossenschaften mit beschränkter Haftung zu unterwerfen«. Im Übrigen zeigte man sich in Köln darüber pikiert, dass die Verteilung des Lohns »nach rein kommunistischem Prinzip stattfindet und keine Rücksicht auf die Quantität und Qualität der von den einzelnen Arbeitern« geleisteten Arbeit genommen werde. Doch die Gründer von Degania waren sich von Anfang an einig: Sie wollten eine Gemeinschaft ohne Privateigentum. Alle sollten arbeiten und ihren Bedürfnissen entsprechend entlohnt werden. Die Kinder sollten in den gemeinsamen Kindergarten gehen, die Frauen Berufe ergreifen können, die üblicherweise den Männern vorbehalten waren.

Joseph Baratz, eines der Gründungsmitglieder, hat die Geschichte des ersten Kibbuz in seiner Schrift Siedler am Jordan erzählt: »Wir kamen im Sommer an. Es war sehr heiß da unten, zweihundert Meter unter dem Meeresspiegel. Die Luft summte von Moskitos und lag schwer und drückend zwischen den Bergen. Die Talebene war wie ein heißer Teller, die Hitze lastete darauf. Alles war braun verbrannt. Der Jordan war ein Rinnsal. In der Regenzeit aber überschwemmte er das Land, und wenn die Flut abfloß, ließ sie Schlamm und Schlick zurück. Monatelang waren wir im Morast gefangen. Der saugte uns die Stiefel von den Füßen, und kein Wagen konnte durchkommen. Und in den Sümpfen brütete das Fieber.«

Der Alltag ließ die romantischen Vorstellungen rasch verfliegen. Trotz allem wurde auch gesungen, getanzt und gelesen – und unter den Bildern von Herzl und Marx gestritten. Die Abende waren gefüllt mit Debatten; die jungen Siedler verhandelten die Frage nach ihrer Zukunft, der persönlichen wie der nationalen, die untrennbar miteinander verbunden waren.

Im Herbst 1914 wurde in Degania die erste Hochzeit gefeiert. Am 20. Mai 1915 bekam das junge Paar einen Sohn. Ein echter Kibbuznik, der den Namen Mosche erhielt. Sein Nachname: Dajan.

Immer mehr Kibbuzim entstanden – bis zum Ersten Weltkrieg waren es 14 –, argwöhnisch beobachtet von den osmanischen Behörden. Die Kibbuzniks betrachteten sich als Avantgarde der jüdischen Arbeiterbewegung und ihr Werk als die unmittelbare Realisierung des Sozialismus, als Prototyp einer neuen Gesellschaft.

Anfang 1923 besuchte Albert Einstein Palästina. Staunend äußerte er sich über Degania, das er als eine »kommunistische Kolonie« bezeichnete. Ihr Kommunismus werde zwar nicht lange Bestand haben, so sagte er voraus, aber in der Zwischenzeit werde sie eine neue Generation heranziehen. Weniger wohlwollende Stimmen in der Zionistischen Organisation sprachen mit Blick auf die Kibbuzim zuweilen von »Kostgängern des Zionismus«. Was höchst ungerecht war, trug die Bewegung doch viel bei zur Integration der Immigranten, zur Urbarmachung des Landes und zur Festigung seiner Infrastruktur.

Der Kibbuz war für viele Flüchtlinge der dreißiger, vierziger Jahre ein erstes Zuhause nach der Zeit der Verfolgung. Die Mehrheit der Zuwanderer von damals, auch der späteren, betrachtete Palästina zunächst als Asyl und erst in zweiter Linie als Ort, an dem der zionistische Sozialismus aufgebaut werden sollte. Mitunter stießen die Neueinwanderer auf Vorurteile der ansässigen jüdischen Bevölkerung, kreidete man ihnen doch an, »nur wegen Hitler« gekommen zu sein.

Im Februar 1934 traf die erste Gruppe von Jugendlichen aus Berlin, Köln, Breslau und Frankfurt im Kibbuz Ejn-Charod ein. Vier Jahre später, 1938, gründeten sie in Alonim ihr eigenes Kollektiv.

In gewissem Maße förderte das NS-Regime die Vorbereitung der Jugendlichen auf ein Leben im Kibbuz in den sogenannten Hachschara-Farmen in Deutschland. Noch 1937 lud ein jüdisch-palästinensischer Funktionär den späteren Mitorganisator des Holocaust, Adolf Eichmann, in Berlin zweimal zum Essen ein. Der SS-Offizier reiste in den Nahen Osten, doch die Engländer, seit dem Ersten Weltkrieg die Herren in Palästina, schoben ihn gleich nach Ägypten ab – was die Kibbuzim glücklich vor der Erinnerung bewahrte, Gastgeber Eichmanns gewesen zu sein.

Bis 1939 konnten insgesamt rund 5000 Kinder nach Palästina emigrieren. Die Jugend-Alija wurde zum Kraftquell der Kibbuzim. Für den Philosophen Martin Buber war das Ganze ein »verwegenes Unternehmen des jüdischen Volkes«, »ein vorbildliches Nicht-Scheitern«. Damit es aber auch zu einem »vorbildlichen Gelingen« werde, sei noch viel zu tun.

Der Widerstand der Araber gegen ihre unwillkommenen Nachbarn wuchs. 1936 stand die jüdische Bevölkerung in den Städten vor einer Hungersnot, als die Araber die Verbindungen zwischen Stadt und Land unterbrochen hatten. Der Konflikt verschärfte sich. Die Juden bauten neue Siedlungen an strategischen Punkten, um die Straßen schützen zu können. Brachliegendes Land wurde besetzt. Bald schon, zu Beginn der vierziger Jahre, entwickelte der Kibbuz einen besonderen Typus – die Wehrsiedlung. Mauern und Wachtturm dieser kleinen Festungen mussten in einem Tag errichtet sein, sodass man schon in der ersten Nacht imstande war, arabische Überfälle abzuwehren. Die Wehrsiedlungen trugen zur Militarisierung der Bewegung bei, ihre Mitglieder förderten die expansionistische nationale Siedlungspolitik. In den Kibbuzim lagerten die Waffen der Hagana, der Untergrundorganisation der palästinensischen Juden.

Mit dem Einwanderungsstrom nach dem Krieg erreichte die Bewegung ihren Höhepunkt. Monat um Monat entstanden neue Siedlungen. In der »Operation Negev« 1946 wurden an einem Tag elf Kibbuzim im wüstenreichen Süden des Landes gegründet, der kaum besiedelt war. In solchen »Operationen« legte man die Grenzen des werdenden Staates fest.

Das Alltagsleben spiegelte die unterschiedlichen Mentalitäten und kulturellen Temperamente wider: Man pflückte Oliven und stritt dabei über Tolstoj und Bakunin, über Gustav Landauers Sozialismus und das ewige Spannungsverhältnis zwischen Gleichheit und Freiheit. Man sortierte Eier im Hühnerstall und überlegte, wie den alten Festen Israels ihr bäuerlicher Charakter wiedergegeben werden könnte. Beim Schneiden der Rebstöcke diskutierte man die moderne Kunst. So jedenfalls erinnert sich der Schriftsteller Amos Oz in seinem autobiografischen Roman Eine Geschichte von Liebe und Finsternis an seine Kibbuzjahre in den späten Fünfzigern, als man die Gemeinschaften auch im Ausland gern als »sozialistische Oasen in rauher kapitalistischer Welt« verklärte.

Unter diesen Vorzeichen entdeckten in den sechziger Jahren viele junge Deutsche aus der Bundesrepublik die Kibbuzim. Sie gingen als sogenannte Volontäre nach Israel, mit gutem Willen, Begeisterung und Hingabe, beseelt von dem Wunsch, mit ihrer Hände Arbeit etwas von der deutschen Schuld abzutragen. Nicht minder anziehend indes war der halb anarchistische Sozialismus, den sie im Kibbuz vermuteten. Das Leben hier erschien wie das Urmodell einer solidarischen, befreiten Gesellschaft: der vitale Gegenentwurf zur westdeutschen Nachkriegswelt. Und so wie die Väter- und Großvätergeneration die Juden verachtet und verfolgt hatte, so verklärte jetzt die Enkelgeneration die jüdischen Pioniere. Auch dies gehörte zur Revolte von 68.

Unterdessen durchlief die Kibbuzbewegung einen erfolgreichen Prozess der Industrialisierung – noch heute produzieren die Kollektive etwa 30 Prozent aller Agrarprodukte und 7 Prozent aller Industriegüter. Als engagierte Mitglieder der Arbeitspartei und der Gewerkschaft waren die Kibbuzniks eng in das von der Arbeiterbewegung geprägte politische Leben Israels einbezogen, waren im Parlament, in Regierung und Armee überproportional vertreten. Die Kollektivsiedlungen genossen hohes Ansehen.

Von dieser privilegierten Stellung ist nicht viel geblieben. Im Verlauf der vergangenen drei Jahrzehnte hat sich das Bild gewandelt. Der Umschwung, der 1977 eine von Menachem Begin geführte rechtsgerichtete Regierung an die Macht brachte, veränderte die staatlichen Prioritäten grundlegend: Subventionen, die stets den Kibbuzim zugekommen waren, dienten nun zur Errichtung jüdischer Siedlungen im Westjordanland und im Gaza-Streifen. Die neue großisraelische Expansionspolitik, die schleichend bereits im Jahrzehnt davor unter den Regierungen der Arbeitspartei begonnen hatte und jetzt unter dem Likud zum offensiven Programm wurde, zeigte kaum noch Gemeinsamkeiten mit den ursprünglichen Motiven der Kibbuzbewegung.

So stürzten der Prestigeverlust in der Öffentlichkeit und die Abwanderung der Jugend die Kollektive in eine tiefe Identitätskrise. Das große Experiment schien manchem Älteren endgültig missglückt. 2007 brach selbst der älteste Kibbuz des Landes mit der sozialistischen Tradition und folgte damit dem Beispiel anderer. Degania änderte radikal sein Regelwerk und führte den Kapitalismus ein. Waren nach alter Satzung die grundlegenden Dinge des Lebens kostenlos, so müssen die Mitglieder neuerdings für alles selbst aufkommen. Ebenso neu sind private Gehälter, die auf private Bankkonten überwiesen werden können. »Wir schaffen den Kibbuz nicht ab, wir verbessern ihn«, beteuert Tzali Koperstain, zuständig für die Wirtschaftsverwaltung.

Viele Mitglieder von Degania wussten gar nicht, was eine Kreditkarte und ein Bankkonto ist, hatten keine Ahnung, wie teuer bestimmte Dinge sind. Nach der Satzungsänderung erhielt jeder ein symbolisches Startgeld, und manche dachten, als sie 500 Schekel bekamen, sie wären reich, dabei hielten sie gerade einmal 100 Euro in Händen.

Trotz dieser Umbrüche geht es weiter. Heute gibt es über 270 Kibbuzim unterschiedlicher Größe in Israel, mit jeweils 200 bis 2000 Mitgliedern. Insgesamt leben etwa drei Prozent der Gesamtbevölkerung in den Kollektiven. »Es ist wohl noch zu früh, Prognosen zu stellen«, meint der aus Karlsruhe stammende, im Kibbuz Givat Brenner lebende und im Forschungsinstitut der Vereinigten Kibbuzbewegung Takam in Jad Tabenkin arbeitende Chronist der Bewegung, Chaim Seeligmann. »Den ›alten‹ Kibbuz gibt es nicht mehr, doch der Kibbuz besteht nach wie vor – wenngleich in verwandelter Form, ganz anders, als ihn sich die Gründergeneration gedacht hatte.«

Einige wenige Kibbuzim gibt es auch in den besetzten Gebieten, auf den Golanhöhen und im Westjordanland, wie Kfar Etzion, das zum Siedlungsblock Gusch Etzion gehört. Und doch sind die meisten der Kollektive heute eher Bastionen anderer Art: Etliche unterstützen die israelische Friedensbewegung. Es sind Bastionen eines anderen Israel, dessen Stimme kaum mehr zu uns dringt.

Der Autor lehrt Geschichte an der Universität Duisburg-Essen