Karina Eyrich
Meßstetten - Jan Zimmermann, Funktionär der rechten "Nationaldemokratischen Partei" (NPD), hat kund getan, dass er das Gasthaus "Waldhorn" in Meßstetten kaufen will, um dort eine Parteizentrale zu einzurichten.
"Heute war ich bezüglich Altersvorsorge und Strukturaufbau im Zollernalbkreis unterwegs gewesen. Wenn alles hinhaut wie geplant, haben wir schon Mitte des Jahres 2015 eine eigene LGS in BaWÜ. Drückt mir die Daumen!" Diese Aussage hat Jan Zimmermann, Vorsitzender des NPD-Kreisverbands Breisgau aus Eichstetten, auf seiner Facebook-Seite gepostet – mit einem Foto der Gaststätte Waldhorn in Meßstetten.
Die Botschaft ist klar: In unmittelbarer Nähe der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge (Lea) in der früheren Zollernalb-Kaserne will die rechtsextreme Partei ihre Zelte aufschlagen und eine Landesgeschäftsstelle einrichten. Auch für die Anwohner der Wohnsiedlung Bueloch, in der die Gaststätte liegt, wäre das fatal, denn 31,8 Prozent der rund 1100 Bueloch-Bewohner haben nach jüngsten Erhebungen keinen deutschen Pass und gehören damit zu jener Gruppe von Menschen, denen Rechtsextremisten nicht eben freundlich gesonnen sind.
Besitzer will mit Partei nichts zu tun haben
Was sagt die Stadtverwaltung Meßstetten dazu? Nichts. Eine einschlägige Anfrage des Schwarzwälder Boten wollte Bürgermeister Lothar Mennig nicht beantworten.
Von Aktivitäten der NPD im Umfeld von Flüchtlingsunterkünften jedoch berichtet die Internetseite "linksunten.indymedia.org": Demnach hatte Zimmermann am 1. Juli 2014 über die Facebook-Seite "NPD Kreisverband Ortenau-Emmendingen" verkündet, dass Aktivisten desselben "in diesem Sommer den Protest gegen die Asylflut vor Ort artikulieren" würden. "Das geplante Asylbewerberheim im Teninger Ortsteil Köndringen ist nicht nur uns Nationaldemokraten ein Dorn im Auge." Am 8. September 2014 habe Zimmermann auf der Facebook-Seite "NPD Breisgau-Hochschwarzwald" dazu aufgerufen, eine Informationsveranstaltung zum geplanten Flüchtlingswohnheim in Müllheim zu stören. Beide Facebook-Seiten werden laut "linksunten.indymedia.org" von Zimmermann betreut.
Hat dieser Fall Parallelen zum Verkauf des früheren "Linderhof"-Gebäudes bei Straßberg im Jahr 2008? Der in der Schweiz lebende Besitzer der dortigen heruntergekommenen Immobilie hatte verkaufen wollen, aber nicht den gewünschten Preis dafür erzielt. Erst als die NPD in Person von Jürgen Schützinger, Mitglied im Landesvorstand, aufgetaucht war und ihre angebliche Absicht kund getan hatte, dort ein Schulungszentrum zu errichten, hatten sich der Landkreis, die Stadt Albstadt und die Gemeinde Straßberg zusammen getan und das 18 000 Quadratmeter große Gelände für 387 000 Euro gemeinsam erworben. Mit dieser Masche, die Preise für Schrottimmobilien in die Höhe zu treiben und vom Verkauf mitzuprofitieren, hat die rechtsextreme Partei über Jahre bundesweit Schlagzeilen gemacht.
In Meßstetten liegt der Fall jedoch anders, denn der Besitzer des "Waldhorn", der aus persönlichen Gründen verkaufen muss, hatte mehrfach, auch im Gemeinderat Meßstetten, bekundet, mit der Partei nichts zu tun haben zu wollen. Die Gefahr, dass Strohmänner im Auftrag der NPD das Gebäude kaufen könnten, besteht freilich dennoch – in Anbetracht der Nähe zur Lea dürfte das Interesse der Partei, sich niederzulassen, ungleich höher sein als im Fall des Hauses "Linderhof".
Jan Zimmermann hat bis Mittwochabend nicht auf eine Anfrage unserer Zeitung reagiert.