Polizeiposten Connewitz: Nagel traut den Zahlen nicht – Straßenfest gegen Gentrifizierung

Erstveröffentlicht: 
13.04.2015

Leipzig. Hat der Polizeiposten in der Connewitzer Wiedebach-Passage einen Einfluss auf die Kriminalität im Quartier? Juliane Nagel, direkt gewählte Landtagsabgeordnete aus dem betreffenden Wahlkreis und Leipziger Stadträtin der Linken, hat dazu eine kleine Anfrage im sächsischen Parlament gestellt.

 

Das Innenministerium des Freistaats legte in seiner Antwort Zahlen vor, wonach im Ortsteil Connewitz die Kriminalität um 29,7 Prozent zurückgegangen sei. Im direkten Umfeld des Postens hätte das Haus gar einen Rückgang von 37,6 Prozent erfasst. Im gleichen Zeitraum stieg die Kriminalität in ganz Leipzig um 12,5 Prozent an.

Drastischer Anstieg im Vorfeld könnte starken Rückgang erklären

Juliane Nagel zieht die vom Ministerium vorgelegten Zahlen in Zweifel. Sie führt aus: Im Kriminalitätsatlas für das Jahr 2013 sind im Bereich Connewitz 2156 Straftaten aufgeführt. Das Innenministerium spricht für den Zeitraum vom 1. Januar 2013 bis zum 5. Februar 2014, der Tag an dem der Polizeiposten in Betrieb genommen wurde, von 3703 Fällen. „Dies würde bedeuten, dass es in den ersten fünf Wochen des Jahres 2014 insgesamt 1547 Straftaten in Connewitz gegeben hätte“, so Nagel. „Ich kann mir das nicht vorstellen.“ Um diese Unklarheiten zu beseitigen, hat sie eine weitere Anfrage gestellt: Wie hoch war das Kriminalitätsaufkommen, aufgeschlüsselt nach Straftaten und Ordnungswidrigkeiten. Auch fragt sie nach dem Anzeigeverhalten der Bürger vor Ort. Wie wird der Posten angenommen?

Die Stadträtin hält die Einrichtung des Polizeipostens weiterhin für eine Fehlentscheidung. „Seine Einrichtung ist und bleibt politisch motiviert. Connewitz ist und war im stadtweiten Vergleich kein Kriminalitätsschwerpunkt.“

Initiative will mit Straßenfest alle Seiten an einen Tisch bringen

Die Initiative „Für das Politische!“ begreift den Polizeiposten ebenfalls als Akt der politischen Repression. Proteste gegen Gentrifizierung im Quartier würden mit Videoüberwachung, verdachtsunabhängigen Kontrollen und eben dem Polizeiposten gekontert, so Eike Sommer, Sprecher der Initiative.

Um einen Austausch zwischen Politik, Anwohnern und Interessierten zu ermöglichen, lädt die Initiative für den Sonntagnachmittag zu einem Straßenfest auf den Herderplatz ein. Neben Musik, Mitmachaktionen und Verköstigung bildet eine Podiumsdiskussion zum Thema Gentrifizierung den Höhepunkt. Ab 15.45 Uhr stellen sich Leipzigs Ordnungsamtsleiter Helmut Loris, Karsten Gerkens vom Amt für Stadterneuerung, Norma Brecht vom Bündnis „Stadt für alle“ sowie Vertreter der Alternativen Wohnungsgenossenschaft Connewitz und der ausrichtenden Initiative kritischen Fragen.

Vor dem Straßenfest, welches um 14 Uhr beginnt, wird es ab 12 Uhr einen Rundgang durch Connewitz geben. Für die Teilnahme wird um eine vorherige Anmeldung (Link) gebeten.