Wenn wir Nachrichten aus Chile hören, geht es oft um militante Bildungsproteste oder Anschläge und Riots anarchistischer Gruppen. Wie konnte sich diese Widerstandskultur in einer konservativen Gesellschaft nach dem Ende der Diktatur entwickeln? Dem wollen wir uns mit der Geschichte der Familie Vergara Toledo annähern.
Eduardo und Rafael Vergara Toledo wurden im Alter von 20 und 18 Jahren am 29.März 1985 von Carabineros in der Poblacion Villa Francia von Santiago ermordet. Dieses Schicksal teilten sie mit Tausenden, die zwischen 1973 und 1990 von der Pinochet Diktatur ermordet wurden.
Außergewöhnlich wurde ihr Fall durch die militanten Proteste die sich gegen dieses Verbrechen richteten und die besonders von ihrer Mutter, Luisa Vergara Toledo, angetrieben wurden.
Ihr Bruder, Pablo Vergara Toledo, wurde am 5.November 1988 verbrannt aufgefunden, wobei nicht eindeutig geklärt ist, ob er durch eine eigene Bombe getötet wurde oder durch den chilenischen Geheimdienst.
Der 29.März wird in Chile als „Tag des jungen Kämpfers“ jedes Jahr mit Demonstrationen und Angriffen auf die Polizei begangen. Luisa Vergara Toledo richtet dabei oft Worte an die Anwesenden, die danach die Bullen attackieren.
Seit dem 21.Januar 2014 sitzt Tamara Sol Vergara in Santiago in Untersuchungshaft. Sie ist die Enkelin von Luisa und wird beschuldigt aus Rache für den Mord an dem Genossen Sebastián Oversluij einen Wachmann angeschossen zu haben.
Luisa und Tamara haben in der chilenischen Gesellschaft etliche Tabus gebrochen, denn diese ist immer noch extrem patriarchial dominiert und die Kirche hat großen Einfluß, z.B. sind Abtreibungen in Chile verboten.
Der Tag des jungen Kämpfers kann als eine Entwicklungslinie für die Bildung anarchistischer Zusammenhänge gesehen werden, auch wenn die Vergara Brüder zum MIR gehörten. Ein weiteres Datum von Bedeutung ist der 11.September, an dem es jährlich zu Protesten kommt. Damit wird an die Machtergreifung Pinochets 1973 und die Fortsetzung diktatorischer Herrschaft durch „demokratische“ Regierungen erinnert.
Mit einem 40 minütigen Video wollen wir versuchen etwas in die anarchistische Bewegung Chiles einzutauchen und zu Solidaritätsbekundungen für Tamara Sol ermuntern. Der Film dokumentiert Interviews mit Luisa, Pablo und dem Vater Manuel von 1985 und 2014, sowie Videos von Gruppen aus Santiago (spanisch mit deutschen Untertiteln).
Im anschluss des Filmes freuen wir uns sehr über eine Diskussion mit einem leckeren Teller Küfa dazu.