Chaoten-Mob greift Rathaus und Gericht an

Die Attacke fand im Bereich der Neukölln Arcaden gegenüber des Rathauses Neukölln statt
Erstveröffentlicht: 
11.01.2015

Mit Steinen, Farbbeuteln und Flugblättern bewaffnet griffen 30 bis 50 Vermummte die Gegend um das Neuköllner Rathaus an. Zerplatzte Farbbomben, zerstörte Scheiben und beschmierte Hauswände. Autonome haben in Neukölln randaliert. Grund ist der Tod eines Asylbewerbers vor zehn Jahren in Sachsen-Anhalt.

Sonnabend, gegen 22.20 Uhr, Karl-Marx-Straße. 40 bis 50 Vermummte schleudern Steine und Farbbeutel gegen das Rathaus Neukölln und das angrenzende Amtsgericht. Zwei Geschäfte, zwei Banken und ein Telefonladen werden ebenfalls beschädigt. Als die Chaoten an einer Ampel das wartende Auto einer Sicherheitsfirma entdecken, fliegen Pflastersteine und Farbbomben. Die Heckscheibe des Wagens wird demoliert, der Mann kommt mit dem Schrecken davon.

Die Aktion ist koordiniert. Nach Angaben der Polizei wollten die Täter die Polizei auch daran hindern, zu den Einsatzorten zu fahren. An der Wache im Rollbergviertel wurden auf der Straße Krähenfüße verteilt – die dann die Reifen am Auto einer Frau zerstörten. An der Wache in der Sonnenallee versuchten die Täter, ein Tor zu verschließen.

An den Tatorten wurden nach Angaben der Polizei Flyer gefunden. Darauf wird an Oury Jalloh (†46) erinnert. Der Asylbewerber aus Sierra Leone war vor zehn Jahren unter noch immer ungeklärten Umständen in einer Dessauer Polizeizelle verbrannt. Die Verfasser des Schreibens werfen der Polizei staatliche Gewalt vor.

Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (66, SPD): „Als Totengedenken das Rathaus in Mannschaftsstärke anzugreifen, ist doch total irre. Was soll der Quatsch? Das ist doch der Ort aller Neuköllner! Ich empfehle den Herrschaften, sich lieber ins Bezirksparlament wählen zu lassen. Solche Aktionen schüren nur wieder neue Aggressionen. Voran bringt uns solche Militanz nicht. Der Steuerzahler wird den Schaden begleichen müssen.“

Vier Verdächtige (22–27) wurden festgenommen, zwei von ihnen wieder entlassen.