Aktivist*innen der Animal Liberation Front (ALF) haben bereits am 25. Oktober eine Nerzfarm bei Scorzè (VE), Italien überfallen, wie aus einem nachgereichten Bekenner*innenschreiben jetzt hervorging. Bei der Aktion wurden die Schlösser der Käfige aufgebrochen, alle Nerze befreit und die Käfige zerstört. Die Aktion widmeten die ALF-Aktivist*innen Barry Horne. Barry war ebenfalls ALF-Aktivist und starb in einem britischen Gefängnis durch das letzte ihm verbleibende Mittel zum Protest, dem Hungerstreik.
Bereits am 23. August 2014 wurde die selbe Farm von ALF-Aktivist*innen überfallen. Dabei wurden ebenfalls alle nichtmenschlichen Tiere befreit. Die Käfige wurden zerstört und die Identifikationskarten wurden zerstört. Zudem wurde der Zaun, der Farm umschließt in weiten Teilen zerschnitten und geöffnet, so dass die Nerze die Farm verlassen konnten.
Die ALF-Aktivist*innen widmeten die Aktion im August den anarchistischen Gefangenen GIANLUCA AND ADRIANO. Mit der Befreiung im August verbanden sie auch die Hoffnung, dass die Nerzfarm nun für immer schließen würde. Mit dem erneuten Besuch der Farm am 25. Oktober 2014 zerschlug sich diese Hoffnung, denn noch immer bzw. schon wieder waren 2 von 3 Hallen mit gefangenen Nerzen gefüllt.
Die ALF entschloss sich deshalb erneut alle nichtmenschlichen Tiere zu befreien. Zudem wurden wieder die Käfige und der Außenzaun zerstört. Das Signal an den Betreiber der Farm ist deutlich. Die ALF wird nicht ruhen, bis der Farmbetreiber sein mörderisches Geschäft endlich aufgibt.
Die ALF-Aktivist*innen betonten in einem Beknner*innenschreiben auch explizit, dass sich diese Aktion auch gegen das System der Gefangenschaft ansich richtet. Gegen ein System das Körper zu Waren macht. Sie kündigten an solange wieder zu kommen, bis die Farm endgültig schließt.
Die Aktion am 25. Oktober wurde dem Tierbefreiungsaktivisten Barry Horne gewidmet.
Barry starb am 05. November 2001 in einem britischen Gefängnis; durch das letzte ihm verbleibende Mittel zum Protest, dem Hungerstreik.
Barry Horne im Sommer 1997 nach seinem ersten Hungerstreik:
«Ja, ich war im Hungerstreik, aber nicht ich habe den Hungerstreik gewonnen und ich habe auch nicht all die positiven Dinge erreicht, die daraus entstanden sind. Das war die Bewegung, nicht ich. Die Bewegung war ausreichend stark, um für die Tiere mobil zu machen und das zu tun, was getan werden musste.
Die Bewegung, das sind einfach nur Menschen, Menschen wie du und ich, wir alle. Wir sind die Bewegung und jeder von uns ist sehr wichtig. Ohne jeden Einzelnen von uns wird die Bewegung schwächer und ärmer. Ohne uns alle hört sie auf zu existieren. Wer wird sich dann für die Tiere einsetzen? Wir können die Tiere befreien, die Welt ändern und Frieden und Gerechtigkeit für alle schaffen.»
(Newsletter der Vegan Prisoner Supporters Group)
Wer war Barry Horne?
Einer der bekanntesten Tierrechtler_innen Englands, Barry Horne (49-jähriger Familienvater), verstarb am 5. November 2001 während seines Hungerstreiks für die Tiere. 1998 wurde er wegen Sachbeschädigung an Tierversuchsfirmen zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Er gab jedoch nie auf und kämpfte auch aus dem Gefängnis bis zuletzt für die Tiere. Außerhalb der Tierrechtsbewegung wurde er erstmals bekannt, als er im Januar/Februar 1997 mit einem Hungerstreik auf die Qual der Versuchstiere aufmerksam machte.
Dadurch erreichte er unter anderem auch, dass sich die Tierrechtsszene in England vermehrt gegen größere Firmen wandte, welche nach wie vor Tierversuche vornehmen. Als die Thematik der Tierversuche in das Bewusstsein der Öffentlichkeit drang und die Labour-Partei in einer Werbeschrift (vor ihrer Wahl) versprach, sich gegen die Tierversuche einzusetzen, brach Barry Horne nach 35 Tagen seinen Hungerstreik ab. Durch den großen öffentlichen Druck und die Versprechen der Politiker glaubte Barry, sein Ziel erreicht zu haben, dass in dieser Sache endlich etwas unternommen werde. Leider wurde er enttäuscht und fühlte sich von den Politiker_innen verraten. Die Labour-Partei setzte keines ihrer Wahlversprechen nach ihrer Machtübernahme um. Dies verhärtete die Fronten zwischen den Tierrechtler_Innen und den Machthaber_innen noch mehr.
Ende August 1997 setzte Barry Horne
erneut auf den Hungerstreik und brach ihn erst nach 46 Tagen ab, als
die Regierung sich für Verhandlungen bereit zeigte. Später stellte
sich heraus, dass dies eine weitere Lüge der Regierung war: Am
selben Tag, als die «Verhandlungen» aufgenommen wurden, gab die
Regierung dem größten Tierversuchsunternehmen Englands, Huntingdon
Life Sciences (HLS), wieder die Erlaubnis, weitere Versuche
durchzuführen. Dies obwohl kurz davor der Firma diese Erlaubnis
entzogen wurde, weil Mitarbeiter_innen der Firma Beagle-Welpen auf
„kriminelle Art“ quälten.
Barry
Horne ließ der Regierung dennoch mehrere Monate Zeit, um ihren
Versprechen Taten folgen zu lassen. Doch in den folgenden Monaten
kümmerte sich von deren Seite niemand mehr um Tierversuche. Die
Anzahl Tiere, welche für solche Versuche missbraucht wurden, stieg
im Jahr 1998 sogar weiter an!
Dies veranlasste Barry im Oktober
zum dritten und längsten Hungerstreik, bei dem er bereits zu Beginn
darauf aufmerksam machte, dass er bereit sei, für die Tiere zu
sterben. Zuerst wurde diese Aussage kaum wahrgenommen, als er aber
physisch immer schwächer wurde, änderte sich die Situation:
Internationaler Protest formierte sich. Vor den Häusern aller
wichtigen Kabinettminister wurde demonstriert (auch vor dem Haus von
Tony Blair). Tiere wurden aus Labors befreit.
Vier Tage vor dem
Ende seines längsten Hungerstreiks war er auch mental sehr
geschwächt. Am 68. Tag willigte er in einen Vorschlag der Regierung
ein. Er hatte nicht mehr die nötige Kraft und
Konzentrationsfähigkeit für komplexe Verhandlungen. Von diesem
Hungerstreik hat er sich dann auch physisch nie mehr richtig erholt.
Er war fast taub und seine Sehkraft besserte sich auch nicht mehr.
Doch sein Wille war ungebrochen.
Am 21. Oktober 2001 begann er
seinen letzten Hungerstreik, der am 5. November für ihn tödlich
endete. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, nicht aufzugeben, bis die
englische Regierung ihr Versprechen wahr machen würde, oder
andernfalls den vielen in Versuchslabors getöteten Tieren zu folgen.
Sein Grundsatz war es, weder Menschen noch Tiere direkt zu schädigen;
ansonsten war er aber bereit, für die Befreiung der Tiere bis zum
Äußersten zu gehen. Vor allem in den britischen Boulevardmedien
wurde er daraufhin als Fanatiker und Menschenhasser diffamiert,
selbst noch nach seinem Tod.
„In life he was a nobody, a failed dustman turned firebomber. But in death Barry Horne will rise up as the first true martyr of the most successful terrorist group Britain has ever known, the animal rights movement.“
„Zu Lebzeiten war er ein Niemand, ein gescheiterter Müllmann, der Brandstifter wurde. Man wird seiner als erstem Märtyrer der erfolgreichsten Gruppe von britischen Terroristen gedenken: der Tierrechtsbewegung.“
(Kevin Toolis: im Guardian, 7.November 2001)
Weshalb
wurde Barry Horne zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt?
In den 80er Jahren gab es eine Tierrechtskampagne gegen die
Pharmafirma «Boots». Diese Aktionen wurden beendet, als die Firma
es fertig brachte, alle davon zu überzeugen, dass sie eine
tierfreundliche Firma sei. Diese Lüge wurde Anfang der 90er Jahre
durch eine Aktion der ALF (Animal Liberation Front) aufgedeckt, als
deren Aktivist_innen Tiere aus Versuchslabors der Firma befreiten und
die Vorgänge in der Firma öffentlich machten. Damit war die Firma
wieder im Rampenlicht der englischen Tierbefreier_innen, welche
verständlicherweise empört über die Lügen der Firmenleitung
waren. Alle Tierrechtsorganisationen führten daraufhin Aktionen
gegen diese Firma durch.
Diese reichten vom Boykottaufruf bis zur Wirtschaftssabotage. Die Polizei ging daraufhin immer härter gegen die Tierrechtler_innen vor. Dann gab es eine Serie von Anschlägen, bei denen mehrere Gebäude dieser Firma in Flammen aufgingen. Der durchschnittliche Schaden belief sich auf rund eine Million Pfund pro Anschlag. Immer wurde jedoch darauf geachtet, dass weder Personen noch Tiere dabei zu Schaden kamen. Der Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen wurde erreicht, als auf der Isle of Wight mehrere Anschläge parallel verübt wurden, wodurch die Feuerwehr mit dem Löschen überfordert war. Der Schaden belief sich deshalb auf rund 3 Millionen Pfund.
Mitte der 90er Jahre wurde
Barry Horne verhaftet, als er in einem Geschäft, welches auch für
Tierausbeutung verantwortlich gemacht wird, eine Brandvorrichtung
anbringen wollte. Da die Polizei bei der Suche nach den
Brandstifter_innen von der Isle of Wight, trotz der Verhaftungen von
50 Personen, nicht vorwärts kam wurde Barry Horne sofort auch für
die dortigen Brandstiftungen als Alleintäter verantwortlich gemacht.
Er stritt dies vor Gericht ab und bekannte sich nur schuldig, in
Bristol Anschläge verübt zu haben. Dennoch wurde er für alle
Anschläge als Alleintäter schuldig gesprochen und zu 18 Jahren Haft
verurteilt.
Info zu Barry:
Bekenner*innenschreiben zu der ALF-Befreiungsaktion am 25.10.2014:
"When we learned of a liberation in August of this year, we decided to once again visit the small mink ranch in Scorzè (VE), Italy, on the night of October 25.
Our purpose was to see if the farmer in question had made the decision to close his business of animal torture.
Our visit instead found two out of three structures full of
mink, in some cases more than one per cage. We cut as much of the fence
as possible and opened all the cages, destroying many of them.
The large number of animals on the farm suggests that after the
previous liberation many may have been recaptured in the countryside,
but it is also very likely that new animals were purchased by the farmer
so that he would not be forced to close down. Both hypotheses should
not be discouraging, but should instead lead to other thoughts, far away
from resignation and the passivity of inaction.
In this release, the animals fleeing the open cages seemed to
already know where to run to freedom, with an energy that usually takes
time to develop, given the conditions of captivity. An energy and will
that can not be missed even by those who believe that cages should no
longer exist.
Our goal is not to detect any irregularities within this system.
The dismemberment of bodies for skins, vivisection, slaughter or other
things are not abnormalities, but are the normal operation of this
social machine that makes the dismemberment of bodies a normal
procedure. When we open the cages we are well aware of this. By opening
the cages you break with the existing fact of perpetual exploitation of
animals endlessly bred by the farmer. This action represents freedom for
those who are released, but also for those free: those who flee to
freedom do not come back of their own free will and often prefer death. A
piece of freedom can be a beginning to try to create more and more, not
indefinitely, but until the twisting of this system of death.
These days, 13 years ago, Barry Horne died in England, a liberator of animals, a saboteur of structures of exploitation, because of a long hunger strike aimed at ending vivisection in England.
We want to end these lines in his memory and dedicate this small
piece of freedom that we created when the locks were broken and the
cages were opened again.
Animal Liberation Front"
Bekenner*innenschreiben zu der ALF-Befreiungsaktion am 23.08.2014:
"ON AUGUST 23 WE OPENED THE CAGES AT THE MINK FARM ON VIA TOSATTI IN SCORZE' (VE) - ITALY
THERE WERE THREE STRUCTURES AT THE FARM FOR THE KEEPING OF ANIMALS, ONE WAS EMPTY, SO WE WERE BUSY IN THE OTHER TWO WHERE HUNDREDS OF MINK WERE LOCKED IN CAGES. WE REMOVED ALL IDENTIFICATION TAGS, MAKING IT IMPOSSIBLE TO IDENTIFY OR CLASSIFY ANY ANIMAL WHO WAS RECAPTURED.
WE DAMAGED SEVERAL CAGES AND DESTROYED DOZENS OF METERS OF FENCE AT THE BACK OF THE FARM TO ALLOW THE MINK TO ESCAPE INTO THE FIELDS BETWEEN THICK CROPS AND STREAMS.
SOON FARMS WILL START KILLING THOUSANDS OF MINK FOR THE PRODUCTION OF FUR.
FOR THESE ANIMALS WHO WILL BE SKINNED THERE IS NO OTHER POSSIBILITY THAN TO OPEN THE CAGES. ANIMAL LIBERATION IS NOT EMPTY WORDS BUT A REALITY WHERE THERE IS OPPRESSION.
WE DEDICATE THIS LIBERATION ACTION TO THE ANARCHIST PRISONERS GIANLUCA AND ADRIANO.
ALF"