Auch die Wagenburg der Schattenparker am Freiburger Flugplatz ruft zur antifaschistischen Freiraumdemo am 14. November auf. Nach den Kämpfen um das Fortbestehen einer selbstverwalteten Wagenburg in den Jahren 2004-2006, ist die jetzige Fläche im IG-Nord bis 2011 gesichert. Und bis dann wird nicht weniger sondern eher mehr Platz gebraucht...
Aufruf der Schattenparker vom 21. Oktober 2009 zur KTS-Demo für mehr Autonome Räume und gegen die Nazis am 14. November 2009:
Antifaschismus braucht Platz!
Auf die Straße für linke Freiräume und gegen den rechten Konsens!
Wir,
die Wagenburg der Schattenparker, sind aus den Freiburger Wagenkämpfen
hervorgegangen und verstehen uns als ein offensives Kollektiv, das sich
für mehr autonome Freiräume und selbstverwaltete Lebensformen einsetzt.
Nach einer mehrjährigen Besetzung des Campus-Geländes in St-Georgen und
einem Übergangsplatz auf der Haid 2006, befinden wir uns seit drei Jahren
im Industriegebiet Nord, am Freiburger Flughafen. In diesem Freiraum
versuchen wir selbstverwaltet und anarchistisch zu leben und die Zwänge
der kapitalistischen Lebensweise zurückzudrängen und zu überwinden.
Dabei besteht sowohl ein emanzipatorischer als auch ein
antifaschistischer Anspruch.
Sich gegen Nazis zu stellen ist
Drecksarbeit, aber eine notwendige. Erfolgreich konnten in den letzten
Monaten rechte Strukturen durch Freiburger Antifas offengelegt werden,
sogar terroristische Pläne wurden verhindert. Durch die Häufung von
Angriffen und Drohungen der vor allem im Umland organisierten
Naziszene, sehen wir die Zeit gekommen, ein unübersehbares Zeichen
gegen den Faschismus zu setzen, den wir aus unseren Freiräumen
alltäglich bekämpfen.
Zur ständigen staatlichen Repression gegen
linksradikale Strukturen kommt eine wachsende faschistische Bedrohung
hinzu. Besonders die Region um Freiburg galt bis vor kurzem als völlig problemfrei, was auch die Politik nickend bejahte. Das Klima in Europa
ist jedoch auch hier, angesichts sich zuspitzender sozialer Konflikte
und der fortwährenden Krise, immer rechtsopulistischer. Ausgrenzung
und besonders rassistische Diskriminierung kommt aus der sogenannten
Mitte der Gesellschaft. Die Mehrheitsgesellschaft billigt
Unterdrückung von Minderheiten Tag für Tag, dass Ende 2009 Zehntausende
abgeschoben werden sollen, wird kaum wahrgenommen. Ein tauglicher
Nährboden für den Rechtsradikalismus. Auffallend ist, dass die
Repression rechten Strukturen gegenüber in völligem Gegensatz zur
harten Repression gegen antirassistische Initiativen, AntifaschistInnen
und eben linke Freiräume steht; welche es versuchen diesen
Rechtspopulismus und seine Konsequenzen zu bekämpfen.
Doch was
können wir neben dem Kampf gegen Nazis auf der Straße tun? Eine
Konfrontation mit der Politik der rechten Stuttgarter Landesregierung
ist unvermeidlich, da diese Politik StaatskritikerInnen bedroht und
Nazis und RassistInnen eher fördert als bekämpft. Wieso sollte Sie
auch? Ist es nicht die rechte Jugend, die den Staat trägt und die
Stadtparks Kopftuchfrei hält? Die Gefahr, die tatsächlich von den
hiesigen Nazis ausgeht, wurde bisher von den meisten völlig
unterschätzt. Das bedeutet: Es ist wieder an der Zeit den Rechten
entgegenzutreten!
Dass der Staat auf dem rechten Auge blind ist,
zeigt sein Verhalten im Fall der südbadischen Bombenbauernazis
besonders gut. Lange Zeit verstrich, bevor weitere – den Behörden wohl
bekannte – Kameraden des Waffenfetischisten Baumann gerazzt wurden.
Die Behörden ließen sich Zeit, um in der Öffentlichkeit die
Einzeltäterthese zu verbreiten. Mitte Oktober wurde der Weiler Nazi
Baumann sogar wieder aus der Untersuchungshaft entlassen, obwohl
zahlreiche Waffen, Rohrbombenmaterial und rechte Popaganda bei ihm
beschlagnahmt worden waren. Für die Justiz stellt er keine Gefahr mehr da
und wird nun sein Projekt Freiburgs linke Szene militant anzugreifen
einfach ad acta legen...
Der Staat scheint eher darauf aus
antifaschistische AktivistInnen und Strukturen zu schwächen. Das
Verfahren gegen die Vorstände des Fördervereins Subkultur wurden Mitte
November, in einem Kontext wachsender Spannung, zwar eingestellt. Auch unser
Verein wurde jedoch, nach der parodiösen Versammlung gegen eine reale Rechnung
von 24.000 Euro für die Beschlagnahme unserer Karren vor drei Jahren,
kriminalisiert. Zur juristisch festgestellten Frechheit, dass wir für
das unfreiwillige Abschleppen und Verwahren unserer Wohnungen Unsummen
an Geld organisieren müssen, gibt es Anzeigen gegen „die
Schattenparker“ wegen einer, unsererseits völlig friedlichen,
unangemeldeten und kreativen Demo. Bezüglich dieser Anzeigen haben sich
die Behörden noch immer nicht gerührt.
Für beide Projekte, das
Autonome Zentrum KTS und unsere Wagenburg, steht nach dem Rücktritt der
angezeigten GenossInnen, die notwendige legale Verhandlungsgrundlage
gegenüber den Behörden auf dem Spiel. Das bedroht zwei wichtige
antifaschistische Freiräume grundlegend.
Auch für die gesamte
WäglerInnen-Szene ist noch keine politische Lösung in Sicht. Zu
befürchten dass sich, wie in vielen anderen Städten, ein grauer
Mainstream durchsetzt und die letzten Projekte zerschlagen werden, ist
nicht absurd. Unsere Wagenburg auf den Beiden Plätzen „Himmelfall“ und
„Ponyhof“ ist bis Sommer 2011 gesichert, doch KeineR weiß wie es danach
weitergeht. Sämtliche Plätze und Durchfahrplätze sind seit Jahren voll
belegt, der Bedarf nach bezahlbaren Wohnungen, Häusern und Wagenburgen in Freiburg steigt stetig. Doch
nach wie vor lässt die Stadtverwaltung immer nur „es wird keinen
neuen...“ verlauten und will die Wagenkultur nach „Spanien schicken“. Eine Anspannung der Wohnmarktlage ist auch mit dem Auslauf des BürgerInnenentscheides gegen den Verkauf der Stadtbau zu erwarten. Soziale Perspektiven gibt es kaum.
Mitte
Dezember wird auch der neu entstandene Wagenplatz Kommando-Rhino auf
der Vauban von Räumung bedroht sein. Soziale und kulturelle
Alternativen sollen den Wünschen gentrifizierungswütiger
KapitalistInnen weichen. Von Mitbestimmung und Selbstverwaltung keine
Spur. Doch der Kampf um mehr Platz für eine befreite Gesellschaft geht
weiter: In Wien, Kopenhagen, Genf, Berlin, Barcelona, Leipzig, Köln, Rotterdam, Basel,
Mailand, München und sonstwo.
Wir haben keinen Bock mehr auf
eine Politik die den Menschen von oben herab den Arsch zeigt und
Alternativen verdrängt. Wir wollen eine antifaschistische Zukunft
aufbauen und uns nicht vor den Angriffen von Staat und FaschistInnen
fürchten. Zusammen werden wir den Kampf für linke Freiräume und gegen
das rechte System weiterführen.
Nazis aufs Maul!
Wir sind alle KTS!
Autonome Politik durchsetzen!
GEZ: die schattenparker