Wo die Welt noch in Ordnung ist – fast

Erstveröffentlicht: 
28.10.2014

Auch einige Personen aus Südbaden waren wohl an den Hooligan-Krawallen in Köln beteiligt / Freiburger Fans distanzieren sich.

 

Von Felix Held

 

FREIBURG/KÖLN. Der Krawall von Hooligans und Nazis am Sonntag in Köln hat Deutschland aufgeschreckt. Auch aus Südbaden sind wohl einzelne Personen nach Köln gereist, um sich an der Demonstration, die sich angeblich gegen Salafisten richten sollte, zu beteiligen. 4500 Menschen demonstrierten, skandierten ausländerfeindliche Parolen und lieferten sich mit der Polizei eine Straßenschlacht. Dennoch: Eine wirkliche Hooliganszene gibt es laut Experten in und um Freiburg nicht.

 

Zur Recherche war der freie Journalist und Fan-Forscher Christof Ruf aus Karlsruhe am Sonntag nach Köln gereist. "Ich bin etwa zwei bis drei Stunden mit dem Zug mitgelaufen. Aber man sieht den Leuten ja nicht an, wo sie herkommen", berichtet er. Dennoch ist er sicher, dass auch Personen aus Südbaden und der Schweiz mitgelaufen sind. Das habe er am Dialekt erkannt. Die Schweizer kamen wohl aus der Hooliganszene. Die Teilnehmer aus Südbaden seien eher Nazis gewesen, meint Ruf. Identifizieren konnte er Mitglieder der Kameradschaft Höri-Bodensee aus dem Raum Freudenstadt. Diese hätten auch viele Aufkleber verteilt.

 

Die Demonstranten seien hauptsächlich aus Westdeutschland gekommen. Das sei bemerkenswert, weil die Szene im Osten eigentlich größer sei, so Ruf weiter. Außerdem hätten sich viele Alt-Hooligans aus den achtziger und neunziger Jahren unter den Demonstranten befunden. "Die waren nie weg und haben sich nur im Stadion ruhig verhalten. Ihre politische Gesinnung haben sie nie geändert, die waren damals schon rechts", sagt Ruf und wundert sich darüber nicht.

 

Dass der Aufruf zu der Demonstration in Köln in der rechten Szene in Südbaden bekannt war, zeigt ein Eintrag auf der Facebook-Seite der NPD Lörrach-Waldshut vom 22. Oktober, dem Mittwoch vor der Demonstration in Köln. Unter dem Titel "Hooligans gegen Salafisten" wird auf einen Vorbericht zur Demonstration von der rechten Zeitschrift Zuerst verlinkt. Die Facebook-Seite hatte am Dienstag 363 Gefällt-mir-Angaben.

 

Die rechte Szene in Südbaden ist derzeit laut Polizei klein

 

Laut Dirk Klose von der Freiburger Polizei hat der Staatsschutz bisher noch keine Hinweise darauf, dass Anhänger der rechten Szene aus den Kreisen Lörrach, Waldshut-Tiengen, Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald oder der Stadt Freiburg bei der Demonstration in Köln dabei waren. Dies könne sich aber noch ändern. Die rechte Szene in der Region sei derzeit ruhig, so Klose. Es gebe keine festen Gruppierungen, man habe aber Einzelpersonen im Blick.

 

Kloses Kollege Gabriel Winterer sagt, dass es derzeit in Freiburg keine aktiven Hooligans gebe. Winterer ist Leiter des Reviers Freiburg Süd und seit 2001 für die Einsätze rund um den Fußball in Freiburg zuständig. In den neunziger Jahren habe es zwar auch in Freiburg eine Hooligangruppe gegeben. Sie sei aber klein gewesen und schon lange nicht mehr in Erscheinung getreten, so Winterer.

 

Das bestätigt auch Sozialarbeiter Dirk Grießbaum vom Fanprojekt Freiburg: "Ich gehe nicht davon aus, dass jemand aus der Freiburger Fanszene in Köln dabei war." Die Fans in Freiburg seien zum Großteil entweder unpolitisch oder links geprägt. Grießbaum kann sich vorstellen, dass es am Wochenende, wenn der SC in Köln spielt, zu einer friedlichen Gegenaktion kommen könnte.

 

Ein Vertreter der Freiburger Fanvereinigung Supporters Crew, in der auch die Ultras organisiert sind, distanzierte sich auf Nachfrage der Badischen Zeitung zudem deutlich von den Vorfällen in Köln. Auch er betonte, er könne sich nicht vorstellen, dass Vertreter der Freiburger Fußballszene in Köln dabei waren.

 

Fan-Forscher Ruf hofft, dass in Zukunft Demonstrationen wie die in Köln im Vorfeld verboten werden. "Das war ein Erfolg für die Hooligans. Es könnte sein, dass da in Zukunft noch mehr dabei sein wollen", befürchtet er.