[Berlin] Rebel-City-Wandzeitung

Wandzeitung / Layout

Wandzeitung: Rebel-City-Istanbul - Solidarität mit den kämpfenden Kiezen in Istanbul

Zum Start unserer Kampagne in Solidarität mit linken Kiezen in Istanbul haben wir eine Wandzeitung produziert. Die Texte, die darauf abgedruckt sind, wollen wir euch auch hier zur Verfügung stellen. (Wer das Ding nachdrucken will, kann sich bei uns melden, und wir schicken eine Druckfassung)

 

TEXT 1:

 

Widerstand im Kiez


Istanbul ist die Hauptstadt der Gentrifizierung. Hier fliegst du noch schneller aus deiner Wohnung als in Kreuzberg, wenn du zuwenig Kohle verdienst, Kurde oder Roma bist, oder wenn irgendjemand in der AKP lieber ein Hotel dort sehen würde, wo bisher deine selbstgebaute Hütte stand. In ein paar Kiezen ist das allerdings anders, denn dort haben die militanten revolutionären Gruppen – von denen gibt´s in der Türkei nicht mal sowenige – das Sagen.

 

In Kücük Armutlu, Gazi Mahallesi, Okmeydani und andere Stadtteilen hat der Staat nichts mehr zu melden. Diese Gebiete, die oft schon früher als Gecekondus, als selbstgebaute Häuser, von der radikalen Linken selbst errichtet wurden. Die Bevölkerung hier steht hinter den Revolutionären. Man lebt gemeinsam, vertraut einander. Den Staat und seine Organe braucht hier niemand und will auch keiner. Wenn er in Gestalt von gepanzerten Wagen, sogenannten "Akreps", bewaffneten Sondereinsatzbullen und Wasserwerfern versucht, in die Viertel einzudringen, gibt es Widerstand. Der ist nicht zimperlich. Steine, Zwillen und Molotovs gehören zur normalen Ausstattung jedes Jugendlichen, der harte Kern der linken Militanten nimmt auch mal die Kalaschnikow oder die Schrotflinte zur Hand, wenn es darum geht, die ungebetenen Gäste wieder los zu werden.

 

Der Widerstand ist die Voraussetzung für die zivilen Projekte die aufgebaut werden. Diese sind sehr vielfältig und haben zum Ziel, in den armen Stadtviertel die Lebensqualität zu erhöhen. So wird zum Beispiel auf eigene Faust in Kücük Armutlu ein großes Gemeindezentrum gebaut, das ein Cemevi, ein alevitisches Gebetshaus, Räume für Veranstaltungen und für eigene, nicht-staatliche Schulklassen beinhalten soll, um auch den Kindern hier die Möglichkeit zu geben, Bildung zu erwerben. Ein anderes Projekt beschäftigt sich mit der Energieversorgung des Stadtteils. Linke Architekten und Ingenieure konstruieren in Eigenregie Windräder, die an den Dächern befestigt werden sollen, auch selbstgefertigte Solaranlagen sind in Planung. Für die Nahrungsmittelversorgung soll ein Volksgarten sorgen, in dem Samen gezogen werden, die dann den Bewohnern des Viertels für ihre eigenen Gärten zur Verfügung gestellt werden.

 

Ein weiteres Großprojekt findet sich in Gazi. Hier entsteht in einem von den Revolutionären besetzten Gebäude eine selbstorganisierte Suchtklinik. Der Kontext dieses Vorhabens ist das Vordringen von Mafiabanden und Drogengangs, die gefördert vom Staat versuchen, den Linken ihre Viertel streitig zu machen und die Straßen mit Drogen überschwemmen. Dagegen kämpft man nicht nur mit Gewalt, sondern auch durch das Angebot an die Abhängigen, einen Weg aus der Sucht zu beschreiten. Ausgebildete ÄrztInnen und PsychologInnen arbeiten hier als Freiwillige, während der Therapie kann man berufliche Fertigkeiten erlenen, um den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Der Kampf gegen Gangs und Drogen mag für die deutsche Linke eigenartig anmuten. In der Türkei ist er wichtig. Denn mit Hilfe der - oft aus rechtem Milieu stammenden - Gangs versucht der Staat die Vorherrschaft der Linken in den Kiezen zu brechen, ganz so wie damals das FBI in den USA Stadtteile der Black Panthers mit Drogen überschwemmte. Im Rahmen dieser Auseinandersetzungen starb im September 2013 der Aktivist Hasan Ferit Gedik. Er wurde auf offener Straße im Stadtteil Gülsuyu während einer Demonstration von Bandenmitgliedern erschossen. Nach ihm ist nun die Klinik in Gazi benannt.

 

All diese Projekte sind gefährdet. Die Armenviertel sind von Gentrifizierung bedroht, die "urbane Transformation", wie das die Regierungspartei AKP nennt, zerstört gewachsene soziale und kulturelle Milieus und zwingt ärmere Bevölkerungsgruppen in die Obdachlosigkeit oder zum Verlassen ihrer Bezirke. Drogengangs und Polizeirepression tun ihr übriges. Hunderte Razzien finden jedes Jahr in den linken Nachbarschaften statt, oft gibt es Verletzte, Verhaftete und manchmal auch Tote. Würde es dem türkischen Staat gelingen, die Revolutionäre aus den Stadtteilen zu vertreiben, sie sähen bald aus wie andere, längst gentrifizierte Kieze, wie Tarlabasi und Sulukule zum Beispiel, in denen eine lange gewachsene soziale Kultur der neoliberalen Stadtumstrukturierung weichen musste. Die Bewohner wurden vertrieben, Neubauten errichtet, die sie sich nicht leisten können.

 

Wir wollen die Linke in der Türkei dabei unterstützen, die wichtigen Positionen, die sie sich erkämpft hat, zu halten, und versuchen dehalb, eine langfristige Solidaritätskampagne mit den RevolutionärInnen in der Türkei entwickeln.

 

Text II:

 

Fabrik ohne Bosse


Selbstorganisiert produzieren ist schöner und bringt allen was. Kazova Tekstil in Istanbul zeigt wie


Keine zwanzig Minuten von Taksim entfernt, im Stadtteil Sisli, gibt´s einen schönen Klamottenladen. “Diren Kazova” steht über dem Schaufenster, der Boden ist mit großen Pflastersteinen ausgelegt, an der Wand hängen kunstvolle Kollagen und Bilder. Verkauft werden Frauen- und Männershirts, Pullover, Strickwesten, Sweater.

Kazova Tekstil ist aber nicht einfach ein schönes Modegeschäft, es unterscheidet sich von den gefühlten hunderttausend Shops in dieser Gegend fundamental. Denn der Laden ist das Resultat eines monatelangen Arbeitskampfs inklusive Streiks, Demos, Besetzung und Tränengas. Die Story läuft so: Kazova war eine ganz “normale” Textilfabrik in Istanbul, die Türkei zählt ja zu einem der wichtigsten Herstellerländer von Textilien. Kazova hat für lokale Firmen und westliche Konzerne produziert, auch für Lacoste, Mango, Marco Polo. Den Arbeitern brachte das wenig. Die Löhne waren scheisse, bei Beschwerden holte der Aufseher schon mal den Baseballschläger raus und die Arbeitsbedingungen waren grauenhaft.


Immer wieder wurden Leute entlassen und im Januar 2013 entschlossen sich, die Inhaber ganz dicht zu machen. Das wollten die Arbeiter nicht zulassen. Mit der Unterstützung linker Anwälte des CHD begann ein Rechtsstreit um die Maschinen, die die Arbeiter im Ausgleich für Monate lang ausstehende Löhne forderten. Um Druck zu machen, begannen Demonstrationen, mal in der Istiklal-Straße, mal vor dem Wohnhaus der Chefs. Die Fabrik wurde besetzt und bewacht, denn die Bosse schickten sich an, die Maschinen heimlich wegzubringen, was ihnen dann letztlich nicht gelang.

Im Verlauf des Arbeitskampfes bildete sich eine Wechselbeziehung mit der aus den Gezi-Protesten entstandenen Bewegung heraus: “Gezi war sehr wichtig für uns”, erklärt einer der Kazova-Arbeiter, der Mitglied in der revolutionären Basisgewerkschaft DIH (Devrimci Isci Hareketi) ist. “Vorher haben wir in Betrieben immer für punktuelle Verbesserungen gekämpft. Selbst wenn man gewinnt, ist ein paar Monate später alles wieder an der Kippe und man wird entlassen. Hier fangen wir an, die Beziehungen der Produktion selbst zu ändern.”

Kazova wurde ein Symbol der Bewegung. Es ist möglich, ohne Chef zu produzieren, und es klappt sogar besser: Die Löhne werden höher und die Preise der Produkte sanken. Wer braucht Kapitalisten?

 

Text III:

 

Gecekondularda Direniş

 

Istanbul kentsel dönüşümün başkenti. Eğer paranız yoksa, Kürt veya çingene iseniz ve AKP yaşadiğinız alanda bir hotel veya AVM inşa etmek istiyorsa, Berlin Kreuzberg deki bi ev sahibinden daha hizli bir şekilde evinizden olabilirsiniz. Bazi mahallelerde ise bu durum farkli: Türkiye'de bulunan bir çok devrimci militan grup, inisiyatifi ele almiş durumda ve kendi çapında mahallesini korumaktadır.

 

Küçük Armutlu, Gazi Mahallesi, Okmeydanı ve bu tür mahallelerde devletin sözü geçmemektedir. Bu mahalleler daha önce gecekondu mahalleleri olarak isimlendirilmişti. Burada bulunan devrimci gruplar, mahalle sakinleri tarafından korunmaktadir. Mahallede herkes birbirini tanır. Böylesi yerleşim yerlerinde devlet veya devletin çeşitli kuruluşlari halk tarafindan kabul edilmemektedir. Devletin kolluk kuvvetleri Akrep, TOMA,vs. bu semtlere girmeye çalıştığında amansız bir direniş ile karşi kaşıya kalmaktadir. Bu direniş büyük bir miltan duruşla kendisini göstermektedir. Taş, Sapan ve Molotoflar buradaki direnişi sergileyen gençlerin kullandıkları “silahlardır”. Militan devrimci güçler, devletin olası bir saldırısı veya provakasyonu girişiminde kalaşnikof veya av tüfeklerini kullanmaktadir.

 

Bir direniş sivil projelerin gerçekleşmesi için kaçınılmaz bir yöntem haline gelmiştir. Sivil projeler çeşitli biçimlerde kendini gösterir ve hedefi ise böylesi yoksul mahallelerdeki yaşam koşullarini pozitif yönden etkilemektir. Örnek olarak: Küçük Armutluda halk menfaatleri için, kendi insiyatifi ile dernekler kurulmuş, cemevi açılmış ve etkinlikler düzenlenmiş. Bu proje çerçevesinde, ekonomik koşulları uygun olmayan çoçuklar için eğitim olanaklari da sağlaniyor. Başka bir proje ise mahallenin enerji sorununu gidermektir. Mimar ve mühendisler rüzgar türbinleri veya güneş enerjisi sistemleri inşa edip çatılara kuruyorlar. Gıda sorununu gidermek üzere halk bahçeleri kurulmaktadir. Bu halk bahçelerinde çeşitli tohumlar üretilip mahalle sakinlerine dagitilmaktadir.

 

Bir önemli başka proje ise Gazi Mahallesinde gerçekleştirilmektedir. Burada devrimcilerden işgal edilen bir bina, bağımlılık kliniği olarak kullanilmaktadir. Bu projenin hedefi ise, devlet tarafından desteklenen çetelerin yaydiği esrarın, devrimci mahallelerdeki halkı yozlaştirma ve bağimlılığa sürüklemek girişimine karşi mücadele etmektir. Doktor ve psikologlar bu projeye destek oluyorlar. Böylesi tedaviler ile amaç gençleri bağimliliktan kurtarıp yeniden topluma kazandırmaktır.

 

Bütün bu yoksul mahallelerdeki projeler ise devletin kentsel dönüşüm projeleri çerçevesinden dolayı tehlike altina giriyor. Kentsel dönüşümün bir başka sonucu ise senelerdir gelişen sosyal ve kültürel ilişkilerin yok edilmesi ve yoksul halkı evsizliğe sürüklemektir. Sene boyunca gerçekleştirilen polis baskınları sonucunda böylesi mahallelerde tutuklamalar, yarali insanlar ve ölümler gündemden çıkmamaktadir. Bu durumlarda, bizler sadece birer izleyici, takipçi olarak kalmak istemiyoruz. Bunun için türkiyeli devrimcilerle uzun vadeli bir dayanışma kampanyası başlatmak istiyoruz.

 

 

Bu tür projelerin amacı insanların birşeyler ögrenip kendi sonuçlarını cikarmayı sağlamaktır. Devletin ve sermayenin bizim burada gün geçtikçe daha zor koşullarda sürdürdüğümüz hayatlarımıza, yaşadiğimiz mahallelere müdahale etmesini zorlaştırmalıyız.

 

 

Kampagne: Blog / Facebook