NPD eröffnet Landeszentrale - "Das ist für Eisenach sehr rufschädigend"

Residiert hier bald die Landes-NPD?
Erstveröffentlicht: 
29.08.2014

"Der hat immer da gestanden wie ein unschuldiges Lämmchen", sagt Alfredo P. aus einer baden-württembergischen Kleinstadt auf Anfrage unserer Zeitung. Mit dem "unschuldigen Lämmchen" meint P. eben jenen Jan Z. aus Hessen, der ihm das Haus in der Eisenacher Katharinenstraße 147a abgekauft hat.

 

Eisenach. Genau dort will die Thüringer NPD in der kommenden Woche ihre Landesgeschäftsstelle eröffnen. Dies bestätigte der Landesvorsitzende der Partei, der Eisenacher Patrick Wieschke, gestern auf Anfrage gegenüber unserer Zeitung.

Das Bündnis gegen Rechtsextremismus in Eisenach ist bestürzt über diese Nachricht. "Das hat die Stadt von Bach und Luther nun wirklich nicht verdient".

Stadt sieht kaum rechtliche Handhabe


Das Gebäude wurde nach Erkenntnissen des Landesamtes für Verfassungsschutz von privat verkauft und zwar an einen Mann aus Hessen, der zwar Kontakte zum NPD-Landesverband Hamburg haben soll, aber in Thüringen bislang nicht in Erscheinung getreten ist. Dies bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums gestern. Diese Erkenntnisse seien vom Landesamt für Verfassungsschutz auch umgehend an die Stadt Eisenach weitergegeben worden.

Auch im dortigen Rathaus ist man alles andere als erfreut über diese Nachricht. Die Stadt, so Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke), könne einen solchen Verkauf natürlich nicht verhindern. Die Möglichkeit, ein Vorkaufsrecht geltend zu machen, habe nicht bestanden. Ob die Kommune die geplante Nutzung der Immobilie, die auch als Kneipe und Gaststätte diente, als Landesgeschäftsstelle der NPD verhindern könne, werde man prüfen. Sie hält es aber für eher unwahrscheinlich, dass die Stadt eine rechtliche Handhabe haben könnte.

Nach Angaben von NPD-Funktionär Wieschke soll das zweigeschossige Haus vorrangig als Geschäftsstelle der Landespartei mit Versammlungsräumen dienen. In einem Raum soll aber wahrscheinlich auch die Eisenacher Stadtratsfraktion ein Büro anmieten. Die NPD ist seit der vergangenen Kommunalwahl mit drei Sitzen im Rat vertreten.

"Das ist für Eisenach sehr rufschädigend"


Der einstige Eigentümer Alfredo P. fiel bei der Nachricht, an wen sein Haus gegangen ist, aus allen Wolken. "Das war wohl ein Fehler des Maklers, obwohl der wahrscheinlich auch nicht gewusst hat, wen er da vor sich hat. Das war hinterlistig", sagt P., der für die CDU im dortigen Gemeinderat sitzt, unserer Zeitung. Er habe viel in die Sanierung des Gebäudes investiert, die Fassade selbst gestrichen, alles hergerichtet und es letztlich sogar noch mit Verlust verlauft. "Es tut mir sehr leid, Eisenach ist so ein schönes Städtchen. Ich muss sagen, ich bin entsetzt. Dann hätte ich lieber ein Fitness-Studio eingerichtet oder das Haus einer armen Familie mit Kindern überlassen."

Die linke Oberbürgermeisterin Katja Wolf ist natürlich alles andere als begeistert. "Dass die NPD ihre Landesgeschäftsstelle in Eisenach einrichtet, spricht komplett gegen das Selbstbild dieser Stadt, bei dem Toleranz, Weltoffenheit und ein gutes Miteinander mit allen Menschen im Mittelpunkt steht. Das ist für Eisenach schon sehr rufschädigend."