RASH-Brandenburg-Tour erfolgreich gestartet!

Solikonzert mit Kommando Kronstadt und ContraReal im Berliner Schokoladen

Am 21.08. war es endlich soweit: nach langer Vorbereitung starteten wir im Schokoladen in Berlin-Mitte unsere Brandenburgtour „Für eine starke antifaschistische Subkultur“ mit einem Warmup-Konzert anlässlich unseres gefühlten 100. RASH-Tresens, welcher normalerweise jeden 3. Donnerstag im Monat gemeinsam mit den North East Antifascists (NEA) im Bandito Rosso stattfindet.

 

Da die Konzerte im Schokoladen aufgrund von Lärmbeschwerden der Anwohner*innen seit einiger Zeit bereits pünktlich um 20.00 Uhr anfangen müssen, füllte sich der Laden bereits ab 19.00 Uhr. Kurz nach 20.00 Uhr ging es dann im mittlerweile gut gefüllten Schokoladen mit der ersten Band los. Kommando Kronstadt aus Leipzig spielten extrem wütenden, vorantreibenden Hardcorepunk mit sehr intelligenten politischen Texten. Noch dazu sahen die Bandmitglieder mit Iros auch noch aus wie richtige PunksJ! Das war ein toller Auftritt dieser sehr sympathischen Band! Wir empfehlen Euch vor allem auch das grossartige Politpunkfanzine „Proud to be Punk“, welches von einem der Bandmitglieder herausgegeben wird und soeben mit seiner 20.(!) Ausgabe erschienen ist.

 

Nach einer kurzen Umbaupause und einem knappen inhaltlichen Input zu unserer bevorstehenden Brandenburgtour kamen die Hamburger AFA-Punx von ContraReal auf die Bühne. Auch diese legten einen rundum gelungen Auftritt mit sehr schönen und intelligenten Punkrocksongs, wütender Kritik an den bestehenden Verhältnissen und einem wunderbaren female fronted Gesang hin. Im Anschluss an diese beiden sehr gelungenen Auftritte legten noch die Northkorean Rudeboys und der special guest DJ King Hammond feinen Ska, Reggae und Soul zum Tanze auf.

 

An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an die Schokoladencrew, Kommando Kronstadt, ContraReal und die Northkorean Rudeboys mit King Hammond (und natürlich die Bands, welche uns Teile Ihrer Backline zur Verfügung gestellt haben)! Es war ein rundum gelungener Abend mit Euch!

 

Am 23.08. ging es mittags auch gleich schon weiter zu unserer ersten Station im Rahmen unserer kleinen RASH-Tour: Gut gelaunt und hoch motiviert bewegte sich unsere Crew gemeinsam mit dem Regio in Richtung Frankfurt Oder, wo wir am Bahnhof auch gleich freundlich von einer Frankfurter Genoss*in empfangen wurden.

 

Vom Bahnhof aus liefen wir dann schnurstracks in Richtung der Oderturm Lenné Passagen, wo wir unseren Infotisch mit diversen Materialien zu unserer Kampagne, Broschüren, Aufklebern, Material der Roten Hilfe und zur Freiraumkampagne der Utopia-Crew aufbauten. Leider gab es nicht nur im Vorfeld Ärger mit der Anmeldung (laut des zuständigen Polizeidienstabschnittes wäre ein Stand aufgrund des zeitgleich stattfindenden Marktes nicht möglich gewesen), sondern eine Minute nach Aufbau des Tisches kam bereits eine Polizeistreife vorgefahren und nahm die Personalien aller anwesenden Personen auf – für den Fall, die Kundgebung würde später verboten oder es komme zu Straftaten. Der Infotisch blieb trotz dieses Repressionsversuchs stehen und wir konnten endlich mit dem Verteilen unseres Materials beginnen. Dazu wurde noch ein grosses RASH-Banner neben dem Stand befestigt und mittlerweile waren Dank Unterstützung der örtlichen Genoss*innen auch genug Leute vor Ort, die den Stand gegebenenfalls gegen Naziattacken wirksam hätten verteidigen können. Die Verteilaktion verlief insgesamt störungsfrei und es gab sogar vereinzelte positive Reaktionen von Passant*innen. Nazis liessen sich während der Verteilaktion nur sporadisch blicken. Einziges Ärgernis war abschliessend nur noch, dass die Polizei gegen Ende der Kundgebung noch sämtliche Materialien und Banner überflüssiger Weise abfotographierte.


In einer Stadt wie Frankfurt/Oder, wo die rechtspopulistische Partei AfD bei den vergangenen Europawahlen mit 12,8 % der Stimmen neben Pforzheim bundesweit das zweitbeste Ergebnis einfuhr und auch Polizisten aus Frankfurt/Oder für die AfD parteipolitisch aktiv sind, ist dieses gegen Antifaschist*innen und ihre Aufklärungsarbeit gerichtete Schikaneverhalten allerdings kaum verwunderlich.

 

Nach dem Infotisch und der Verteilaktion ging es dann zusammen mit unseren Genoss*innen weiter zum selbstverwalteten Freiraumprojekt Garage und dem damit zusammenhängenden Hausprojekt des Utopia e.V.. Auf jeden Fall ein verdammt tolles Hausprojekt und Gelände und erschreckend, dass nun bereits im September die Garage aufgrund von Mietspekulation schliessen muss. Genau aus diesem Grund fanden wir es als RASH BB enorm wichtig, den ersten antifaschistischen Aktionstag in Frankfurt/ Oder zu machen, um einerseits über die aktuelle Nazisituation vor Ort zu berichten bzw. zu informieren und andererseits mit einem DIY-Punkkonzert den momentan letzten linken Freiraum in FFO zu unterstützen, Kontakte zu knüpfen und zu versuchen, die Genoss*innen vor Ort auch über diesen einen Tag hinaus logistisch zu unterstützen, wo es möglich ist!

 

Gegen 20.00 Uhr gab es dann in den gut gefüllten Räumen des Utopia e.V. einen Vortrag von Genoss*innen der Antifaschistischen Recherchegruppe Frankfurt Oder über den aktuellen Zustand der Naziszene in FFO und auch einen kurzen Vortrag über die aktuellen Strukturen der AfD vor Ort. Auffallend bei dem sehr gelungenen Vortrag war, dass die NPD in FFO seit einiger Zeit kaum mehr funktionierende Strukturen zu haben scheint und nach der (Schein-)Auflösung der „Autonomen Nationalisten Oder-Spree (AN-OS)“ und den kaum mehr wahrnehmbaren Aktivist*innen der FCV-Hooligans andere Strukturen im Hintergrund die Fäden in der Frankfurter Naziszene in den Händen halten. Hierzu gehört unter anderem vornehmlich die extrem militant auftretende Nazigruppierung „Kameradschaft Kommando Werwolf“. Im Zusammenspiel mit Rockergruppen scheinen diese weiterhin eine ernstzunehmende Gefahr für Antifaschist*innen in FFO und Umgebung darzustellen. Besonders erschreckend fanden wir hierbei, dass diese militanten Neonazis – teilweise ohne dass die örtlichen Antifas etwas davon mitbekommen hatten – in leerstehenden Industrieanlagen ungestört von der Öffentlichkeit mehrere Nazikonzerte mit um die 200 Besuchern veranstalten konnten: „Kommando Werwolf taucht in den Verfassungsschutzberichten des Landes Brandenburg nur mittelbar auf. Es gibt eine enge Verbindung zur Nazi-Band “Frontfeuer”, die bei Auftritten Westen und T-Shirts mit dem Emblem der Terrorcrew KSKW tragen. Außerdem hatte sich ein führender KSKWler, Sven L.Lemke, Anm. recherchegruppe, in ein altes Fabrikgebäude im Frankfurter Triftweg eingemietet. Im VS-Bericht 2011 heißt es dazu, dass es “2011 drei Mal für rechtsextremistische Konzerte genutzt wurde. Daran nahmen bis zu 200 Personen teil. Damit stellte dieser Ort eine feste Größe für das Konzertgeschehen 2011 in Brandenburg dar.”“ (Quelle: Antifaschistische Recherchegruppe Frankfurt Oder)


Ausnahmsweise war es in diesem Fall anscheinend der brandenburgische Verfassungsschutz, der dieses braune Treiben öffentlich machte und nach Intervention seitens der Stadt die Immobilie geschlossen wurde und sich die Nazis mittlerweile eine neue Location anmieten mussten. Diese Entwicklung und auch die Nutzung von Vereinsheimen der örtlichen Rockerszene durch Frankfurter Nazis für rechte Partys und Konzerte sollte unbedingt weiter im Auge behalten werden.

 

Und auch in unmittelbarer Nähe des Vereins Utopias und der Garage befindet sich mit der „Bierbar“ eine Kneipe, von wo aus es in der Vergangenheit immer wieder zu Naziattacken kam und zuletzt sogar ein Naziliedermacherabend stattfand:

 

„Am 9. August 2013 schließlich fand in der Kneipe eine Feier mit dem Frankfurter Liedermacher Björn Brusak statt, der neonazistisches Liedgut, darunter Landser und Frank Rennicke, zum Besten gab. Die alarmierte Polizei erstattete gegen die anwesenden Gäste und den Liedermacher Anzeige wegen Volksverhetzung sowie wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.“ (Quelle: Antifaschistische Recherche Frankfurt Oder)

Zuguterletzt ging der Referent auf die erschreckende Entwicklung der AfD in Frankfurt/ Oder ein. Diese erreichte bei den Europawahlen 2014 12,8% und bei den Kommunalwahlen 11,6% der Stimmen. Zudem eröffnete die AfD in FFO erst Mitte August in der Nähe des Vereins Utopia Ihr Bürgerbüro. Mehr Infos zu den aktuellen Umtrieben der AfD findet Ihr u.a. hier: http://www.inforiot.de/einigeln-kontrollieren-und-ausgrenzen-die-alternative-fuer-deutschland-will-frankfurt-oder-sicherer-machen/ Aktive Antifaschist*innen sollten die AfD auf jeden Fall bundesweit verstärkt ins Visier nehmen. Es ist zu befürchten, dass die AfD dieses Jahr mit Sachsen, Thüringen und Brandenburg gleich in drei ostdeutsche Landtage einzieht!

 

Nach dem gelungenen Vortrag ging es unmittelbar weiter mit dem Konzert mit den P.I.T.S. (Potsdam), den Toylettes (Berlin/Potsdam) und Les Soifs (Berlin). Als erstes waren Les Soifs aus Berlin mit ihrem erst dritten Konzertauftritt an der Reihe. Vielleicht noch etwas rumpelig, aber ansonsten Cabaret-Punk mit Potential. Die Toylettes standen dann als nächstes auf der Bühne und legten ebenfalls einen sehr schönen Auftritt hin. Die wie auch bei Les Soif mit weiblichem und männlichem Gesang zugleich ausgestattete Band hat sich durch ihre zahlreichen Gigs der letzten Monate für uns zu einer Art Geheimtipp entwickelt. Und als letztes legten dann die grandiosen P.I.T.S. noch einen furiosen Punkrockritt hin und überzeugten einmal mehr durch die starke Bühnenpräsenz des Sängers. Hier war zu merken, dass zwei Bandmitglieder von der ehemaligen Potsdamer SHARP-Band Donkey Work mit entsprechender musikalischer Vorerfahrung mitwirkten. Und auch die anderen beiden Bandmitglieder haben bereits entsprechende Erfahrungen in anderen Bandprojekten aufzuweisen. Schickes Ding!

 

Tausend Dank an dieser Stelle an die Crew der Garage und des Utopia e.V., die Köch*innen, den Schutz, den Techniker, alle die uns bei unserem Infotisch und sonstwie im Laufe des Aktionstages in FFO oder in dessen Vorfeld unterstützt haben und natürlich auch an die Toylettes, Les Soif und die P.I.T.S.!

Einzig negativ anzumerken bleibt im Rahmen des gelungenen RASH-Brandenburgtour-Auftaktes, dass es die Berliner Antifaschist*innen auch dieses Mal wieder nicht geschafft haben, aus Ihren Kiezen heraus zu kommen und mal für einen halben Tag mit nach Frankfurt zu fahren. Angesichts der Tatsache, dass die AfD und die NPD laut aktuellster Umfragewerte u.a. der Forschungsgruppe Wahlen mit 7% und 5% der Stimmen am kommenden Sonntag womöglich gemeinsam in den Landtag einziehen und es zumindest für die AfD auch in Brandenburg und Thüringen bei den Landtagswahlen im September danach aussieht, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass die antifaschistische Szene in Berlin sich dermaßen gleichgültig gibt, ob dessen, was sich da momentan zusammenbraut. Wir geben die Hoffnung aber nicht auf und wünschen uns bei den kommenden drei Aktionstagen in Cottbus, Strausberg und Neuruppin zwischen dem 11. und 13.9. definitiv eine grössere Beteiligung aus Berlin!

 

FÜR EINE STARKE ANTIFASCHISTISCHE SUBKULTUR!

 

Weitere Termine:

 

11.9.2014: Quasi Mono/Cottbus (quasimono.info/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert des Accoustic Punkliedermachers Hannez übern Zaun (uebernzaun.bandcamp.com/)

 

12.9.2014: Horte/Strausberg (horte-srb.de/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert von den Suburban Scumbags (Punk/Kiel) suburbanscumbags.bandcamp.com, Pyro One (Zeckenrap) und Vodka Revolte Punkrock aus Rostock) vodkarevolte.blogsport.de.

 

13.9.2014: MittenDrinn/Neuruppin (jwp-mittendrin.de/blog): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert von Hannez übern Zaun (http://uebernzaun.bandcamp.com/) und den Zeckenrappern*innen Refpolk (de-de.facebook.com/Refpolk), Daisy Chain (https://el-gr.facebook.com/daisy.chain.731572) & Miss Zebra

 

Links:

 

Link zur Kampagne: http://red-skins.de/konzert/r-a-s-h-brandenburg-tour-2014-fuer-eine-starke-antifaschistische-subkultur.html

 

Antifaschistische Recherchegruppe Frankfurt Oder: recherchegruppe.wordpress.com

 

Garage: garageffo.blogsport.de

 

Kampagne für einen linken Freiraum in FFO: linkerfreiraumffo.blogsport.eu

 

Utopia. e.V.: utopiaffo.blogsport.de