Rostige Fässer, radioaktive Flüssigkeit: Im stillgelegten Kernkraftwerk Brunsbüttel herrscht Strahlen-Alarm! Kamera-Inspektionen in den unterirdischen Lagern des AKW zeigen, dass sich die Behälter im desaströsen Zustand befinden.
Bereits Anfang 2012 war das erste verrostete Fass gefunden worden. Als Konsequenz ordnete die schleswig-holsteinische Atom-Aufsicht die Kontrolle aller Abfalllager in Kernkraftwerken an. Das Ergebnis ist katastrophal: Die 631 Atommüll-Fässer in den Kavernen von Brunsbüttel sind zum Teil stark marode. Zehn sind so sehr verrostet, dass sie sich aufzulösen beginnen.
Das gab der Betreiber Vattenfall gestern öffentlich bekannt. Schleswig-Holsteins Energieminister Robert Habeck (Grüne) sprach von einer „neuen Dimension“. Denn: Der Rost ist noch nicht alles! Anders als in bisherigen Fällen sind die Fässer teilweise ausgelaufen. Wie Vattenfall erklärte, sei am Boden der Kaverne eine breiige Masse mit dem radioaktiven Stoff Cäsium 137 festgestellt worden. Der Deckel eines Fasses sei nicht ordnungsgemäß mit dem dafür vorgesehenen Spannring verbunden gewesen.
Eine Gefahr für Personal oder Bevölkerung bestehe nicht, beeilten sich Vattenfall und die schleswig-holsteinische Landesregierung zu betonen. Die Kavernen seien durch meterdicke Betonwände geschützt. Auch ein Durchsickern ins Grundwasser sei ausgeschlossen. Dennoch forderte Minister Habeck Vattenfall auf, ein neues Bergungskonzept vorzulegen, um die Fässer „schnellstmöglich“ herauszuholen und den Inhalt in endlagerfähige Container umzufüllen.
Politiker reagierten entsetzt: FDP und CDU nannten die neuen Ergebnisse „erschreckend“. Bernd Voß (Grüne) hielt Vattenfall „Ignoranz und Wegsehen“ vor. „Es zeigt, dass das Atommüllproblem völlig ungelöst ist und Vattenfall Atommüll nicht sicher lagern kann“, so „Robin Wood“-Sprecher Florian Kubitz.