Anschlag auf Ausländerbehörde

Erstveröffentlicht: 
28.06.2014

Vermummte greifen Technisches Rathaus in Prager Straße mit Flaschen, Steinen und Farbbomben an

 

Von Frank Döring
Aus Sicht der Ermittler war es kein purer Vandalismus, sondern ein gezielter Anschlag: Vermummte haben gestern das Technische Rathaus in der Prager Straße angegriffen. Sie warfen mit Flaschen und Einweggläsern, die mit roter Farbe gefüllt waren, berichtete Polizeisprecher Andreas Loepki. Einige Fenster seien auch regelrecht eingedroschen worden. Das städtische Amt für Gebäudemanagement berichtete zudem von Steinwürfen. Insgesamt 22 Scheiben auf der Vorder- und Rückseite des Behördengebäudes wurden auf diese Weise beschädigt oder komplett zerstört. "Der Sachschaden lässt sich noch nicht beziffern", so Loepki.


Immerhin liegen der Polizei Aufnahmen von Überwachungskameras vor. Demnach ereignete sich die Attacke gegen 2.50 Uhr. Auf den Bildern sind acht maskierte Täter zu sehen, womöglich war die Zahl der Angreifer aber noch höher, hieß es. Angehörige des Sicherheitsdienstes im Technischen Rathaus sollen laut Polizei während der Attacke im Gebäude gewesen sein. Sie werden nun als Zeugen vernommen. Zudem wertet die Kripo die Videoaufnahmen und am Tatort gesicherte Spuren aus.


Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass der Anschlag ganz gezielt der Ausländerbehörde galt, weil die Schäden vor allem da verursacht worden seien. In anderen Städten war es in den vergangenen Jahren zu ganz ähnlichen Angriffen gekommen. Überwiegend bekannten sich Linksextremisten dazu, damit gegen Asylpolitik und Abschiebepraxis zu protestieren. Das Motiv für den gestrigen Anschlag, so Loepki, sei allerdings noch "völlig unklar".


Wie aus Behördenkreisen verlautete, sei jedoch von einem politischen Hintergrund auszugehen, weshalb auch die Abteilung Staatsschutz der Kriminalpolizei die Ermittlungen übernommen habe.


Bereits Anfang März 2013 hatten Linksextreme Farbbeutel gegen die Fassade des Technischen Rathauses geschleudert, nachdem eine nicht angemeldete Versammlung verboten worden war. Der bislang schwerste Anschlag auf städtische Einrichtungen ereignete sich im August 2013, als Unbekannte im Connewitzer Bürgeramt mehrere Bitumenbomben durch zerstörte Scheiben schossen. Das Amt war danach monatelang geschlossen.


Die Ausländerbehörde, die gestern ohnehin ihren Schließtag hatte, soll hingegen am Montag wieder regulär öffnen. "Der Gebäudeeigentümer hat bereits die Reparatur des Schadens veranlasst", so die Stadt. "Einschränkungen im Dienstbetrieb der Ausländerbehörde gibt es nicht."


Zeugen wenden sich an die Kriminalpolizeiinspektion Leipzig, Dimitroffstraße 1, Telefon 034196646666.