Lautstarke Kundgebung gegen NATO-Manöver in Lüchow (Wendland)

Kundgebung 1

Gestern fand in Lüchow (Wendland) die zweite angekündigte Kundgebung gegen das NATO-Manöver JAWTEX statt. Mit der typisch-ländlichen Gemütlichkeit trudelten gestern einige Minuten nach 16 Uhr so um die 50 Menschen auf dem Marktplatz im beschaulichen Lüchow ein. Somit trugen ähnlich viele Menschen wie in der Woche zuvor in Salzwedel ihren Protest in Form einer unangemeldeten Kundgebung in die Öffentlichkeit. Bei Sonnenschein und Hitze waren vor allem die mitgebrachten Kinder und Hunde dankbar über den Brunnen auf dem Marktplatz, der sogleich okkupiert wurde.

 

Transparente wurden entrollt und Protestschilder aufgestellt, die Musik wurde aufgedreht und zwischendurch schallten immer mal wieder ein paar Redebeiträge durch die Straßen. Vorbeispazierende Menschen wurden mit Flyern über den Anlass der Protest-Kundgebung versorgt, sodass diese sich bei Bedarf etwas mehr im Detail mit dem Problem auseinandersetzen konnten.

 

In diesen wurde auf das Manöver hingewiesen und es wurde klar gemacht, dass die Menschen hier kein Bock darauf haben. Der Protest bleibt jedoch nicht bei lokalen „Wir-haben-kein-Bock-auf-den-Fluglärm“-Bekundungen und der Angst davor, ein Flugzeug könne auf das atomare Zwischenlager in Gorleben stürzen, stehen. Es geht auch nicht nur darum, NUR gegen dieses eine – wenn auch großdimesionale – Manöver anzugehen. Vielmehr ging es darum, deutlich zu machen, dass ein solches Manöver auch anderswo unakzeptabel wäre und sich der Protest gegen die NATO, ihre Kriegsvorbereitung und letztlich gegen jeden Krieg richtet. Diese Kriegsübung wird von vielen als ein Teil des gesamten Ablaufs der „Kriegsmaschinerie“ gesehen, als ein Ort, wo Krieg beginnt und als ein Ort, wo wir Widerstand leisten werden. Und von diesen Orten gibt es leider mehr als genug.

 

Insofern wurde auch daran angeknüpft, dass der antimilitaristische Widerstand in der Altmark und im Wendland weiter gehen wird, auch wenn dieses Manöver am Freitag zu Enden geht:

 

Bereits an diesem Samstag (10:30h) wird es im Wendland eine Demo gegen die Rüstungs-Firma „Harder“ geben. In Thurau (ca. 4km von Lüchow entfernt) produziert diese vornehmlich Nachtsichtgeräte und beliefert international zahlreiche Armeen. Das Motto wird sein „Kein Kriegsgeschäft im Wendland – und auch nicht anderswo!“.

 

Auch in der Altmark war das erst der Anfang für dieses Jahr. Spätestens weitergehen wird es hier auf dem antimilitaristischen War-Starts-Here-Camp am GÜZ vom 17. bis 25. August. Weitere Infos dazu finden sich auf warstartsherecamp.org.

 

Zu erwähnen wäre noch, dass sich all diese Proteste und auch die aktuellen Proteste gegen das nervige Manöver in den Kontext der War-Starts-Here-Kampagne stellen. Es geht hierbei darum, an möglichst vielen Orten, an denen „der Krieg beginnt“, auch Widerstand dagegen zu leisten. Die Proteste stellen sich in diesen Rahmen. Dies ist auch wichtig, weil nicht der Eindruck erweckt werden soll, es würde Sinn machen, dass dieser eine Protest besonders wichtig ist, sondern vielmehr ein Teil von vielen. Ein Kampf, der dazu beiträgt, den Widerstand gegen Krieg, seine Funktionäre, Antreiber und Profiteure, insgesamt fett zu machen. Viele Sandkörner im Getriebe, die dazu beitragen wollen, dass sich etwas verändert. Oder die Maschine irgendwann gar nicht mehr läuft.

Wer inhaltliche etwas mehr über das Manöver oder die ankündigten Proteste und den Widerstand dagegen erfahren möchte, der/dem sei der Aufruf des „Antimilitaristischen Ratschlags Altmark“ ans Herz gelegt.

 

Auf der Kundgebung gestern war eine gut Stimmung. Es wurden viele Luftballons mit Helium befüllt und nach oben geschickt. An einige wurde Aluminium gebunden. Die Absicht, die dahinter steckt ist, viele kleine „unbekannte Flugobjekte“ zu erzeugen, die mit etwas Glück für Irritation auf den Radarschirmen bei der Übung sorgen. Es wurde sogar eine große Rettungsdecke mit Parolen beschrieben nach oben geschickt. Jedoch war dies mehr als symbolischer Akt gemeint, denn diese Luftballonaktion ist eigentlich dezentral angelegt. Im Laufe der letzten zwei Wochen wurde von verschiedenen Orten aus mehrmals täglich Luftballons mit Aluminium dran steigen gelassen.

 

Es bleibt noch, ein paar Worte über die eher unangenehmeren Kundgebungsbesucher zu verlieren: ein paar uniformierte Kasper (sie sagten sie seine von „polizei“ oder so ähnlich) streunten längere Zeit und immer mal wieder, aber leider vergeblich umher, auf ihrer verzweifelten Suche nach irgendeiner_m Verantwortlichen für die Kundgebung, die doch bitte schön nun mal angemeldet werden muss. Das geht doch nicht! - Geht doch, sagen wir! Haben wir auch so geplant. Und haben kein Bock die Bullen, Ordnungshüter oder sonstwen um Erlaubnis zu fragen. Ein hiesiger bekannter Staatsschützer beobachtetet die Szene von der anderen Straßenseite aus.

Wie in Salzwedel, ließen sich auch in Lüchow einige (ca. 6) Neonazis blicken, die z.B. mit „Hitlergrüßen“ provozierten, die Kundgebung fotografierten und beobachteten .Die Uniformmenschen (vom Anfang), die schnell eingriffen, übernahmen dann, wie in Salzwedel, die Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Fotos wieder gelöscht werden. Einige Teilnehmer_innen der Kundgebung erstatteten später Anzeige gegen die Neonazis. (siehe hierzu auch den heute erschienen Artikel in der Regionalzeitung EJZ)

 

 

Am Ende der Kundgebung nach ca. eineinhalb Stunden, wurde darauf hingewiesen, dass es am Freitag noch eine größere Blockadeaktion auf der Bundesstraße 71 geben solle, die als eine der Hauptverkehrsachsen für den Militärverkehr gilt. „Abreise zum Desaster machen“, soll als Motto den letzten Übungstag (morgen ! ! ! ) begleiten.

Zu kleineren Blockaden wurde bereits die ganzen zwei Wochen aufgerufen („KREISELEIT“, siehe Aufruf). Ob solche stattfanden, ist uns leider noch nicht bekannt. Die Polizei nahm den Aufruf jedoch sehr ernst und sorgte selbst mit Kontrollen und Patrouillen an den Kreiseln für ein wenig Chaos.

Auch, ob dem zweiten Aufruf, den Unbekannte vor einigen Tagen veröffentlicht haben und der offenkundig zur Sabotage aufruft, Aktionen gefolgt sind, ist uns bisher nicht bekannt. („Tage der Unberechenbaren“)

 

 

Nun warten die widerborstigen Menschen, die kein Bock auf das Manöver, auf die NATO und auf Krieg haben, auf den morgigen Tag.

 

In einigen Tagen wird sicherlich noch ein Resümee der gesamten Ereignisse folgen.

 

 

Tausend solidarische Grüße !

 

Nie wieder Krieg !

 

Unser Widerstand beginnt hier !