Am 18. Mai 2014 fand in Tübingen eine Kundgebung gegen das korporierte Bürgerschoppen statt. Beim Bürgerschoppen versammeln sich jedes Jahr Mitglieder fast aller Tübinger Studentenverbindungen. Dieses Jahr bezog die „Antifa Reutlingen Tübingen“ (ART) mit Unterstützung weiterer Gruppen Stellung gegen das Stelldichein der reaktionären Bändelträger.
Auf dem Holzmarkt vor der Stiftskirche fanden sich zeitweise über 80
Verbindungsgegner*innen ein, um gegen das Tübinger Verbindungsunwesen zu
demonstrieren. Ein Infotisch und verschiedene Flyer, die verteilt
wurden, dienten dazu Passant*innen zu informieren und Verbindungskritik
wieder stärker in der Tübinger Bürgerschaft zu verankern. Alex Sofo,
Pressesprecher der ART, stand zudem dem „Schwäbischen Tagblatt“ (Hier gehts zum Artikel) Rede und Antwort.
Es gab auch zwei Tische mit Bänken und mehrere Transparente. Die
Transparent-Motive (u.a. „Antifeminismus ist keine Alternative!“)
offenbarten eine Schwerpunktsetzung im Bereich Antisexismus.
Im Holzplatz-Brunnen gab es gekühlte Getränke und es gab auch einen
Ermittlungsausschuss, der aber glücklicherweise nicht in Anspruch
genommen wurde.
Über eine Anlage wurden von verschiedenen Gruppen Redebeiträge zu unterschiedlichen Themen gehalten:
* Begrüßungsrede (ART)
* Studentenverbindungen im Kapitalismus (SDAJ)
* Sexismus in Studentenverbindungen (Anarchistisches Netzwerk Tübingen)
* Geschichte der Studentenverbindungen (ART)
* Sexismus in der Gesellschaft (ART)
* Rechte Krisenlösungen (LevelUp)
Das 6. Bürgerschoppen: „allein das rechte Burschenherz“
„… allein das rechte Burschenherz“, so heißt es in einem beim Bürgerschoppen gesungenen Lied.
Weiter unten am Neckar versammelten sich derweil die Korporierten. Es
kamen 300 Personen zum Bürgerschoppen, darunter aber nur wenige
Nicht-Korporierte oder Nicht-Verwandte von Korporierten.
Aus dem Fenster der Burse, einem anliegenden Gebäude, hing ein
Anti-Burschi-Transparent und immer wieder bewegten sich kleine Gruppen
von der Kundgebung zum Bürgerschoppen, um dort ihren Protest zu äußern.
Die Musik beim Bürgerschoppen kam vom Musikverein Pfrondorf und die
Bewirtung von der Feuerwehrabteilung Stadtmitte, einem
Feuerwehr-Abschnitt mit korporierter Tradition.
Neben den selbst gesungenen Liedern gab es auch Reden. So sprach u.a.
die rechte Hand des grünen Oberbürgermeisters, der Erste Bürgermeister
Michael Lucke, und biederte sich den reaktionären Verbindungen an.
Fazit: Gegenposition sichtbar geworden
Gegen die zunehmende Dominanz uniformierter Männerbünde wurde nach
Jahren erstmals wieder eine Gegenposition sichtbar, die das
Verbindungsunwesen in Tübingen öffentlich kritisierte.
Als Bestandteil der Kampagne „Verbindungen auflösen“
stellte die Kundgebung einen ersten Schritt in die richtige Richtung
dar. Weitere werden folgen. So gibt es am 27. Mai in der Neuen Aula um
19 Uhr einen Vortrag des Verbindungs-Aussteigers Dr. Stephan Peters.
Die Redebeiträge werden demnächst auf dem Kampagnen-Blog hochgestellt.
Danke auch an alle Teilnehmer*innen und Unterstützer*innen der Kundgebung!
*[ART]* – Antifa Reutlingen Tübingen
antifatuert(a)riseup.net