Bad Reichenhall: neonazistisches SS-Gedenkenam 10. Mai stören

Keine Homezone für Nazis - SS-Gedenken in Bad Reichenhall verhindern

Nazialarm: Am kommenden Samstag (den 10. Mai 2014, 14:00 Uhr) soll in Bad Reichenhall (Oberbayern/ Landkreises Berchtesgadener Land) wieder ein neonazistisches SS-Gedenken stattfinden. Sorgen wir dafür, dass das Neonazi-Event am Kugelbachparkplatz im Ortsteil Karlstein in diesem Jahr nicht nach den Plänen der Nazis verläuft. Kommt alle nach Bad Reichenhall. Rechte Traditionspflege angreifen – Neonazis bekämpfen – SS-Gedenken be/verhindern.

 

Seit ungefähr 35 Jahren gibt es rund um den 08. Mai in Bad Reichenhall dieses Treffen von Alt- und Neonazis zu Ehren der Waffen-SS-Einheit, welche überwiegend aus kollaborierenden französischen Freiwilligen bestand. In diesem Jahr soll das SS-Gedenken am Sa, 10.05 um 14:00 Uhr stattfinden. Neonazis werben in internen eMails um eine „starke Beteiligung“ und kündigen als Hauptredner den ultra rechten Multifunktionär Roland Wuttke an. Unter den Teilnehmer*innen der Neonazisveranstaltung am Kugelbach waren in der Vergangenheit nicht nur Aktivist*innen der lokalen NPD und der Kameradschaft Berchtesgadner Land auch immer wieder verurteilte Rechtsterroristen ((wie z.B. Martin Wiese und Karl­Heinz Statzberger). Und auch von den lokalen Nazis geht eine Große Gefahr aus. Erst vor wenigen Wochen wurde Benjamin Hager, ein Aktivist der Neonazi-Kameradschaft Berchtesgadner Land wurde am 6. März 2014, wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz verurteilt. Bei einer Hausdurchsuchung am 21. Dezember 2012 fanden Polizeibeamte bei dem 26-jährigen Waginger „Munition, Waffen, Sprengstoff und allerhand unerlaubte Pyrotechnik“. Ihre Gewaltbereitschaft hat die Kameradschaft Berchtesgadner Land bereits mehrfach unter Beweis gestellt. So waren beispielsweise im November letzten Jahres Aktivisten der Kameradschaft BGL wie Mathias Häuslmann und Alexander Donninger an den Neonazisübergriffen auf eine antirassistische Demonstration in Aachen beteiligt.

 

In der Vergangenheit konnte das Nazi-Event ohne jegliche Proteste stattfinden. Im Gegenteil das SS-Gedenken wurde von Teilen der Bad Reichenhallen Bevölkerung sogar unterstützt. „Die haben ja nicht für eine abzulehnende Ideologie gekämpft.“ So charakterisiert Karl Welser , Gründer der Volkshochschule Bad Reichenhall und ehemaliger Stadtrat, die französischen Freiwilligen in der Waffen-SS, die im Mai 1945 im Ortsteil Karlstein von den amerikanischen Befreiern erschossen wurden. Hämisch ergänzt er in einem geschichtsrevisionistischen Pseudo-Dokumentarfilm, es möge sein, dass sich „Rote“ daran stören könnten, was in Reichenhall aber niemand interessiere, man sei hier ja „konservativ bis auf die Knochen“. Und zwar so konservativ, dass die Knochen der SS-Leute nach einer Umbettung im Jahr 1949 auch ihren Platz am heimischen Friedhof St. Zeno finden konnten und so posthum in die Reichenhaller Dorfgemeinschaft integriert wurden.


In Bad Reichenhall dreht sich die NS-Verherrlichung längst nicht nur um die Wehrmacht. Hier wird gleich der SS gehuldigt. Zur Erinnerung: Die Waffen-SS wurde vom internationalen Militärgerichtshof als verbrecherische Organisation eingestuft wegen ihrer besonders aktiven Rolle im nationalsozialistischen Vernichtungskrieg. In ihren Reihen haben sich überdurchschnittlich viele überzeugte Nationalsozialist_innen verdingt. Die 33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“, um die es in Reichenhall geht, war vor allem in der „Partisan_innenbekämpfung“ im Vernichtungskrieg im Osten eingesetzt – wohinter sich in der Regel das besonders brutale Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung verbirgt. Später verteidigten die verbliebenen Teile dieser Division die Stadt Berlin selbst dann noch, als sich die Wehrmacht und mit ihr die meisten „volksdeutschen“ Nazis zurückgezogen hatten, bis zur dortigen Kapitulation am 2.Mai 1945.


Über die Jahre etablierte sich in Reichenhall ein ungestörtes Treffen von Faschist_innen und Alt-Nazis aus ganz Europa, darunter beispielsweise eine „Ehrengarde Benito Mussolini“. Als die Polizei erstmals Teilnehmer_innen im Jahr 2006 kontrolliert, findet sie Sprengmittel sowie funktionsfähige Schusswaffen und hindert einen PKW am Weiterfahren mit einer Kanonenlafette. Danach wandelte sich die Gedenkveranstaltung zu einer Art „Geheimtipp“ für die bundesdeutsche Naziszene, die rund um den 8. Mai sonst überall mit Widerstand rechnen muss.


In Reichenhall ist das Gegenteil der Fall: Oben genannter Welser stiftet stellvertretend für das Reichenhaller Bürger_innentum sogar noch eine zweite Gedenkplatte am Friedhof St. Zeno. Erst 2007 wird das Denkmal am Kugelbachparkplatz entfernt und der zugrunde liegende Pachtvertrag von Seiten der bayerischen Staatsforste aufgekündigt. Es wird allerdings nicht zweckdienlich am Wertstoffhof recycelt, sondern – wie sollte es in Reichenhall anders sein – auf den Friedhof St. Zeno verbracht.

 

Sorgen wir dafür, dass das SS-Gedenken in diesem Jahr nicht störungsfrei abläuft. Verhindern wir, dass Nazis in Bad Reichenhall ihre Hetze ungestört verbreiten können. Nehmen wir der Kameradschaft Berchtesgadner Land ihre Homezone. Bildet Bezugsgruppen und überlegt Euch wie ihr die Naziveranstaltung effektiv stören könnt. Sorgt für einen breiten und vielfältigen Widerstand welcher diverse Aktionsformen beinhaltet. Einzelpersonen und Bezugsgruppen welche keine eigenständigen Aktionen planen können sich der vom Rabatz-Bündnis organisierten antifaschistischen Demonstration „Landfriedensbruch -Kein Friede mit den Reichenhaller Zuständen“ anschließen. Diese startet um 13:30 (pünktlich!!) an der Kreta-Brücke/Ecke Nonnerstraße. Weitere Infos gibt es unter: http://badreichenhall.tk/


In einigen Städten gibt es Treffpunkte zur gemeinsamen Demoanreise:

  • München, 10:30 Uhr, Hbf München, große Anzeigetafel.

  • Nürnberg, 07:45 Uhr, Hbf, Osthalle.

  • Rosenheim, 11:00 Uhr, Bahnhof

  • Salzburg, 11:45 Uhr: Im Hauptbahnhof bei den Fahrkartenautomaten.