Hier eine kleine Auswertung der Aktionen am 25. April und am 1. & 2. Mai sowie kleiner Ausblick auf die nächsten Tage.
25. April: Film und Diskussion zu Patriachat, Lohnungleichheit und Kapitalismus
Startschuss für die Aktionen um den 1. Mai bildete am 25. April der Film „Made in Dagenham“.
Der Spielfilm beleuchtet einen hart geführten Streik von 187
Näher_innen, die nach mehreren Wochen die Gesetzesgrundlage für die
Gleichbezahlung von Frauen erstreikten. Nach kurzer Auswertung des Films
diskutierten die Besucher_innen zusammen mit Aktivist_innen der FAU
Dresden und der Gruppe e*vibes über heutige Lohnunterschiede zwischen
Männern und Frauen. Noch immer verdienen Frauen in gleichen Stellen
schätzungsweise 8% weniger, insgesamt sogar über 20% weniger als ihre
männlichen Kollegen.
Aus der Diskussion heraus entstand die Idee für ein Folgetreffen, bei dem die Herstellung von Informationsmaterialien zum Thema Lohnungleichheit vorbereitet werden soll. Gleichzeitig beschlossen die anwesenden FAU-Mitglieder, diesen Aspekt in der Betriebsarbeit verstärkt anzusprechen und konkrete Hilfe anzubieten.
1. Mai: Kulturprogramm und Demonstration – Gewerkschaftsfreiheit verteidigen!
Unter
dem Motto „Gewerkschaftsfreiheit verteidigen! - engagiert – solidarisch
– jeden Tag!“ rief die FAU Dresden für den 1. Mai ab 12 Uhr dazu auf,
auf die Straße zu gehen. Los ging es mit einem etwa zweistündigen Kulturprogramm
auf dem Theaterplatz. In Kurzgeschichten und Monologen wurden zunächst
Sozialpartnerschaft, Nationalismus und Funktionär_innenwesen aber auch
die eigene gewerkschaftliche Rhetorik aufs Korn genommen. Anschließend
spielte die anarchistische Folkband „Alarm“ aus Dresden ein
kleines Programm. Bis zu 60-80 Menschen blieben zusätzlich zu den
Demoteilnehmer_innen stehen und nahmen kostenlose Zeitungen und
Infomaterialien mit.
Es folgte die Auftaktkundgebung mit den Themen Pflegenotstand, Tarifpluralität/Streikrecht, Leiharbeit und vielem mehr. Danach zog die Demonstration über die Augustusbrücke zum Neustädter Markt und zum Albertplatz. Hier wurde die Situation in der Dresdner Gastronomie und die Arbeit der Branchengewerkschaft BNG-FAU vorgestellt. An der Kreuzung Alaun-/Louisenstraße wurde eine Analyse aktueller Stadtentwicklungspolitik und die Aktions-Agenda der FAU zum Thema Mieten, Obdachlosigkeit und Freiräume vorgestellt. Anschließend bewegte sich die Demo über die Königsbrücker Straße zur Filiale der Santander-Bank, mit der die internationale Gewerkschaftsföderation IAA aktuell einen harten Arbeitskampf führen und besuchten anschließend die bis Ende März von der BNG-FAU bestreikte Kneipe „Trotzdem“ auf der Alaunstraße. Die Demonstration endete mit einer Abschlusskundgebung im Alaunpark, auf der noch Konzepte für den Aufbau eigener Sozialstrukturen und die Erwerbslosenarbeit der FAU vorgestellt wurden. Auch die Frage der sogenannten Care-Tätigkeiten (z.B. putzen, pflegen, erziehen, kochen, Beziehungsarbeit) und ihre Verquickung mit kapitalistischen und patriachalen Denkweisen wurde unter die Lupe genommen. Dazu gab es veganes Essen für die Demonstrierenden, die bereits ganze fünf Stunden unterwegs waren. Wegen aufziehenden Unwetters wurde die Abschlusskundgebung um einige Redebeiträge verkürzt.
Während bei der Startkundgebung teilweise ca. 120 Menschen teilnahmen, schwankte die Beteiligung auf der Demonstration selbst in diesem Jahr zwischen 40 und 60 Teilnehmenden. Grund dafür waren Neonazi-Aufmärsche in Usti (CZ) und Plauen mit akuter Personengefährdung. Während der Demonstration schlossen sich aber auch immer wieder Leute spontan an, oder applaudierten bei Forderungen, z.B. nach der Abschaffung von Leiharbeit. Auch viele Kolleg_innen aus Gastro-Betrieben freuten sich über Grußbotschaften der BNG-FAU vom Lautsprechwagen.
Trotz geringer Teilnehmer_innenzahl wird die Demonstration daher von Seiten der Organisator_innen positiv bewertet. Zur Dichte an inhaltlichen Beiträgen gab es dagegen von Seiten der Teilnehmenden unterschiedliches Feedback. Ein umfassende Auswertung dazu steht noch aus. Die FAU freut sich über Feedback an faudd [at] fau [punkt] org.
Im Anschluss fand noch eine nicht von der FAU organisierte, szenische Lesung des Brecht-Stückes „Trommeln in der Nacht“ im Hausprojekt Luther33 statt. Ein großer Teil der Demonstrant_innen nutzte dieses weitere Kulturangebot um den Abend ausklingen zu lassen. Die FAU Dresden beteiligte sich daneben noch mit Redebeiträgen bei den 1. Mai-Aktionen in Chemnitz, Plauen und München.
2. Mai: Kundgebung und Diskussion am Tag der Arbeitslosen
Am
2. Mai fand ab 14 Uhr eine Kundgebung der Gruppe e*vibes und der FAU
Dresden auf dem Albertplatz statt. Passant_innen waren eingeladen sich
gängigen Vorurteilen folgend auf die aufgebauten Sofas zu bequemen, in
die Glotze zu schauen und Chips zu essen. Doch die Redebeiträge und Soundcollagen
die von der Kundgebung aus über den Albertplatz schallten waren nicht
nur seichte Unterhaltung. Angefangen beim Wortursprung von Arbeit, über
Gedichte und Lieder die das Recht auf Freiheit verteidigten bis hin zu
anspruchsvollen Redebeiträgen die sich mit dem Verhältnis Geschlecht/Arbeit, Lohnarbeit/gesellschaftlich notwendige Tätigkeit und Kapitalismus/konkrete Selbstverwaltungs-Utopie
beschäftigten war vieles dabei. Passant_innen wurden mittels
Flugblättern und aufgehängten Zetteln Fragen zum weiter denken gestellt,
z.B.: „Was würden Sie jetzt gerne tun?“, „Schlichten/ pflegen/ kochen
Frauen lieber als Männer?“, „Können Sie sich eine Gesellschaft ohne
Lohnarbeit vorstellen?“ und viele mehr.
Leider wurde die Aktion deutlich vom nass-kalten Wetter getrübt, so dass sich für die dreistündige Aktion nur ca. 15 Teilnehmer_innen einfanden und vergleichsweise wenig Passant_innen länger zum Diskutieren verweilten. Eine Neuauflage der Aktion bei besserem Wetter wird aber bereits diskutiert.
Und weiter geht’s!
Für die
nächsten Tage sind bereits weitere Aktionen der Gewerkschaft geplant. So
werden sich FAU-Aktivist_innen an der Demonstration zur Unterstützung der Geburtshelfer_innen am 5. Mai beteiligen. Die FAU nimmt mit einem Redebeitrag am 8. Mai an der Demonstration zum Tag der Befreiung Teil und ist beim AntiRa-Fußballtunier am 10. Mai mit einem Infostand vertreten. Ebenfalls am 10. Mai wird sich die Gewerkschaft wieder am monatlichen Pflegeflashmob
an der Altmarktgalarie beteiligen um gegen den Pflegenotstand zu
protestieren. Mit der gleichen Motivation organisiert sie einen eigenen, basisgewerkschaftlichen Block am 12. Mai
auf der großen „Pflege braucht Rückenwind!“-Demo. Schließlich ist für
den 23. Mai ein weiteres Soli-Konzert im Wums e.V. geplant, mit den
Einnahmen sollen neue Arbeitsrechtsmaterialien für Kolleg_innen der Gastro-Branche finanziert werden.