Gedenken an „Ostfrontkämpfer“

Erstveröffentlicht: 
22.04.2014

München – Unter dem Motto „Ewig lebt der Toten Tatenruhm!“ soll am Freitag die 12. „Gedenkwache“ für den 1995 verstorbenen Rechtsextremisten Reinhold Elstner stattfinden.

 

Mobilisiert und eingeladen wird für die Veranstaltung, die von 20.00 bis 21.00 Uhr auf dem Münchner Max-Joseph-Platz (vor der Staatsoper) zelebriert werden soll, von der Neonazi-Partei „Der Dritte Weg“. Seit dem Jahr 2003 finden in München jeweils am 25. April Elstner-Gedenkveranstaltungen statt.

 

Der aus dem einstigen Sudetenland stammende „Ostfrontkämpfer“ Elstner hatte am 25. April 1995 im Alter von 75 Jahren auf den Stufen der Feldherrnhalle in München Selbstmord begangen. Die Feldherrnhalle am Münchner Odeonsplatz war wegen des am 9. November 1923 niedergeschlagenen Aufstands der Putschisten um Adolf Hitler für die Nazis Kultstätte.

 

In seinem in rechtsextremen Kreisen gebetsmühlenartig immer wieder zitierten Abschiedsbrief gab Elstner kund: „Fünfzig Jahre unendlicher Verleumdung, hässlicher Dauerlüge, der Verteufelung eines ganzen Volkes sind genug... Mit meinen 75 Jahren kann ich nicht mehr viel tun, aber doch so viel, dass ich mit meinem Flammentode als Fanal ein sichtbares Zeichen der Besinnung setzen will.“ Elstner schloss mit den Worten: „Und wenn auch nur ein Deutscher zur Besinnung kommt und den Weg zur Wahrheit findet, dann war mein Opfer nicht vergebens.“

 

Elstner, Vertreter der Erlebnisgeneration des Nationalsozialismus, bewegte sich bis zu seinem Lebensende in rechtsextremen Kreisen. In der Holocaust-leugnenden Zeitschrift „Sleipnir“ hetzte der Diplom-Chemiker: „Es ist mir bis heute unerklärlich, wie Millionen von getöteten Menschen, sicher waren es die ‚Juden’ nicht allein, die da starben, einfach ‚verschwinden‘ konnten. Ich habe alle erreichbaren Bilder in den Nachkriegsbüchern durchsucht, aber nicht eines gefunden, in denen Aufnahmen von jenen notwendigen Verbrennungsgrundstoffen zu sehen waren.“ In der antisemitischen „Bauernschaft“ von Thies Christophersen, vormals SS-Sonderführer in Auschwitz-Birkenau, schrieb der zuletzt in einem Seniorenheim lebende Elstner: „In Gefangenschaft ist es mir dreckiger ergangen, als vielen Leuten im KZ.“ Elstner bekannte sich als „Freund und Leser“ der rechtsextremen Zeitschrift „Nation&Europa“ und gehörte der revanchistischen „Notverwaltung des Deutschen Ostens“ an.