Ruf nach historischer Wahrheit über Hitler-Attentäter

Erstveröffentlicht: 
13.04.2014

Am 9. April jährte sich zum 69. Mal der Tag, an dem der Hitler-Attentäter Georg Elser im KZ Dachau ermordet wurde. Mitglieder des Georg-Elser-Freundeskreises trafen sich deshalb in Schnaitheim zu einer Gedenkstunde gegen das Vergessen.

 

Der Kreis derjenigen wird immer größer, die sich um die Würdigung von Elsers Leben und Tat stark machen. An die 50 Interessierten waren zur Feier gekommen, teils aus Ulm und Reutlingen angereist, aber auch aus den Gemeinden im Kreis. Vor einigen Jahren noch wäre es nicht selbstverständlich gewesen, dass beim B-Jugend-Fußballspiel, das zeitgleich zur Gedenkstunde nebenan auf dem Sportplatz ausgetragen wurde, weniger Zuschauer waren als bei der Elser-Gedenkfeier. Elser sei so populär geworden, dass es selbst „merkwürdige Elser-Freunde“ gebe, bemerkte Elser-Redner Heiner Jestrabek und verwies auf Verteidigungsministerin von der Leyen kürzlich bei den Königsbronner Gesprächen. Es sei gewiss nicht im Sinne Elsers, neue Kriege zu planen und das mit dem Verweis auf die Elser-Gedenkstätte mit diesem in Verbindung zu bringen. Auch „unser Stadtoberhaupt“ zählte Jestrabek hinzu. Er frage sich, wie der Oberbürgermeister im Herbst am Gedenktag des Hitler-Attentats guten Gewissens sprechen könne angesichts seiner „diametralen Gedanken“. Jestrabek ordnete den OB als „vehementen Verteidiger des Rommel-Denkmals“ ein.

 

Als Gastredner sprach der Historiker Eberhard Frasch aus Reutlingen, der die Besucher mitnahm auf eine Zeitreise an Orte, wo entweder früh Widerstand gegen die Nazi-Herrschaft geleistet wurde oder Nazi-Verbrechen verübt und bis heute von der deutschen Justiz ungesühnt blieben. Wie zum Beispiel im toskanischen Dorf Sant'Anna di Stazzema, wo die Waffen-SS die Bewohner eines Dorfes liquidierten. Frasch ist Aktiver der gleichnamigen Stuttgarter Initiative, die sich der politischen Aufarbeitung angenommen hat. Scharf kritisierte Frasch die Einstellung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft gegen acht noch lebende Tatverdächtige und forderte eine Erneuerung der baden-württembergischen Justiz- und Ermittlungsorgane. Ihm gehe es auch um das „Ringen um die historische Wahrheit“, sagte Frasch.

 

Der Historiker stellte aber auch Elsers Tat in die zeitliche Schiene des Aufstiegs Rommels, der zeitgleich seine Karriere als Hitlers General gestartet habe. Ohne auf das umstrittene Rommel-Denkmal einzugehen, zeichnete er aus Zitaten Rommels einen Mann, der für die Deportation und Zwangsarbeit teils mit tödlichen Folgen von über 300 000 Männern in Italien verantwortlich war.

 

Elser-Biograf Hellmut G. Haasis lenkte das Augenmerk auf den Widerstand an anderen Orten gegen Hitler und berichtet exemplarisch über einen großen Erfolg der belgischen Résistance, indem „einfache, kleine Helden“ den 20. Deportationszug nach Auschwitz überfallen hatten, 231 Menschen konnten aus den Waggons entkommen und untertauchen. Kein Einziger sei verraten worden.