Am 8. März, dem internationalen Frauen*kampftag, fand in Barcelona, wie auch in vielen anderen Städten weltweit, eine spektrenübergreifende Demonstration statt. Unter dem Slogan „Contra l'ofensiva patriarcal i capitalista: Desobediència feminista!“, was so viel heißt wie „Gegen die patriarchale Offensive und Kapitalismus: Feministischer Widerstand!“, versammelten sich über 5000 Teilnehmer*innen. Organisiert wurde die Demonstration von den „Feministes Indignades“, was mit „Empörte Feminist*innen“ übersetzt werden kann. Die Gruppe ging aus der 15M Bewegung hervor, den landesweiten, antikapitalistischen Protesten um den 15. Mai 2011.
Den Aufruf könnt ihr hier finden.
Leider ist unser Spanisch bzw. Katalanisch nicht gut genug um ihn zu übersetzen.
Die Demonstration begann um 18:30 Uhr mit einer Auftaktkundgebung auf dem Platz der Universität und zog danach auf die daneben liegende Straße. Nach einiger Zeit und etwas Chaos hatten alle Blöcke ihren Platz in der Demonstration gefunden. Im ersten Block befanden sich nur Frauen*, außerdem war eine der drei Samba Bands eine Frauen*Band. Viele Teilnehmer*innen waren dem bürgerlichen Spektrum zuzuschreiben, es gab jedoch auch einen Block von Traditionskommunist*innen in welchem sich bedauernswerter Weiße viele Träger*innen katalanischer Fahnen befanden. Es ist davon auszugehen, dass diese dem befreiungs-nationalistischen Kampf Kataloniens angehören. Außerdem gab es einen linksradikalen anarchistisch geprägten Block im hinteren Teil der Demo.
Ein großer Teil der Route führte über „Las Ramblas“, die bekannteste und wichtigste Straße Barcelonas mit Hotels, Shops, Bars und Cafes auf der sich auch viele Tourist*innen befinden. Die Polizei beschränkte sich darauf den Verkehr zu regeln, lediglich am Ort der Abschlusskundgebung waren 40-50 Polizist*innen mit Demo-Ausrüstung. In der Demo war die ganze Zeit über eine gute und laute Stimmung. Beeindruckend war es zu sehen wie vielseitig und mit welcher Bandbreite an Parolen eine Feministische Demonstration stattfinden kann.
Aus dem linksradikalen Block heraus wurde viel gerufen und die Demo wurde zum Schutzraum für einige aktionsorientierte Bezugsgruppen die auf ihre Art ihrem Protest Ausdruck verliehen. So konnten wir von Anfang an mehrere Gruppen beobachten, welche die komplette Route entlang an Bushaltestellen, Stromkästen, Banken und Schaufensterscheiben plakatierten. Dies wurde von allen Teilnehmer*innen der Demo mit großer Freude und Zustimmung bedacht. Es gab keinerlei Widerspruch aus den bürgerlich geprägten Teilen der Demo sondern es gab Applaus. Auch waren die meisten Aktivist*innen unvermummt und die Polizei griff nicht einmal ein, wenn sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand. Nur mit einigen Laden Securities gab es kleinere Auseinandersetzungen. Laut Aussagen einiger Teilnehmer*innen konnten das aber auch nur so gut funktionieren, da es sich bei der Demo um eine pazifistisch eher bürgerlich geprägte Demo handelte.
Andere Aktionsgruppen begannen kurz nach Demobeginn damit, die komplette Route entlang an Modegeschäfte und Werbetafeln zu sprühen. Dabei bedienten sie sich, soweit es uns möglich war die Parolen zu verstehen, Sprüchen gegen Patriarchat, Lookism und Kapitalismus. Diese Aktion konnte ebenfalls ohne Probleme durchgeführt werden und erhielt viel Zuspruch aus der Demo. Zu einer weiteren Aktion, die uns sehr gut gefallen hat, kam es gegen Ende der Demonstration. Bei dieser hatten sich ca. 300 Teilnehmer*innen Einmalhandschuhe angezogen, welche sie in rote Farbe tauchten und dann Handabdrücke an der Außenwand einer Kirche hinterließen. Außerdem wurde ein Transparent an der Wand der Kirche angebracht, welchem zu entnehmen war, dass sich die Aktion gegen das Verbot von Abtreibung richtete. Es ist zu befürchten, dass Abtreibung in Spanien demnächst komplett verboten wird.
Insgesamt waren wir sehr positiv von dieser Demonstration überrascht. Wir haben nicht damit gerechnet, dass aus einer doch eher bürgerlichen Demonstration so viele Aktionen hervor gehen werden und radikale Kritik geäußert wird.
Visca, Visca, Visca
La Lluita feminista!
(„Es lebe der feministische Kampf“)
Am Abend des 7. März fand außerdem eine autonom-feministische Demo statt, welche wir leider
verpasst haben und auch an anderen Tagen im März gibt es Veranstaltung im Rahmen des 8. März.
Weitere Infos dazu findet ihr hier.
Über Übersetzungen würden wir uns sehr freuen!
Bilder: Janosch Keller