[HN] Heraus zum Internationalen Frauenkampftag!

8.März 2014

Still loving feminism.

Der Internationale Frauentag hat eine lange Tradition. Er entstand im Kampf um Gleichberechtigung, um bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten. Auf dem Internationalen Arbeiter_innenkongress in Paris 1889 wurde auf Antrag von Emma Ihrer und Clara Zetkin ein Beschluss über die Gleichberechtigung der Frau gefasst. Die Frauen forderten unter anderem ein gleichberechtigtes Wahlrecht für Männer und Frauen, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und die Festsetzung eines Mindestlohns.

 

In ihrer Rede auf dem Kongress erklärte Clara Zetkin schon damals :
„Die Arbeiterinnen sind durchaus davon überzeugt, dass die Frage der Frauenemanzipation keine isoliert für sich bestehende ist, sondern ein Teil der großen sozialen Frage.“


Auch der Feminismus von heute sollte sich als ein Konzept begreifen, das gesellschaftsverändernde politische Theorien und ein Ideensystem mit Vorstellungen für eine andere Welt ohne soziale und geschlechterspezifische Ungleichheit und Unterdrückung entwickelt.
Der Feminismus, wie wir ihn verstehen, ist zugleich eine Bewegung für den gesellschaftspolitischen Wandel hin zu einem besseren Leben für alle Menschen.

Auch über hundert Jahre nach der Entstehung des Frauentags und trotz jahrzehntelanger Kämpfe der Frauenbewegung sind viele Forderungen immer noch aktuell.
In Deutschland verdienen Frauen noch immer durchschnittlich 23 Prozent weniger Geld als Männer. Mehr als 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten und Zweidrittel der MinijobberInnen sind Frauen. Die Sorge und Fürsorge für Menschen gilt weiterhin als klassische ‚Frauenarbeit‘ und wird im Job gering und Zuhause gar nicht entlohnt. Trotz Elternzeit, die beiden Elternteilen zu Verfügung steht, sind es immer noch hauptsächlich die Frauen die nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleiben. Die Reproduktionsarbeit, die sie mit der Kinderziehung und der Erledigung des Haushalts leisten, wird nicht vergütet. Frauen sind auch deshalb wesentlich häufiger von Altersarmut betroffen oder vom besser verdienenden Partner abhängig.
Hinzu kommt, dass Frauen immer wieder Übergriffe und sexualisierte Gewalt erleben müssen – nicht nur in Ländern wie Indien, wo Vergewaltigungen von Frauen momentan für Aufsehen sorgen, sondern auch hier in der BRD. Etwa 40 Prozent der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16.Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren, 13 Prozent der in der BRD lebenden Frauen haben seit ihrem 16.Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt.

 

Pluralistisch und vielfältig

 

Feminismus ist für uns mehr als das Streiten für Frauenrechte. Es geht darum, eine Perspektive zu entwickeln, die verschiedene Diskriminierungsformen und ihre Verschränkungen im Blick hat.


Dass unsere Gesellschaft hier immer noch weit entfernt von fortschrittlichem Denken und Handeln ist, wird am Beispiel der Diskriminierung von homo-, bi- und transsexuellen Menschen sichtbar.
Aktuell wird dies an der Debatte um Homosexualität im Unterricht deutlich. Die baden-württembergische Landesregierung möchte das Thema Homosexualität in den Lehrplan mit aufnehmen, dies stößt auf Widerstand bei der evangelischen und katholischen Kirche.
Auch andere christlich-konservative Kräfte hetzen gegen den neuen Bildungsplan und schüren irrationale Antipathien.
Noch immer fühlen sich 46 Prozent der Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen in Deutschland wegen ihrer sexuellen Identität und Orientierung diskriminiert.
In allen Lebensbereichen, ob in der Schule, beim Arzt oder am Arbeitsplatz finden diese Diskriminierungen statt. Lesbische Frauen sind mit 55 Prozent besonders häufig von Anfeindungen und Benachteiligungen betroffen. Dass es auch in Westeuropa sogar immer wieder Gewalt gegen Homosexuelle gibt, zeigte sich zuletzt in Frankreich. Als dort kürzlich die Einführung der Homo-Ehe vom Parlament beschlossen wurde, nahmen die Angriffe auf Schwule und Lesben zu.
Auch hier gilt es sich solidarisch mit den Betroffenen zu zeigen und durch aktives Handeln täglich gegen diese Benachteiligungen hinzuwirken. Das Ziel feministischen Engagements muss eine Gesellschaft sein, in der alle Menschen frei von Unterdrückung aufgrund ihrer sexuellen Identität leben und ohne Angst „verschieden“ sein können.

 

Gemeinsam und international gegen Patriarchat und Unterdrückung

 

Die Einteilung der Menschen in die Kategorien „weiblich“ und „männlich“ ist Grundlage für die Herausbildung des Patriarchats. Angebliche biologische Tatsachen, die dem jeweiligen Geschlecht zugesprochen werden, dienen als Vorwand für die Ausübung von Macht und Herrschaft durch das sogenannte „männliche Geschlecht“.
Dies wollen wir nicht hinnehmen.
Wie dies auch praktisch überwunden werden kann, zeigen z.B.die Frauen in Rojava. Rojava ist ein Gebiet, das vom Irak entlang der türkischen Grenze bis zur Mittelmeerküste reicht. Hier leben verschiedene Ethnien zusammen, die Mehrheit der Bevölkerung sind Kurd_innen. Sie streben gemeinsam den Aufbau einer demokratischen autonomen Region an.
In diesem Teil der Welt zeigen kurdische Frauen auf, wie man sich durch Selbstorganisation nicht nur vor äußeren Angriffen schützt, sondern auch zugleich patriarchale Strukturen innerhalb der eigenen Gesellschaft überwinden kann. In Westkurdistan ist es leider traurige Realität, dass diese Selbstverteidigung zur Überlebensfrage geworden. Denn tagtäglich sehen sich die Frauen dort durch Kampfverbände, die größtenteils aus Dschihadisten bestehen und weder Kriegsrechte noch Menschenrechte kennen, bedroht. Unterdrückung und Vergewaltigungen sind gängige Praxis dieser Männer.
In allen Städten Westkurdistans und in den syrischen Städten, in denen viele Kurd_innen leben, wurden Frauenräte mit 150 bis 250 Mitgliedern gewählt. Ihr Ziel ist es, die politischen Interessen von Frauen zu vertreten und den Aufbau einer demokratisch-ökologischen, geschlechterbefreiten Gesellschaft voranzutreiben. Die Frauenräte sind das verbindende und beschlussfassende Gremium aller Frauen.
Als zentralen Schlüssel für die Befreiung der Frauen sehen die Kurd_innen die Bildung, daher organisieren sie Seminare mit und für Frauen und bauen in den Städten und Dörfern Bildungseinrichtungen und Akademien auf.
Frauen sind in Rojava nicht nur auf politischer und sozialer Ebene aktiv, sondern auch in der militärischen Selbstverteidigung. In der Koordination der Generalkommandantur der 2004 gegründeten Selbstverteidigungskräfte YPG sind von drei Mitgliedern zwei Frauen. Auch innerhalb der Zivilbevölkerung werden Frauen im Umgang mit der Waffe ausgebildet, um im Notfall das Leben ihrer Familien verteidigen zu können.

„Ich kam zurück aus Rojava mit einer Girlande aus Klee um meinen Hals und der
tiefen Hoffnung, dass Frauen die Kraft haben, die Welt zu verändern“
Zübeyde Sarı, türkische Journalistin, die im Oktober 2013 Rojava besuchte

Dies alles zeigt uns: Feminismus ist nicht überholt, er ist und bleibt aktuell!
Der Kampf gegen Diskriminierung und Sexismus geht weiter und muss von uns selbst organisiert und weiter entwickelt werden.
Und er darf nicht losgelöst betrachtet und geführt werden vom Kampf für eine Gesellschaft, die auf Solidarität und Gleichheit beruht.

 

Deswegen: Lasst uns zusammen stark sein!
Heraus zum Frauenkampftag 2014!

 

Samstag, 8.März 2014:

 

11.30 Uhr Kundgebung | Heilbronn Kiliansplatz
Ab 15.00 Uhr Café und Kuchen | Soziales Zentrum Käthe (Wollhausstr.49 Heilbronn)
Ab 17.00 Uhr Film über Angela Davis und Tanz | Soziales Zentrum Käthe (Wollhausstr.49 Heilbronn)

 

Unterstützende Gruppen:

 

Arbeitskreis Internationale Solidarität Heilbronn | CSD Heilbronn-Unterland | Linke Frauengruppe Heilbronn | Organisierte Linke Heilbronn (OL)