Zum
Bundestagswahlkampf 2009 stellt der Kreisverband Rhein-Neckar
der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) einen
Direktkandidaten: Silvio Waldheim. Nach ihrer Schlappe zur
Kommunalwahl wagen die Nazis einen neuen Anlauf und gehen vor
der Bundestagswahl am 27. September in Mannheim auf
Stimmenfang. Wir sagen: Keine Nazis in die Parlamente! Die
NPD ist eine Partei, die für die Wiedererrichtung des
nationalsozialistischen Terrors steht.
Ihre Mitglieder und Anhänger stellen eine konkrete Bedrohung für alle Menschen dar, die nicht in das rassistische und völkische Weltbild der Nazis passen. Über 140 Morde an MigrantInnen, Linken, Obdachlosen und anderen Menschen seit 1990 sprechen eine deutliche Sprache über die Gesinnung der Rechten. Gerade jetzt, in Zeiten der kapitalistischen Krise, hofft die NPD auf Wahlerfolge. Sie suchen Sündenböcke für die Missstände in der Gesellschaft – JüdInnen, MigrantInnen und sozial Schwache – und hetzen unverhohlen gegen sie. Wir rufen dazu, den Nazis die Suppe zu versalzen und sich ihnen im Wahlkampf entgegenzustellen. Dieses Flugblatt klärt als ersten Schritt über Personen und Strukturen der NPD in der Region auf.
Der Kreisverband (KV) Rhein-Neckar der NPD hat seinen Sitz in Mannheim unter dem Vorsitz Andreas Schäfers. Dieser leitet seit 2006 den KV und löste damit Stefan Wollenschläger aus Weinheim ab. Der Mannheimer Direktkandidat Silvio Waldheim ist Mitglied des KV und bislang nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Schäfer tritt im Rhein-Neckar-Kreis für die NPD an.
Wahlschlappe bei der Kommunalwahl 2009
Bereits zur Kommunalwahl im Juni 2009 plante die NPD einen Antritt, scheiterte jedoch an mangelnden Ressourcen und der „Deutschen Liste Mannheim“ (DL), die in Konkurrenz zur NPD antrat. Der NPD gelang nicht einmal die Aufstellung zur Wahl – sie scheiterte bereits im Vorfeld. Interne Streitigkeiten in der rechten Szene mit der DL, deren Kader den ehemaligen NPD KV repräsentieren, verhinderten einen gemeinsamen Wahlantritt. Letztlich gab die NPD eine Wahlempfehlung für die Republikaner (REP), die mit 0,8 % keinen Sitz im Gemeinderat erringen konnten und dabei noch schlechter abschnitten, als die DL (1,1 %).
Die Kandidaten zur Bundestagswahl 2009
Im Wahlkreis Mannheim tritt Silvio Waldheim für die NPD an. Waldheim, geboren 1960 in Schkopau bei Leipzig, wohnt im Mannheimer Stadtteil Rheinau und ist nach eigenen Angaben seit 2007 NPD-Mitglied. Der gelernte Kfz-Schlosser arbeitet zurzeit bei der Filiale des SATURN Elektromarktes in der Mannheimer Innenstadt als Verkaufsberater.
Waldheim sieht sich als „ökologisch gesinnt“1, steht auf Bio-Produkte und Nationalzeitung. Er denkt, dass die etablierten Parteien „die Massenmedien, im Namen des ausländischen Großkapitals“ beherrschen. Für die Krise des Kapitalismus sieht er „raffgierige(s) Spekulationskapital“ verantwortlich und stellt dem eine „raumorientierte Volkswirtschaft“ entgegen. Ideen, welche auch die NSDAP im Dritten Reich verfolgte und dabei Jüdinnen und Juden für ökonomische Verhältnisse verantwortlich machte. Politisches Ziel sei für Waldheim ein „gesundes homogenes Volk“. Was dies im Nazi-Jargon bedeutet, musste die Welt zwischen 1933 und 1945 mit ansehen: Kriege, Terror, Vertreibung und Völkermord, Zwangssterilisierung Behinderter, Homosexueller, Sinti und Roma und am Ende 60 Millionen Tote durch Krieg und Terror und 6 Millionen ermordete Jüdinnen und Juden in den Gaskammern der KZs.
Weitere Kandidaten der NPD sind Andreas Schäfer für den Wahlkreis Rhein-Neckar und Jan Jaeschke für Heidelberg. Schäfer wohnt in Mannheim-Neckarstadt/Herzogenried und führt den Kreisverband seit 2006 an. Der vereinsaktive Mann übernahm das Amt 2006 um den KV vor seiner Auflösung zu bewahren. Die Kandidaturen zur Bundestagswahl 2009 sind Schäfers erste große Herausforderung für die Partei. Während Schäfer seit Jahren aktiver Nazi ist, zählt Jaeschke zur jungen Generation und tritt mit seiner Kandidatur das erste Mal öffentlich in Erscheinung.
„Deutsche Liste“: Abspaltprodukt des Kreisverbandes 2006
Zur Geschichte des NPD KV Rhein-Neckar gehören interne Steitigkeiten, die zu einer Spaltung im Jahr 2006 führten. Bis dahin war der ehemalige Lehrer und NPD-Bundesvorsitzende Günter Deckert aus Weinheim der Kopf hinter dem KV. Sein Ziehsohn Stefan Wollenschläger übernahm den Vorsitz. Deckert stieß mit dem aktuellen Bundesvorstand der NPD um Udo Voigt zusammen und wurde aus der NPD ausgeschlossen. Der bekannte Nazi und Vorsitzende des NPD KV Vorderpfalz Christian Hehl hatte die Aufgabe, im Streit zu vermitteln. Mit Deckert zogen sich auch ihm nahe stehende Personen aus dem KV Rhein-Neckar zurück, allen voran der Vorsitzende Wollenschläger. Sie belebten das Projekt „Deutsche Liste“ (DL) neu, das Deckert bereits Anfang der 80er gegründet hatte. Der rege Aktivismus des NPD KV Rhein-Neckar führte sich nun in der DL in Form von Kandidaturen bei Wahlen, Propagandaaktionen und Veranstaltungen fort. Um den KV der NPD wurde es ruhig. Der Bundesvorstand setzte den im KV verbliebenen Andreas Schäfer als neuen Vorsitzenden ein, mit der Aufgabe, den KV neu zu strukturieren. Nach drei Jahren Ruhe scheint dies Dank neuer Mitglieder wie Waldheim und Jaeschke geschehen zu sein. Die Kandidatur zur Bundestagswahl 2009 ist das erste große Projekt des „neuen“ Kreisverbandes.
Keine Nazis in die Parlamente!
Jede Stimme für die NPD ist eine Stimme zuviel! Auch bei kleineren Wahlerfolgen bekommen Nazis öffentliche Gelder zur Finanzierung ihrer menschenfeindlichen Politik. Helft mit, klärt auf, werdet antifaschistisch aktiv! Kein Fußbreit den Nazis!
1Alle Zitate aus seiner Selbstdarstellung, erschienen im August 2009 auf der Website der NPD Rhein-Neckar