Bei diesem Stadtrundgang soll eine Kritik und historische Einordnung der Göttinger Studentenverbindungen und ihrer Dachverbände für StudienanfängerInnen und andere Interessierte vorgetragen werden. Ziel ist es, am Beispiel einiger Korporationen aufzuzeigen, inwiefern Verbindungsstudenten an historischen Prozessen beteiligt waren und welche Rolle sie darin spielten. Dabei setzen wir bei den anti-napoleonischen Kriegen zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts an und knüpfen im weiteren Verlauf an historische Ereignisse an – von der gescheiterten Revolution 1848 zur Reichsgründung 1871; vom Ersten Weltkrieg zum Scheitern der Weimarer Republik; vom Nationalsozialismus bis Heute.
Wenn wir im Rahmen des Rundgangs die Geschichte des deutschen Verbindungswesens in einen Zusammenhang mit der Entstehung des Kapitalismus, des deutschen Nationalismus und der modernen Geschlechterverhältnisse stellen, geht es uns immer auch darum, die Kontinuität bestimmter Charakteristika nachzuzeichnen: Sowohl Elite- und Hierarchiebewusstsein, Chauvinismus und Militarismus als auch Nationalismus und Antisemitismus sind zentrale Merkmale, die sich wie rote Fäden durch die Geschichte der Korporationen hindurch verfolgen lassen. Aber auch Wehrhaftigkeit, autoritäre Unterordnung und die Idealisierung soldatischer Männlichkeit entwickelten sich zu verbindungsstudentischen Erziehungsidealen, die bis heute eine zentrale Funktion im Leben der Männerbünde einnehmen. Diese und weitere Aspekte werden im Verlauf des Rundgangs anhand historischer Quellen beleuchtet und kritisch betrachtet.
Der Stadtrundgang beginnt am 15.10.2013 um 15 Uhr am Oeconomicum auf dem Campus der Universität Göttingen und wird ca. 2 Stunden dauern.