Plätze für Asylbewerber sind im Landkreis weiterhin sehr knapp. Im Sozialausschuss gab es deshalb kritische Fragen in Richtung einzelner Städte und einen Appell an die Solidarität der Kreiskommunen.
Das Problem fehlender Unterkünfte für Asylbewerber bleibt im Landkreis ein heißes Eisen. 252 Bewerber aus 20 Ländern leben derzeit in Gemeinschaftsunterkünften. Der Kreis ist bei der Unterbringung im Rückstand. Weil die Krisenherde der Welt sich ausdehnen, rechnen alle mit weiter steigenden Zahlen. Da half es auch nur vorübergehend, dass die Stadt Göppingen ihre Kapazitäten in der Gemeinschaftsunterkunft in der Pappelallee auf 214 verdoppelt hat. "Wir suchen weitere 100 Plätze", sagte Petra Bartsch vom Aufnahme- und Eingliederungsamt des Landkreises jetzt im Sozialausschuss. Denn außer Göppingen bieten derzeit nur noch Ebersbach (55 Plätze) und Eislingen (15 Plätze) Asylantenheime an. In den übrigen Kommunen verpuffte eine schriftliche Anfrage scheinbar ungehört. Von 38 Städten und Gemeinden hatten nur 14 überhaupt reagiert - meist mit Absagen.
Landrat Edgar Wolff sagte im Sozialausschuss: "Wir tun alles mögliche, um weitere Plätze zu gewinnen. Viele Kommunen sehen dafür aber keine Möglichkeiten. Manchmal sind Kapazitäten vorhanden und der Gemeinderat entscheidet sich dagegen," so der Landrat. Diese "hoheitliche Entscheidung" müsse man akzeptieren.
Im Sozialausschuss wurde allerdings Kritik deutlich. Vor allem die Städte sollten sich beteiligen, fanden mehrere Kreispolitiker. "In Geislingen haben wir mehrere Objekte angeboten bekommen", sagte Petra Bartsch. "Das hat die Stadt Geislingen aber jeweils erfolgreich zu verhindern gewusst." Gründe seien unter anderem mangelnder Brandschutz gewesen. Auch bei einem derzeit anvisierten Objekt in der Fünftälerstadt ist sie "nicht sehr optimistisch".
Diese Kritik wollte Geislingens Oberbürgermeister Wolfgang Amann nicht stehen lassen. Gegenüber der NWZ sagte er am Mittwoch, die Vorwürfe seien "völlig aus der Luft gegriffen". Die Stadt Geislingen habe über ihre Wohnungsbaugesellschaft sehr wohl Möglichkeiten aufgezeigt und Wohnungen mit insgesamt 15 bis 20 Plätzen angeboten. Das Landratsamt suche aber nur nach großen Einheiten. Die seien in Geislingen nicht vorhanden. Manche in Frage kommenden Gebäude in der Stadt seien auch in desolatem Zustand und für die Unterbringung von Asylbewerbern nicht geeignet. "Wir haben keine Möglichkeit, 50 bis 60 Leute zentral unterzubringen."
Auch Hans-Rudi Bührle, FW-Kreisrat und Bürgermeister von Bad Boll, sagte im Ausschuss, kleine Kommunen könnten so große Gemeinschaftsunterkünfte ab 50 Personen, wie sie der Landkreis sucht, nicht zur Verfügung stellen. Man müsse nun aber an die Solidarität im Kreis Göppingen appellieren, diese gemeinschaftliche Aufgabe gemeinsam zu stemmen.
Einen Zwang zur Unterbringung von Asylbewerbern gibt es für die Kommunen nicht. Im Unterschied zu den Neunzigerjahren, als die Bewerber auf die Gemeinden verteilt wurden, weil diese zur Aufnahme verpflichtet waren, liegt die Verantwortung jetzt beim Landkreis. Der hat dafür zu sorgen, dass die Menschen untergebracht werden.