Jedes Jahr treffen sich Studentenverbindungen für den Burschentag in einer städtischen Halle in Eisenach, wegen der für Deutschland historischen Bedeutung der nahen Wartburg. Aufgrund rechtsextremer Tendenzen im Verband kündigt die Oberbürgermeisterin nun Konsequenzen an.
Von Antonie Rietzschel
Versammlung auf der Wartburg, Fackelumzug zum Burschenschaftsdenkmal mit tragender Blasmusik und überall schwarz rot gold - jedes Jahr treffen sich Burschenschaften aus Österreich und Deutschland in Eisenach zum Burschentag. Tagungsort ist seit der Wende die städtische Werner-Aßmann-Halle. Doch für 2013 müssen sie sich möglicherweise etwas neues suchen.
Oberbürgermeisterin Katja Wolf hatte angekündigt, die Halle nicht mehr an den Dachverband Deutscher Burschenschaften (DB) zu vermieten, sollte die rechtsextremen Tendenzen innerhalb des Verbandes nicht aufgelöst werden. "Wir werden das ganz genau beobachten", sagte die Linken-Politikerin.
Hintergrund sind die jüngsten Entwicklungen innerhalb des Dachverbandes: Am Wochenende hatten sich die mehr als 115 Mitgliedsbünde in Stuttgart zu einer außerordentlichen Sitzung getroffen, um über die politische Zukunft des Verbandes zu entscheiden. Dabei wurde zwar der durch rechtes Gedankengut aufgefallene Schriftführer der Burschenschaftlichen Blätter, Norbert Weidner abgewählt. Teilweise als rechtsextrem eingestufte Bünde wurden jedoch nicht ausgeschlossen. Nach Aussagen von Teilnehmern sei sogar rechtes Gedankengut geäußert worden. Die liberalen Bünde hatten nach der Sitzung angekündigt, sich endgültig von dem Verband loszusagen.
Über den Umgang mit rechtsextremen Tendenzen bei der DB wird seit Juni 2011 diskutiert. Bereits vor dem damaligen Treffen in Eisenach sorgte ein Antrag zur Einführung eines "Arier-Nachweises" über die Deutschstämmigkeit von Burschenschaftlern für Aufregung. Der diesjährige Burschentag musste aufgrund einer drohenden Spaltung des Dachverbandes abgebrochen werden.
Dass sich die Mitgliedsbünde auch 2013 in der Werner-Aßmann-Halle treffen, davon ist Walter Tributsch, Sprecher des Dachverbandes überzeugt. "Wir haben einen Vertrag mit der Stadt und der kann nicht so einfach gebrochen werden. Wir machen uns keine Sorgen", sagte er. Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf entgegnet, dass es Kündigungsgründe gebe, von denen die Stadt Gebrauch machen werde. So dürften politische Veranstaltungen keinen rechtsgerichteten Charakter haben. "Wir werden uns die Rednerlisten geben lassen und die einzelnen Personen überprüfen lassen", sagte sie. Sie erwarte den Antrag zur Nutzung der Halle nächsten Herbst.
Wolf hatte im Juli dieses Jahres das Amt von dem SPD-Politiker Matthias Doht übernommen. Der hatte die Treffen bisher mit Verweis auf die 1817 begründete Tradition gestattet. Nach der Befreiung von Napoleon trafen sich deutsche Studentenverbindungen auf der Wartburg, um für staatsbürgerliche Freiheit und nationale Einheit zu demonstrieren. Die Linken-Politikerin hatte bereits sehr früh angekündigt, die Vergabe der städtischen Halle an die Burschenschaft in Zukunft "kritisch zu prüfen". Dass sich die Uniformträger wieder dort versammeln, sei "kein Automatismus".