Es ist gängige Praxis, dass dasjenige Bundesland, das den Vorsitz im Bundesrat hat, die Feiern zum »Tag der Deutschen Einheit« ausrichtet. Gegenwärtig ist das Bayern, also werden die Feierlichkeiten in diesem Jahr in München stattfinden, wo es neben einem Festakt mit reichlich Politprominenz ein »Bürgerfest« geben soll, das zwischen Feldherrenhalle und Siegestor wenigstens für zwei Tage dem zeitgleich stattfindenden Oktoberfest Konkurrenz machen soll.
Protest zum Einheitsfeiertag in München angekündigt
Ebenso gängige Praxis wie die Feierlichkeiten sind die Proteste dagegen. So ruft auch in diesem Jahr ein breites Bündnis linker Gruppen zu zwei Demonstrationen gegen die Veranstaltungen auf. Am Vorabend, also am 2. Oktober, wird eine antirassistische Demonstration unter dem Motto »Rave without Borders« durch die Innenstadt ziehen, während am 3. Oktober selbst ebenfalls in der Münchener Innenstadt eine Demonstration gegen »das dummdeutsche Selbstgefeiere«, wie es der Aufruf nennt, stattfinden wird.
Dabei geht es dem Bündnis nicht nur darum, dass die Wahl des Ortes für das »Bürgerfest«, das ausgerechnet zwischen Symbolen des Hitler-Ludendorff-Putsches und des Militarismus stattfindet, von wenig kritischem Geschichtsbewusstsein zeugt. Vielmehr geht es um das Problem des Nationalismus an sich und des deutschen Nationalismus im Speziellen.
»Wir glauben, dass es auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung extrem wichtig ist, Deutschland und den deutschen Nationalismus zu kritisieren«, erklärt Franz Xaver Huber, ein Sprecher des Bündnisses, »weil hinter diesem ›Partypatriotismus‹, der sich da sicher wieder in Szene setzen wird, noch immer ein immenses Maß an rassistischer Ausgrenzung von Menschen gehört, die nicht als Teil des nationalen Kollektivs angesehen werden.« - eine These, die sozialwissenschaftliche Studien wie der »Deutsche Zustände«-Panelstudie des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung stützen.
Zusätzlich zur Kritik am aktuellen Nationalismus soll bei den Demonstrationen aber auch an die Pogrome, Brandanschläge und rassistischen Morde der Nachwendezeit erinnert werden - und daran, dass der Bundestag dem rassistischen Mob damals nachgegeben hat, als er das Grundrecht auf Asyl faktisch abschaffte. »Da gab es schon einen Zusammenhang«, meint Huber, »die Wiedervereinigung hat da einen nationalen Chauvinismus wieder aufkeimen lassen, der sich schließlich gewaltsam entladen hat.« Doch auch wenn all das 20 Jahre her ist und sich einiges geändert hat, fände Huber es fatal, die Deutschen als »geläuterte Nation« zu präsentieren: »Alleine der Fall des NSU und die Art, wie die Behörden dabei alles taten um nichts zu tun, sprechen hier eigentlich für sich.«
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Mobiseite gegen die Einhitsfeierlichkeiten in München: