Tiefer Schock nach tödlicher Messerattacke in Heidenheim

Erstveröffentlicht: 
03.09.2012

Der Schock sitzt tief nach dem gewaltsamen Tod eines 22-jährigen Heidenheimers, der in der Nacht auf Sonntag auf offener Straße niedergestochen wurde. Am Tatort an der Bergstraße wurden Blumen niedergelegt, via Internet bekunden nicht nur Bekannte des Opfers ihr Beileid. Derweil haben sich die Täter gestellt.

 

Am Tatort an der Bergstraße deutet auf den ersten Blick nichts auf das tragische Geschehen hin, das einem jungen Menschen das Leben gekostet hat. Vier weiße Rosen und eine Reihe von Teelichtern liegen am Rande der mit einem Bauzaun abgesperrten Schotterfläche, die bis vor kurzem Parkplatz war und wo in Kürze das neue Gewerkschaftshaus gebaut werden soll. Irgend jemand hat dazu noch eine leere Bierflasche gestellt, eine Zigarette und eine Karte der FCH-Ultra-Fans. Viel größer ist der Ausdruck der Trauer im Internet, wo auch auf der persönlichen Facebook-Seite des Opfers viele Menschen kondolieren.

Warum? Das ist die Frage, die viele stellen, die niemand, selbst die Polizei derzeit noch nicht beantworten kann. Überhaupt hielt sich die Polizei zunächst bedeckt, was Auskünfte über den Tathergang oder zum Opfer angeht. Es wird auf die laufenden Ermittlungen verwiesen. Und darauf, dass es viele Spekulationen gebe, auch im Internet, deren Wahrheitsgehalt aber erst geprüft werden müsse.

Rätsel geben auch die mutmaßlichen Täter auf. Was machen drei junge Männer mit einer schwarzen Audi-Limousine mit Ludwigsburger Kennzeichen in Heidenheim. Und warum geraten sie in Streit mit einem Heidenheimer und stechen ihn dabei ab?

„Es sieht so aus, als sei es eine zufällige Begegnung gewesen“, sagt Polizeisprecher Horst Baur auf Nachfrage. Ausgangspunkt des tragischen Geschehens war demzufolge ein Schnellrestaurant in der Innenstadt. Den Namen hält die Polizei zurück, da sich die späteren Täter möglicherweise an mehreren Stellen in der Stadt aufgehalten haben. Der Blick der Zeugen solle nicht eingeschränkt werden.

Nach Informationen unserer Zeitung war es das Imbisslokal gegenüber der Zentralen Omnibushaltestelle ZOH an der Ecke Wilhelm- und Marienstraße. Dort treffen sich regelmäßig Nachtschwärmer nach diversen Clubbesuchen zu einem nächtlichen Imbiss.

Drei Männer, südländischen Aussehen, sprechen dort die Freundin des späteren Opfers an. Kurz darauf kommen ihr Freund und ein Bekannter hinzu. Mit diesen verlässt sie den Dönerladen und geht die Wilhelmstraße entlang. Die drei Männer lassen nicht locker. Sie steigen in ihren dunklen Audi und fahren den drei Heidenheimern nach. Durch die offene Fensterscheibe sprechen sie mit den Fußgängern. Welche Worte gewechselt werden, ist unklar. Fest steht nur, dass es nicht freundlich zugeht. Denn in der Bergstraße hält der Audi auf Höhe der Baulücke an. Ab hier verschwimmen die Angaben. Nur der Ausgang des Streits ist klar: Ein junger Mann stirbt an den Stichverletzungen, die ihm seine Kontrahenden beigebracht haben.

Die Polizei wird um 3.13 Uhr alarmiert. Als die Beamten am Tatort eintreffen, lebt der 22-Jährige noch, kurz später erliegt er im Klinikum seinen Verletzungen. „Wir wissen nicht, ob die Tatwaffe ein Messer war“, sagt der Polizeisprecher. Zugstochen worden sein könnte auch mit einem anderen spitzen Gegenstand. Der am Nachmittag vorliegenden Obduktion zufolge waren laut Polizei die Stichverletzungen todesursächlich.

Bei der Polizeidirektion ist man dabei, eine Ermittlungsgruppe einzurichten unter dem Namen „Bergstraße“. Eingeschaltet sind zudem auch Kollegen aus Ludwigsburg, die eigenen Angaben zufolge anhand der KFZ-Zulassungen die Halter von dunklen Audi-Limousinen überprüfen. Dass mit Hubschraubern gefahndet wurde, wie in manchen Internetforen behauptet wurde, wird dementiert. Die Ermittlungen verliefen eher unauffällig.

Überhaupt liefert das Internet eine Vielzahl von Informationen, die jedoch allesamt nur ein verschwommenes, und nicht zu verifizierendes Bild über das Opfer zeichnen. Im Facebook-Profil des 22-Jährigen finden sich Angaben, dass er ein FCH-Fan war. Beim Spiel am Sonntag in Darmstadt hatten die Fans auch schon vom Tod gehört und hatten als Zeichen der Trauer die Fahnen kopfüber aufgehängt. Ob auch es beim Spiel am Mittwoch vonseiten der Fans Trauerbekundungen geben wird, weiß man an offizieller Stelle beim FCH nicht.

Von sich selbst hatte das Opfer im Internet einen kleinen Lebenslauf preisgegeben. Demnach hat er nach seinem Abschluss an der Westschule erst in diesem Jahr einen weiteren Abschluss an der Technischen Schule in Aalen gemacht. Er outet sich als Fan der rechtslastigen NPD, von der Band „Böhse Onkels“, gleichzeitig aber auch von Bands, die eher dem linken politischen Spektrum zuzuordnen sind. Selbst zeigt er sich im Bundeswehr-Outfit.

Ob die Tat einen politischen Hintergrund haben könnte? Auch dazu sagt die Polizei derzeit nichts. Keinen Zusammenhang sehen die Ermittler indes damit, dass die „Black Jackets“, eine rockerähnliche Vereinigung, just am Tag nach der Tat abends zu einem Treffen in Heidenheim zusammen gekommen waren in ihrem Clublokal an der Clichystraße.

Laut Auskunft der Polizei haben sich bereits Zeugen gemeldet, auch solche, die die Tatverdächtigen mit Ludwigsburger Audi in der Innenstadt gesehen haben wollen. Es wird davon ausgegangen, dass sie auch andernorts Frauen angesprochen haben. Zeugen können sich weiterhin melden unter Tel. 07321.322-380.