„Pro Sachsen“ setzt auf NPD-Experten

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Die rechtspopulistische Vereinigung „Pro Sachsen“ tritt in letzter Zeit verstärkt an die Öffentlichkeit, beweist dabei aber nur ihr Ungeschick: So wurde kürzlich auf der „Pro Sachsen“-Website über eine Flugblatt-Verteilung am 12. Mai in Zwickau berichtet. Daran beteiligt war offenbar der ehemalige NPD-Landtagsabgeordnete Mirko Schmidt, der nach seinem „Ausstieg“ 2005 im Folgejahr die „Sächsische Volkspartei“ (SVP) gegründet hat, die heute Teil von „Pro Sachsen“ ist. In Zwickau tauchte an Schmidts Seite ein weiterer ehemaliger NPD-Aktivist auf: Der Kameradschafts-nahe Hitler-Verehrer Peter Klose.

 

Er war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil er schon vor dem Auffliegen des NSU und dem Bekanntwerden ihres Bekennervideos den Namen „Paul Panther“ und ein entsprechendes Avatar-Bild bei Facebook genutzt hatte. Klose ist noch immer Inhaber der Website des Zwickauer NPD-Kreisverbandes; das letzte Posting dort verfasste er am 20. April 2011, dem Tag seines NPD-Austritts, und überschrieb es mit der Zeile „Für unser Geburtstagskind“. Gemeint ist offenbar Adolf Hitler.

 

Nunmehr scheint Klose das vermutlich erste und einzige Mitglied der SVP-Ortsgruppe Zwickau geworden zu sein. Ein Nutzer mit dem Namen „SVP Zwickau“, aller Wahrscheinlichkeit also Klose selbst, meldete sich nach der Flugblatt-Aktion auf dem NPD-nahen Internetportal „DeutschlandEcho“ zu Wort und betonte, dass es für die SVP keine Rolle spiele, „ob jemand bei Pro Deutschland, der DSU, den freien Wählern, der NPD, oder bei den Freien Kräften ist.“ Unterzeichnet wurde dieser Kommentar mit der strafbaren Parole „Alles für Deutschland“. „Pro Sachsen“ hielt das nachträglich für peinlich genug, um auf der eigenen Website ein Foto Kloses kommentarlos zu löschen und so zu tun, als habe man nie mit ihm zu tun gehabt. Ein Presseverantwortlicher von „Pro Deutschland“ stellte zudem auf einem Weblog klar, Klose sei „weder Mitglied von pro Sachsen, noch von pro Deutschland“.

 

Im Hinblick auf kommende Wahlen – „Pro Sachsen“ will zur Landtagswahl 2014 antreten – arbeiten die Aktivisten aus dem Freistaat mittlerweile eng mit der bundesweiten „Pro Deutschland“-Formation zusammen. Herausgekommen ist beim hiesigen Engagement aber noch nicht viel. Zuletzt war in Leipzig an der Mensa Peterssteinweg ein Kranz von „Pro Sachsen“ im Gedenken an die „Opfer der Gewaltherrschaft des 17 Juni 1953“ aufgetaucht – direkt neben einem CDU-Kranz.

 

Außerdem scheint „Pro Sachsen“ nun auch Konkurrenz aus dem eigenen Lager zu bekommen: Am 23. Juni führte die Kleinstpartei „Union Deutscher Patrioten“ (UDP) ihren 2. Parteitag überraschend in Leipzig durch (Marriott Hotel, Am Hallischen Tor), Thema war die Bundestagswahl 2013. Die bisher unbedeutende UDP unterhält lediglich Landesverbände in Bayern und Bremen; ihnen gehören vorrangig ehemalige DVU-Mitglieder an. Auf der UDP-Website wird mit dem Psychologen Ralf Hickethier seit kurzem auch ein “Ansprechpartner” in Leipzig benannt.

 

In seiner Parteitagsrede kam Hickethier auf das “Vasallentum gegenüber den Siegern des 2. Weltkrieges” zu sprechen und behauptete, die Einführung des Euro wie auch die aktuelle Finanzkrise sei den “alten Kontrahenten Deutschlands” geschuldet. In der Sächsischen Zeitung schreibt Hickethier gelegentlich eine Kolumne zum Thema Erziehung. Sein politisches Engagement wird dort aber nicht erwähnt.

 

Der obige Text ist der GAMMA-Ausgabe 193 entnommen, erschienen Anfang Juli 2012. Den kompletten Artikel gibt es hier zum Nachlesen.