Initiative Sozialistisches Forum // Jour fixe // Herbst / Winter 2011 2012
Der antisemitische Haß auf New York
Über das Verhältnis von Antiurbanismus, Antisemitismus und Antiamerikanismus
Als die Jihadisten um Mohammed Atta am 11. September 2001 die beiden Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers steuerten und diese zu Fall brachten, bejubelte nicht nur die Neonazi-Szene in Deutschland diesen Terroranschlag. In den Kommentaren wurde nicht zuletzt auf den symbolischen Charakter des Anschlagsziels hingewiesen: Mit der Zerstörung der Twin Towers in New York sei ein zentrales Symbol der „amerikanisch-jüdischen Globalisierung“ im Herzen der „jüdischen Machtzentrale“ attackiert worden. Der Haß auf New York kommt nicht von ungefähr. Im Haß auf die Weltstadt werden Ressentiments ange-sprochen, die von grundlegender Bedeutung für den Antisemitismus sind: So gilt New York als Versinnbildlichung einer kosmopolitischen und komplexen Sozialordnung, als ultimativer Ort des Intellekts, der Dekadenz und Ausschweifung, sowie der Sphäre der Zirkulation, also der als abstrakt wahrgenommenen Seite des Kapitals. Diese Punkte lassen sich den wesentlichen Ei-genschaften einer urbanen Metropole zuordnen. New York gilt den Antisemiten dabei als Inbegriff und vollendeter Ausdruck einer verhaßten und als jüdisch imaginierten westlichen Urbanität. Der Vortrag versucht eine Theorie des Antiurbanismus zu entwerfen, in der die Anschlußfähigkeit an Antisemitismus und Antiamerikanismus im Mittelpunkt stehen.
Es spricht Bodo Kahmann (Mainz), der u.a. in der Zeitschrift „Tribüne“ veröffentlicht.
Um 20°° im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15 (Spechtpassage).
Der Einleitungstext „Die Gewalt des Souveräns“
sowie das Kommentierte Programm unter: www.isf-freiburg.org