[OB] 6. VV für autonome Politik in NRW

6. VV für autonome Politik
Nach der Demo ist vor der Blockade...
Am 05.06.11 findet im Druckluft in Oberhausen die 6. AVV statt. Bei dieser VV werden die letzten Demonstrationen und Aktionen wie die RWE-Blockadein Essen, der 1. Mai in Dortmund und Wuppertal und die Aktionen gegen den Nazi-Aufmarsch in Stolberg reflektiert. Außerdem wollen wir versuchen weitere Perspektiven für eine andere Demo-Kultur zu schaffen. Um dies zu ermöglichen, beschäftigen wir uns mit der Brockdorf-Blockade , dem Kongress fürautonome Politik in Köln und dem Antikriegstag am 03.09.2011 in Dortmund.
Weitere Themen, die auf der Vollversammlung behandelt werden, sind Freiraumpolitikund Häuserkämpfe. Hierzu werden Referent*innen vom AZ- Köln und Mustermensch bzw. DU it yourself einen kurzen Input geben.
Zusätzlich stellen sich Out of Action vor.

Food not Bombs sorgt für vegane Vokü.

Die 6. Vollversammlung knüpft inhaltlich an die 5. VV vom 27.03. an. Dazu das Protokoll

Die 5. AVV beschäftigte sich mit der aktuellen Demo-Situation in NRW. Es wurdefestgestellt, dass DemonstrationteilnehmerInnen zum einem einer höherenRepression (Vorkontrollen bspw.) ausgesetzt sind, so dass Ziele oft nicht mehrerreicht/durchgesetzt werden können und die Demonstration zu einem Wanderkessel wird. Zum anderem verkommen Demonstrationen oft zum Selbstzweck: Statt Inhalte zu transportieren, inszenieren sich Teilnehmer*innen selbst, um sich zuprofilieren, wofür sie auch bestärkende Resonanz erhalten.

Als Diskussionsgrundlage wurden zwei Demoberichte vorgestellt:Ein Beitrag zur autonomen 1 Mai Demo in Wuppertal und ein Beitrag zum 1000Kreuze Marsch in Münster.

Beitrag aus Wuppertal
Die autonome 1. Mai Demonstration in Wuppertal fand bisher immer unangemeldetstatt. Die härtesten Gegenmaßnahmen fanden 2008 statt. Hier wurde ca. die Hälfteder Teilnehmer*innen in die Gesa (Gefangenensammelstelle) gebracht. Seitdem ist es nicht mehr möglich, selbstbestimmt den Weg der Demonstration zu entscheiden,da die Demonstration von einem Bullenspalier umstellt war. Zum Teil gelang es aber aus diesem auszubrechen.
Nach Einschätzung der Wuppertaler Genoss*innen hängen die Repressionsmaßnahmen nicht davon ab, ob die Demonstration angemeldet ist oder nicht, sondern an der eindeutig autonomen Ausrichtung der Demonstration.In NRW gibt es am 1. Mai keine weitere autonome linksradikale Demonstration, sodass sich die Polizei auf Wuppertal konzentrieren und die Demonstration zu‚ Feldstudien‘ nutzen kann.
Ein Versuch, wie mit der Repression umgegangen werden soll, ist es, das Ganze auf „breitere Füße zu stellen“. So sollten für das Straßenfest mehr Menscheneingebunden werden. Wie erfolgreich dieses Konzept war, werden wir auf der 6. VV besprechen.

Beitrag aus Münster
Der 1000 Kreuze Marsch ist eine Prozession christlicher Fundamentalist*innen,die gegen Abtreibung demonstrieren und ein sexistisches, heteronormatives undhomophobes Weltbild propagieren.
Die Idee war es, diesen Marsch zu unterlaufen und „abzuschirmen“ undgleichzeitig anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, selbst kreativ zuwerden. Grund für diese Aktionsform war, dass erfahrungsgemäß eine Blockade keine Chancen hat, den Aufmarsch zu verhindern, da die Entschlossenheit fehlt und die Repression zu hoch war. Da das Abschirmen der Kreuze mittels Hochtransparenten bereits 2009 gescheitert war, sollten diese durch Schirme verdeckt werden. Diese wurden auch bereit gestellt, so dass Menschen am kreativen Protest teilnehmen konnten.
Der Nachteil dieses Konzeptes war, dass der 1000 Kreuze Marsch nicht verhindert werden konnte.
Trotzdem sind Blockaden gegen den Marsch zustande gekommen, so dass die Fundamentalist*innen erst mit großer Verspätung demonstrieren konnten. Dies hatte zur Folge, dass die Blockaden gekesselt wurden und Menschen bei der Unterwanderung der Prozession fehlten. Die Menschen in den Kesseln waren mit der Situation überfordert, da sie nur auf das Zusammentreffen mit den Fundamentalist*innen vorbereitet waren. Mit Entschlossenheit hätten die Kessel am Anfang durchbrochen werden können.

Diskussion über Probleme und Möglichkeiten autonomerDemonstrationspraxis
Danach wurden Probleme gesammelt, die auf Demonstrationen in NRW vorkommen. Es stellte sich heraus, dass es Probleme gibt, die die Teilnehmer*innen selber, undProbleme, die die Demonstrationen allgemein betreffen.

Probleme, die die Teilnehmer*innen betreffen:
  • Aktivist*innen sind nicht gemäß des Konzeptes gekleidet(z.B. “zu viel“ schwarz)
  • Die Demonstration dient einigen zur Selbstinszenierung
  • Die Konfrontation mit der Polizei wird als Ausnahmezustand wahrgenommen;dieser eventuellen Konfrontation wird bereits im vorhinein aus dem Weg gegangen,sodass der Aktionsradius von selbst aus eingeschränkt wird
  • Demos werden „konsumiert“, die Teilnehmer*innen machen sich keine Gedanken,wie sie sich auf der Demo verhalten wollen, sondern machen nur ggf. etwasvorgegebenes mit
  • Einige Menschen konsumieren während Demos Drogen und dies wird von andereneinfach so hingenommen
  • Bei Repression entsteht Überforderung, niemand weiß, was zu tun ist
  • Angereiste Teilnehmer*innen haben keine/kaum Ortskenntnis
  • Einzelpersonen filmen und stellen das Gefilmte ins Internet, ohne sich überdie Konsequenzen im Klaren zu sein


Probleme, die die Demonstration allgemein betreffen:
  • Wanderkessel schirmen die Demonstration ab
  • Transparente sagen häufig nichts aus
  • Es ist nicht klar, welches Konzept die Demo verfolgt (ist es besser michschwarz zu kleiden oder doch lieber bunt / will ich Menschen erreichen odermeinem Unmut Ausdruck verleihen)
  • Anwohner*innen wissen nichts von der Demonstration, geschweige denn über deren Anliegen Bescheid
  • Soli-Strukturen fangen nicht alle Menschen auf, zu vielen gibt es keinen Kontakt.

Nachdem diese Probleme ausgewertet wurden, wurde sich mit der Problemlösungbeschäftigt. Festgehalten wurde, dass Anmeldung ja oder nein nicht derausschließliche Dreh- und Angelpunkt für Repression ist.
  • Teilnehmer*innen von Demonstrationen sollten mehr Verantwortung undEigeninitiative übernehmen (bspw. Drogenkonsument*innen darauf hinweisen, dassAlkohol auf Demonstrationen nichts zu suchen hat).
  • Diese Eigeninitiative könnte auch bedeuten, dass sich die Teilnehmer*innen vorder Demo mit (kreativen) Aktionsformen beschäftigen, so dass ein neuer Umgangmit Repression möglich wird und weniger konsumiert wird.
  • Außerdem könnten Kleingruppen von außerhalb Karten und anderes Infomaterialausdrucken und auf der Demonstration verteilen.
  • Unorganisierte Menschen sollten besser in Strukturen eingebunden werden. Esmüsste vor der Demo Tipps zum Verhalten bei Repression geben.
  • Den Menschen, die filmen wollen, könnten vor der Demonstration bestimmteButtons gegeben werden, so dass klar ist, wer filmt. Die Menschen ohne Buttonssollten angesprochen und vom Filmen abgehalten werden.
  • Menschen mit Ortskenntnis sollten diese nutzen und Aufgaben übernehmen wieeine Flagge für einen Finger tragen statt den Lauti zu fahren.
Für den Umgang mit der Polizei und der Repression gab es folgende Vorschläge.
  • Transparente bei Verbot einfach erst nach dem Start der Demonstrationauspacken, denn eine laufende Demonstration aufzuhalten ist schwerer als einestehende.
  • Einfach mehr Transparente mitnehmen, so dass das Transparent, falls diePolizei es entwendet hat, schnell ersetzt werden kann.
  • Bei zahlenmäßiger Unterlegenheit ist ein kreativer Umgang mit der Polizeigefragt, welcher sie überfordern könnte.
  • Wenn die Polizei uns nicht laufen lassen will, sollten wir ankündigen, dass esnach einem bestimmten Intervall eine Demonstration an einem anderem Ort geben wird.


Einladung zur 6. NRW-weiten Vollversammlung für autonome Politik
Bei der letzten AVV haben wir uns mit Taktiken auf Demonstrationen, demUmgang mit Repression und Veränderungsvorschlägen der jetzigenDemokultur in NRW beschäftigt. An diese Punkte möchten wir inhaltlichanknüpfen und möchten daher die vergangenen Demonstrationen in NRW(kritisch) reflektieren und die sich dadurch ergebenen Kritikpunkte aufzukünftige Demonstrationen beziehen, sodass wir eine wünschenswerteVeränderung auf zukünftigen Demonstrationen durchsetzen können und neuePerspektiven erschaffen.

Bei der 5. AVV, war der Plan, sich mit out of action zu beschäftigen unddiese vorzustellen. Dies möchten wir auf der kommenden AVV ermöglichen.

Ein Schwerpunkt wird insbesondere sein, dass wir uns mit aktuellenHäuserkämpfen und Freiraumprojekten (in NRW) beschäftigen. Hierfür haben wirReferent_innen aus bestehenden Räumen (AZ -- Köln), sowie noch zuerkämpfenden Häuserprojekten (Mustermensch bzw. Du it yourself ausDuisburg) eingeladen.
Mit ihnen gemeinsam wollen wir Strategien und (Ausbau)Möglichkeitenlinks-besetzter Räume diskutieren und konkrete Perspektiven autonomerFreiraumpolitik (speziell im kommenden Sommer) entwickeln.Natürlich kann aber auch über die Funktion, Rolle und Sinnhaftigkeit(..) von Freiräumen diskutiert werden.

Doch wie die AVV letztlich konkret aussehen wird, können und wollen wirnicht entscheiden, dass bestimmt ihr.

Die vegane Vokü wird bereitet von Food not bombs.

Außerdem möchten wir darauf hinweisen das die AVV auf den Jahrestag derErmordung des Genossen Günter Routhiers durch die Polizei am 05.06.1974im Arbeitsgericht Duisburg fällt.

Hier unser geplantes Programm:
  • 12:00 Uhr - Ankunft
  • 12:30 Uhr - Beginn (pünktlich !)
Block I
  • 13:00 Uhr - Reflexion vergangener Demonstrationen und Aktionen. Im Besonderen knüpfen wir hier an den Inhalt der letzten VV an und wollen evaluieren ob und in wie weit die besprochenen neuen Demostrategienfunktioniert haben bzw. welches Potenzial denkbar ist.
  • 14:00 Uhr -- Aussicht/Aktuelles (Kommende Aktionen und politischeEreignisse)
  • Autonomiekongress Köln
  • Von Brokdorf nach Gorleben
  • Antikriegstag Dortmund
  • 15:45 Uhr - Mittagspause
Block II
  • 16:30 Uhr Out of Action**
  • 17:00 Uhr - Häuserkämpfe und Freiraumprojekte, gemeinsam wollen wir Perspektiven linksradikaler Freiraumpolitik in NRW entwickeln und umsetzen. Aber auch über die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit (..)solcher Räume diskutieren.
  • 19:00 Uhr – Ende