[Bielefeld] Demonstration gegen Studentenverbindungen

lauter und bunter ohne band und mütze

Bis zu 200 Menschen haben am 1.4.2011 gegen Studentenverbindungen im Allgemeinen und den "Bismarck-Kommers" in der Bielefelder Stadthalle im Besonderen demonstriert. Die zweistündige Demo erzielte eine beträchtliche Außenwirkung und verlief ohne besondere Vorkommnisse. Trotz widriger Witterungsbedingungen und mehrerer politischen Parallelveranstaltungen versammelten sich 140 Teilnehmer zur Auftaktkundgebung in Sichtweite des Hauses der neonazistischen "Burschenschaft Normannia-Nibelungen". Ein ausführlicher Redebeitrag von "Argumente und Kultur gegen Rechts e.V." thematisierte hier die aktuellen Verstrickungen dieser Burschenschaft in die bundesweiten Strukturen der extremen Rechten. Danach setzte die Demonstration sich lautstark ("rassistisch, sexistisch, ekelhaft - das ist die Deutsche Burschenschaft") in den studentisch geprägten Bielefelder Westen in Bewegung.


Durch das breit angelegte Verteilen von Flugblättern und wiederholte Ansagen vom Lautsprecherwagen wurde hier ein Höchstmaß an Öffentlichkeit erzielt. Durch einzelne Nachzügler_innen und zahlreiche Anwohner_innen, die sich der Demonstration anschlossen, wuchs der Demonstrationszug bis zur Zwischenkundgebung vor der örtlichen Industrie- und Handelskammer auf zeitweilig 200 Menschen an. Vor der IHK erläuterte "Antifaschistische Praxis in Bielefeld" [APiB] die Funktionsweise elitärer männlich-deutscher Seilschaften am Beispiel des Bielefelder IHK-Hauptgeschäftsführers Thomas Niehoff, der gleichzeitig Mitglied der pflichtschlagenden "Alten Leipziger Turnerschaft Hansea zu Bielefeld" ist.


Die letzte Etappe der Demo ging dann durch die hochfrequentierte Fußgänger_innenzone zum Hauptbahnhof. Der auf diesem Abschnitt leider fehlende Lautsprecherwagen wurde hier durch eine nochmal intensivierte Flugblattverteilung kompensiert, so dass sich auch auf diesem Abschnitt wieder mehrere Passant_innen der Demo anschlossen. Da sich ab hier bereits nach und nach kleinere Gruppen abseits der Demonstrationsroute in Richtung Stadthalle bewegten, erreichte die Abschlußkundgebung noch ein geschlossener Demonstrationszug von 150 Personen. In einem letzten Redebeitrag fasste "Analyse und Kritik des studentischen Verbindungs(un)wesens" [ak:mütze] noch einmal die zentralen Kritikpunkte am Korporationswesen zusammen: Sexismus, völkischer Nationalismus, elitäre Seilschaften.


Die Stadthalle selbst, in diesem Jahr noch Austragungsort des "Bismarck-Kommers", war weiträumig durch die Polizei abgeriegelt, so dass es im Anschluß an die Demo nur noch zu vereinzelten Meinungsbekundungen gegenüber den Verbindungsstudenten vor Ort kam.


Die Demonstration spiegelte ein Abbild des breiten Unterstützer_innen-Bündnisses wider und war entsprechend bunt zusammengesetzt. Verschiedene studentische Gruppen, antifaschistische Gruppen sowie soziale Initiaven und Parteien waren zu jeweils annähernd gleichen Teilen vertreten.

 

Alle Hintergründe zu den Protesten gegen den "Bismarck-Kommers", eine Dokumentation der Redebeiträge und vieles mehr ist unter http://bismarck.blogsport.de zu finden.