Plötzlich interessieren sich auf einmal auch Konservative für die
Probleme von Homosexuellen ‒ nämlich wenn diese Opfer von Gewalt werden,
die von „Fremden“ ausgeht. Diese werden von ihnen einer „rückständigen“
und „andersartigen“ Kultur zugeordnet, von der sie sich selbst abheben
möchten. Selbst Linken gilt „der Westen“ als Quelle sexueller
Emanzipation schlechthin und „der Islam“ wiederum als monokausal
verantwortlich für sexu...alrepressive
Zustände und die Verfolgung von „Schwulen“ im Nahen Osten. In seinem
Vortrag dekonstruiert Georg Klauda diesen kulturalistischen Mythos. Er
umreißt eine Geschichte der Heteronormalisierung der muslimischen Länder
als einen von Europa inspirierten Modernisierungsprozess, der in der
Übernahme von psychiatrischen Kategorien, sexuellen Identitäten und
nationalistischen Praktiken bestand. Auch wird thematisiert, wie das
Konstrukt der „islamischen Homophobie“ als politisches Instrument
verwendet wird.
Georg Klauda ist Autor des Buches „Die
Vertreibung aus dem Serail: Europa und die Heteronormalisierung der
islamischen Welt“ (Hamburg: Männerschwarm, 2008).
Eine Veranstaltung der kritischen Uni Kassel:
Veranstaltungsort:
Uni Kassel, Nora-Platiel-Straße 5, KUK Raum (0213)