Aufruf für einen proletarischen Antifaschismus am 1. Mai 2017 in Halle (Saale)
Am 1. Mai 2017 wird in Halle (S.) einer der größten Nazi-Aufmärsche Deutschlands an diesem Tage stattfinden. Nazis werden sich als Streiter für die Interessen der lohnabhängigen Klasse hochstilisieren und sich als einzig wahre Alternative zum Bestehenden profilieren. Dass sich die Faschisten weder für das eine noch das andere ernsthaft darstellen können, steht außer Frage.
Als Gegenreaktion haben sie Aktionen des "besseren Deutschlands" in Form der etablierten Parteien von CDU bis Linkspartei sowie restlicher bürgerlicher Akteure und einen linksradikalen Antifaschismus, der jedoch völlig die Wichtigkeit des Klassenkampfes und somit der sozialen Revolution ausblendet, zu erwarten.
Wir lehnen die bestehende linksradikale Kampagne gegen den Nazi-Aufmarsch am 1. Mai 2017 nicht komplett ab, jedoch ist durch die alleinige Fixierung auf die Auseinandersetzung mit Faschisten an diesem Tage keine Nachhaltigkeit gegeben.
Wir zitieren eine kommunistische Gruppe, die 2015 sieben Punkte formulierte, welche wir vorbehaltlos unterstützen.
- Antifaschistische Arbeit muss sich auf die vom Faschismus zuerst Betroffenen stützen. Selbst wenn unsere Kräfte schwach sind, müssen wir ernsthafte Schritte in diese Richtung tun. Nachdem HoGeSa in Köln mehr als 40 migrantische Passanten verletzt und unmittelbar hinter dem Kölner Hauptbahnof mindestens ein Restaurant zerstört hatte, ist zumindest unseres Wissens nach keine ernsthafte Initiative von Revolutionären ausgegangen, die enttäuschten Hoffnungen auf das Eingreifen des Staats und die Wut der Menschen dort aufzugreifen.
- Zu den Betroffenen gehören die Nachbarn im Stadtviertel, die KollegInnen am Arbeitsplatz und viele weitere Menschen, mit denen wir alltäglich in Berührung kommen. Warum nicht im eigenen Stadtviertel oder Betrieb anfangen, eine langfristige Arbeit zu entwickeln, die sich gegen die alltäglichen Schikanen am Arbeitsplatz und im Haus, gegen Überstunden und Mieterhöhungen ebenso richtet wie gegen die ideologische Faschisierung, die uns weismachen will, die “Ausländer” oder Muslime wären daran schuld oder ihnen ginge es besser. Eine Arbeit, bei der wir Verbindungen über religiöse und nationale Grenzen hinweg aufbauen und z.B. gemeinsam mit unseren Nachbarn Kontakt zu den BewohnerInnen des nächsten Flüchtlingsheims knüpfen?
- Die Selbstbezogenheit der fortschrittlichen Kräfte in Deutschland ist sicher eine Schwäche, die auch uns KommunistInnen betrifft. In der sogenannten Antifa-Bewegung ist diese Selbstbegrenzung auf Bündnisarbeit – beispielsweise, um Nazi-Aufmärsche zu blockieren – besonders schwerwiegend: Weil in diesem Bereich nämlich noch leichter als in anderen Arbeitsfeldern (verglichen z. B. mit der heutigen antimilitaristischen Arbeit) der Schritt aus der Szene heraus gemacht werden kann.
- Jeder der bereit ist, sich die Konsequenzen der Indizien und Beweise für die staatliche Beteiligung am NSU vor Augen zu führen, muss erkennen, dass der demokratische bürgerliche Staat als Schutz gegen faschistischen Terror aller Art nicht in Frage kommt. Es gilt also, den Kräften und Verhältnissen entsprechend den antifaschistischen Selbstschutz in der Bewegung, im Stadtteil und im Betrieb zu propagieren und zu organisieren.
- Die einseitige Fixierung auf „deutsche“ Faschisten muss aufgebrochen werden. Türkische, griechische, islamistische Faschisten usw. müssen ebenfalls von einer konsequenten Antifapolitik ins Visier genommen werden. Wir werden uns sonst schnell in der Situation wiederfinden, dass die „deutschen“ Faschisten glaubwürdig behaupten können, sie seien die einzigen, die hierzulande etwas gegen den „Fundamentalismus“ tun würden.
- Auch in diesem Feld muss es uns, um langfristig erfolgreich zu sein, darum gehen, den Kampf nicht nur gegen die “klassische” faschistische Ideologie zu führen. Die faschistische Ideologie ist, wie oben entwickelt, vielfältig, nimmt verschiedene Formen an. Und der Faschismus ist nur eine von vielen bürgerlichen Ideologien. Letztlich ist der einzig effektive und konsequente Weg, ein massenhaftes Übergehen von sich selbst als sozialdemokratisch, liberal oder unpolitisch betrachtenden Ḿassen in das Lager der Faschisten zu verhindern, die proletarische, kommunistische Ideologie an ihre Stelle zu setzen und in Verbindung mit der Organisierung des Widerstands in den Massen zu propagieren.
- Die in den 80er Jahren etablierte, auf verschiedene Teilbewegungen fixierte Praxis der fortschrittlichen Kräfte muss aufgebrochen werden. Antifa muss mit Antira (Antirassismus) verbunden werden. Im Konkreten muss die noch immer starke Flüchtlingsbewegung mit dem Kampf gegen PEGIDA verbunden werden.
Quelle: http://komaufbau.org/die-bewegungen-pegidahogesa-und-die-perspektiven-des-proletarischen-antifaschismus/
Wir entschieden uns, mit Hilfe von Spruchbändern und Transparenten, welche wir in der halleschen Neustadt sowie Innenstadt platzierten, auf unseren Standpunkt aufmerksam zu machen.
Antifaschismus und Klassenkampf sind unzertrennlich. Wer nachhaltig das bestehende System umformen will, muss sich über die Wichtigkeit des Klassenkampfes sowie der sozialen Revolution bewusst werden.
Den roten Aufbau organisieren!
Kommunismus oder Barbarei!