Wer schoss auf Parteibüro der Linken?

Erstveröffentlicht: 
01.04.2017

Das Operative Abwehrzentrum der sächsischen Polizei sucht nach den Verantwortlichen für einen erneuten Anschlag auf ein Büro der Linkspartei im Leipziger Stadtteil Connewitz. Auf die Räume des "linXXnet e.V." waren den frühen Morgenstunden des Freitags Schüsse abgegeben worden, wie die Polizei mitteilte.

 

Schuss durchdrang Fenster


Einer der Schüsse beschädigte eine Sicherheitsglasscheibe des Büros, ein zweiter durchbohrte den Fensterrahmen. Zur Tatzeit hielt sich dort niemand auf. In dem Büro haben mehrere Europa-, Bundestags- und Landtagsabgeordnete der Linken sowie linke Projekte ihre Arbeitsräume. Landesparlamentarierin und Mitbetreiberin Juliane Nagel wurde noch in der Nacht von der Polizei informiert. Deren Experten fanden nach ihren Angaben im Büroinnenraum eines der abgefeuerten Projektile.

 

A little bit shocky. Zwei Einschusslöcher am #linxxnet. pic.twitter.com/Sp1QCXZFRm

— Jule Nagel (@luna_le) 31. März 2017

 

Politischer Hintergrund vermutet


Das OAZ ermittelt wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz. Ein politisches Motiv ist laut Polizei nicht ausgeschlossen. Bei der Spurensuche wurde die Polizei offenbar schnell fündig, denn noch am Freitagnachmittag gab es in Leipzig mehrere Polizeieinsätze, die nach MDR-Informationen mit dem Anschlag auf "linXXnet" zusammenhängen sollen. 

 

Polizeieinsatz in Bar - eine heiße Spur?


Die Polizei durchsuchte mehrere Räumlichkeiten, darunter eine Shisha-Bar im Stadtzentrum. Offiziell bestätigt wurde der Zusammenhang jedoch nicht. Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz, erklärte lediglich, es habe eine von der Staatsanwaltschaft Leipzig veranlasste polizeiliche Maßnahme gegeben. Festgenommen worden sei niemand. Weitere Einzelheiten wollte Schulz nicht nennen.

Damit bleiben auch Informationen unbestätigt, wonach die Schüsse auf das "linXXnet"-Büro aus einem fahrenden Auto heraus abgegeben worden sein sollen. Diese Spur führte die Ermittler offenbar zu der Shisha-Bar, die nach MDR-Informationen als Treffpunkt der Streetgang "White Lions" gilt. Der Vereinigung werden Kontakte zur Rocker- und Türsteherszene nachgesagt. 

 

Beinahe schon trauriger Alltag


Die Schüsse vom Freitag sind nicht der einzige Anschlag auf "linXXnet". Immer wieder gibt es Schmierereien oder Steinwürfe. So wurde wenige Tage vor den Schüssen ein Stein gegen die Schaufensterscheibe geschleudert – genau an die Stelle, wo ein Unterstützerplakat für Flüchtlinge hängt. Juliane Nagel sprach von einer "Strategie der Einschüchterung durch extreme Rechte", die sich am linksalternativen Stadtviertel Connewitz abarbeiten wollten. Dass nun auch Schusswaffen eingesetzt wurden, sei jedoch eine neue Eskalationsstufe. Aber man werde sich auch davon nicht einschüchtern lassen, betonte die Landtagsabgeordnete. 

 

Gegen Gewalt und Rechts


Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung bezeichnete den Anschlag als eine Folge der Enthemmung. Der SPD-Politiker mahnte, Gewalt könne und dürfe kein Mittel der Auseinandersetzung sein. Linke-Bundeschef Bernd Riexinger forderte angesichts des Angriffs auf das Leipziger Parteibüro "klare Kante gegen Rechts".

Die Radikalisierung, wie wir sie bei Legida in Worten und Parolen erleben mussten, findet jetzt ihren Weg auf die Straße.

Burkhard Jung Oberbürgermeister von Leipzig, SPD

Wir müssen deutlich machen, dass solche Taten, die wahrscheinlich von rechten, neonazistischen und faschistischen Kräften verübt wurden, keine Toleranz in dieser Gesellschaft finden.

Bernd Riexinger Bundesvorsitzender der Partei Die Linke