Den Vormittag des Heiligabends haben Mitglieder des "Freundeskreises Thüringen / Niedersachsen" und Unterstützer von "Ein Volk hilft sich selbst" genutzt, um eine Kundgebung in Duderstadt abzuhalten und Geschenke an deutsche Familien zu verteilen. Organisierter Gegenprotest blieb aus.
Duderstadt. Das Motto der Veranstaltung, die Jens Wilke angemeldet hatte, lautete "Das Blut klebt an euren Händen". Der Vorwurf an die Bundesregierung, mit ihrer Asylpolitik zur Unsicherheit in Deutschland beigetragen zu haben, spiegelte sich auch in den Transparenten wider, die Demonstrationsteilnehmer hielten: "Ihr habt den Terror geholt", "Heute tolerant und morgen fremd im eigenen Land" und "Asylflut stoppen" lauteten die Aufschriften.
Dass der "Freundeskreis" rassistisches Gedankengut verbreite, wies Hauptredner Wilke ebenso von sich wie den des "Weltverschwörertums", den "Linke und die Presse" verbreiteten. Berlin habe gezeigt, dass "man nicht mehr in Ruhe auf den Weihnachtsmarkt gehen" könne. "Und es kommt noch schlimmer", prophezeite er. "Ich möchte nicht zusehen, wie mein Land, meine Kultur und meine Heimat untergehen", sagte Wilke, auch wenn die "staatlich finanzierte Antifa" versuche, ihn einzuschüchtern. Dem "Freundeskreis"-Mitglied waren zuletzt in der vergangenen Woche die Reifen seines Autos zerstochen worden.
Die regionalen Bündnisse gegen Rechts hatten auf organisierten Gegenprotest verzichtet. Ein Sprecher von "Duderstadt bleibt bunt" begründete dies damit, dass sich die Mitglieder des Zusammenschlusses nicht durch "Rechtsextreme" diktieren lassen wolle, wie sie den Heiligen Abend zu verbringen hätten. Einzelne Bündnis-Unterstützter zeigten sich dennoch vor Ort, unter ihnen Martina Hagel. Als "daneben" kritisierte die in der Flüchtlingshilfe engagierte Duderstädterin, den Termin und dessen Genehmigung "ausgerechnet an Heiligabend". Als Zeichen des Protests notierte sie "Unser aller Gott ist ein Gott des Friedens" auf einem Stern, den sie Wilke schenken wollte - ein Zitat eines Satzes, der die Trauerfeier in der Gedächtniskirche nach dem Anschlag von Berlin geprägt hatte. Auch andere Duderstädter machten ihrem Unmut Luft: im Vorbeiradeln, mit demonstrativ zugehaltenen Ohren oder durch ein "Gott sei Dank" aus voller Kehle, als das Mikrofon Wilkes aussetzte.
Einige hingegen freuten sich über den Besuch von "Ein Volk hilft sich selbst". Die regionale Gruppe um Mario Messerschmidt von der "Bürgerinitiative Adelebsen" verteilte Lebensmittel und Plüschtiere an bedürftige Familien. Das "Volksprojekt", wie es Messerschmidt nannte, unterstützt allein deutsche Familien. "Für mich wäre das ein Grund, kein Geschenk anzunehmen", sagte Hagel.