"Wissen nicht, wer wir sind": Der Innenminister beobachtet ein mangelndes Nationalbewusstsein unter Deutschen. Auch die Religiosität schwinde. Das wirke sich auf die Integration von Flüchtlingen aus.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) beklagt ein mangelndes Nationalbewusstsein der Deutschen.
"Obwohl es uns ökonomisch gut geht wie selten zuvor, sind wir uns unserer selbst, unserer Identität nicht sicher genug", sagte er in einem Interview mit dem "Stern": "Wir wissen nicht mehr genau, wer wir sind und wer wir sein wollen. Was uns als Deutsche ausmacht."
De Maizière äußerte sich zudem besorgt über die abnehmende kirchliche Bindung.
"Die Zahl der überzeugten Christen in Deutschland ist kleiner geworden", sagte der CDU-Politiker, der dem Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages angehört.
Integration von Muslimen "objektiv schwierig"
Es erschwere die Integration von Muslimen, dass sie auf eine Gesellschaft mit einem "verunsicherten christlichen Selbstbewusstsein stoßen".
Die Integration von Muslimen sei "objektiv schwieriger" als beispielsweise die Integration von Russlanddeutschen. Die kulturellen Unterschiede seien größer, das mache Anpassungs- und Integrationsanstrengungen schwieriger.
"Die Auseinandersetzung zwischen dem Christentum und dem Islam war über Jahrhunderte hinweg kompliziert. Das ist im historischen Gedächtnis der Deutschen verankert", sagte de Maizière.